火 30 - EINE BOMBE DER GEFÜHLE?

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Stumm ließ ich den Zettel sinken. Ich konnte nicht glauben was dort stand. Es klang noch immer so absurd. Aber es musste die Wahrheit sein. Es erleichterte mich, dass ich nun endlich im Klaren war, was ich die ganze Zeit mit mir herumschleppte. Doch es überraschte mich, dass mir meine Eltern das Juwel hinterlassen hatten, damit ich es selbst einmal verwenden konnte und nicht, um es nur zu beschützen. Andererseits verunsicherte mich es sehr. Ich war mir bewusst, dass meine Seele nicht rein von Dunkelheit war und wenn ich sterben würde, dann wäre ich nicht mehr dieselbe. Leider wusste ich nicht wie ich meine Seele von der Dunkelheit befreien könnte oder ob es überhaupt möglich war.

Ich schob den Brief wieder zurück in den Umschlag und setzte das Jutsu der Feuervenen ein. Der Brief entflammte und war ein paar Sekunden später nur noch ein kleines Häufchen Asche. So konnte keiner mehr von dem Juwel erfahren und das Geheimnis war zumindest sicher. „Komm. Wir gehen", sagte ich zu Hidan, ehe ich schnell meinen Stapel Papiere in einem Karton verschwinden ließ und nacheinander die Fackeln löschte. „Warum das denn auf einmal? Guck mal wie viele Sachen es hier noch gibt. Du wolltest hier alles umkrempeln", entgegnete er verwirrt und breitete demonstrierend die Arme aus. „Ich weiß. Aber ich habe gefunden was ich brauche", antwortete ich und lief die Treppen wieder rauf. Hidan folgte mir einfach nur mit einem genervten stöhnen. Es war auch nicht anders zu erwarten. Entweder er würde protestieren, es gezwungenermaßen unzufrieden hinnehmen oder nichts verstehen und lauter lästige Fragen stellen.

„Wohin als nächstes?", fragte Hidan, als wir wieder die Straße entlangliefen. Ich zuckte mit den Schultern und lächelte. „Keine Ahnung. Einfach irgendwohin", antwortete ich und sprang ohne Vorwarnung auf seinen Rücken und klammerte mich an ihm fest. Erschrocken stolperte er zur Seite, konnte jedoch noch rechtzeitig sein Gleichgewicht wiederfinden. „Hey! Was soll denn die scheiße?", keifte er und versuchte mich, durch wildes Herumhüpfen und Drehen, wieder abzuschütteln. „Ich will nur getragen werden", meinte ich unschuldig und umschlang ihn noch fester. „Und da du so ein netter, starker und richtiger Mann bist, machst du es doch bestimmt gerne?