Kapitel 10

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Wieso hatte ich nur so ein mieses Karma?
Wollte mich das Leben verarschen?
War das vielleicht nur ein Traum? -Wenn ja wollte ich sofort aufwachen.
Denn das hier musste einfach ein Traum sein, ein Albtraum. Leon's Steinstatur stand da und sah mich aus leblosen Augen an. Ich wagte keinen Schritt weiter zu gehen.
"Wieso?", rief ich traurig und sauer zugleich, "Was hat er dir bitteschön getan? Ist er nicht nach deiner Nase getanzt, wie deine Anderen Vampir-Marionetten?!"
"Ich habe ihn nur hier festgehalten... Nicht ihm befohlen in die Sonne zu gehen", gestand Darkside. Ich biss die Zähne zusammen und schluckte die Tränen mitsamt dem dicken Kloß in meinem Hals hinunter.
"Und es gibt gar keinen Weg ihn zurückzuholen?", fragte ich leise.
"Nein.", erwiderte der Vampir ohne jegliche Emotionen in seiner Stimme. Entweder war er ein guter Schauspieler oder es ging ihm wirklich am Arsch vorbei das jemand wegen seinen Taten bereit war sein Leben zu beenden.
"A-Aber es muss einen Weg geben, Leon würde uns das nicht antun.", flüsterte ich mehr zu mir als zu ihm. Ich kannte meinen Bruder! Und er hatte mit Sicherheit einen Weg gefunden zu überleben, ich musste nur dahinter kommen was es war...
Er konnte uns doch nicht einfach so verlassen! Mich. Und... Und Marlon und Vanessa. Oh Gott wie sollte ich ihnen das nur beibringen? Meine Gedanken kreisten nur noch um einen Punkt. Leon zurückholen! Aber es war wie eine Einbahnstraße. Es kam mir niemand entgegen, niemand würde mir helfen. Ich war allein.

Obwohl wir unter freiem Himmel standen, hatte ich das Gefühl als würde der Platz nicht ausreichen. Als würde mich etwas oder jemanden langsam zerquetschten. Da ich vor keinem dieser Vampire heulen wollte, ging ich an Darkside vorbei zurück in mein Zimmer. Ich beschleunigte meine Schritte immer mehr, bis ich den sicheren Türknauf unter meinen Fingern spürte und die Tür hinter mir ins Schloss fallen lassen konnte.

Ganz langsam verarbeitete mein Gehirn die eben neu gewonnenen Informationen. Aus einem stummen Weinen wurde ein heißeres Schluchzen. Ich ließ mich zu Boden gleiten und legte meine Kopf auf meine Knie. Ich kannte dieses Gefühl und ich hasste es, verabscheut es. Denn eigentlich hatte ich gehofft es nie wieder verspüren zu müssen. Der Verlust. Das Allein-Sein. Und das Gefühl der Leere in meiner Brust, dass mich zerfraß.

Da mein Bett noch immer ein Sarg war, schlief ich auf dem Boden. Ich hatte mir die Rückenschmerzen jedoch schlimmer vorgestellt oder sie wurden ganz einfach vom Brennen in meiner Hand und meinem Herzen ausgeblendet. Im Nachhinein schmerzte der Schnitt an meinem Handgelenk nämlich doch etwas.

Nachdem die Tränen versiegt waren, erhob ich mich wieder und ging auf den mickrigen Schreibtisch zu.
Wie viel seiner Zeit Leon wohl hier verbracht hatte?
Wann er sich wohl dazu entschieden hatte, sein Leben... Nunja mehr oder weniger zu beenden? Auch wenn die Tränen nicht mehr flossen, das Gefühl ließ sich nicht verdrängen.
Wenn Darkside mich schon früher zu sich geholt hätte, hätte ich vielleicht...
Wartet... Das war doch der springende Punkt bei der ganzen Sache! Jetzt wo Leon weg war, brauchte er mich! Wenn die Kerle hier auftauchen würden, könnte er ihnen ja schlecht den versteinerte Leon vor die Nase halten, damit erreichte er nichts! Er brauchte einen lebendigen Lockvogel! Auch wenn ich nicht so ganz wusste wofür.
Langsam began ich wohl die Puzzelteile zusammen zu setzten und somit würde ich auch hoffentlich bald hinter Darksides Pläne und Geheimnisse kommen.
Deshalb sollte ich auch kein Vampir werden, natürlich! Er wollte nicht auch noch "das Ersatzteil" seines einst so ausgeklügelten Plans verlieren. Gut dass ich das jetzt wusste!

Ich würde ihm seine Pläne -wovon immer sie auch handeln würden- nämlich ordentlich durcheinander bringen.

Es waren ein paar Tage vergangen und die Motivation Darksides Pläne zu durchkreuzen war noch so groß wie eh und je, jedoch war ich auch immernoch genauso erfolglos damit gewesen. Mittler Weile müsste ich alle Bücher aus der sowieso schon kleinen Bibliothek gelesen haben, aber trotzdem... nichts!

'Das war doch vorausschaubar, als ob Darkside die Lösung zu deinen Problemen offen auf dem Küchentisch liegen lassen würde!', dachte ich ärgerlich.

'Okay dann ab zu seinem Schlafgemach!'

'Daran hab ich auch schon gedacht, also halt dich da raus innere Stimme!'

'Ich versuche nur zu helfen...'

'Schon klar. Wenn Darkside mich erwischt sag ich ihm einfach das mich mein inneres Ich dazu angestiftet hat', dachte ich noch einmal sarkastisch bevor ich mich tatsächlich auf den Weg in das Gemach des geschmacklosen Vampirs machte.
Es war Tag, weshalb sich kaum einer der Vampire auf den Fluren aufhielt, sondern eher in der Küche. Da gab es nämlich einen Kühlschrank mit Blutkonserven, nicht zu letzt auch mit meinem Blut! Leise schlich ich zum hinteren Teil der Fabrik, wo die vier Zimmer lagen. Eins war das von Jekyll und Hyde, in dem anderen schliefen die Mädchen -Blossom, Terry, Marry und Düsentrieb- und das größte von allen gehörte natürlich dem Boss. Aber was sich hinter der vierten Tür verbarg wusste ich nicht. Düsentrieb verbrachte die meiste Zeit dort, weshalb ich annahm dass das irgenwie ihr Zimmer war.

Auf leisen Sohlen schlich ich zur dritten Tür.
"Was willst du hier?", hielt mich eine Person davon ab auch nur die Türklinke hinunter drücken zu können. Ich schreckte herum und sah direkt in Darksides munteres Gesicht, ein schadenfrohes Lächeln hatte sich dort ausgebreitet.
"Ich? Ich...", stotterte ich.

'Okay ich habe geblufft. Ich kann ja schlecht sagen das mich meine innere Stimme hierzu angestiftet hat...'

"Sie hat mit Sicherheit nur die Toilette gesucht. Kein Wunder dieses Haus ist viel zu groß für so ein kleines Menschlein.", ertönte eine weibliche Stimme hinter ihm. Ich glaube das war Düsentrieb.
"Genau", setzte ich schnell hinterher und nickte eifrig.
"Keine Angst Darkside, ich zeig ihr wo das Badezimmer ist. Vielleicht merkt sie sich es dann endlich", lächelte sie freundlich. Prüfend sah er uns an und verschwand genauso still und heimlich wie er eben erschienen war.
"Und was wolltest du jetzt wirklich in seinen Zimmer?", fragte das Mädchen neugierig.
"Nichts.", sagte ich Stumpf und zugegeben auch etwas schroff.
Man ich sollte mich mal nicht so anstellen, immerhin hatte sie mich gerade gerettet!
"Sorry, okay ich erklärs dir...", begann ich zu erzählen was ich mir in Darksides Zimmer zu finden erhoffte.

Hi,
hier und im nächsten Kapitel wird es hauptsächlich wieder um die Vampire - und natürlich Clary- gehen.
Ob Clary und Düsentrieb sich wohl verstehen werden?
Vielleicht sogar Freundinnen werden? Ihr erfahrt es im nächsten Kapitel.
Bis dahin!

Eure Alina 🌹


DWK - Hinter dem HorizontWhere stories live. Discover now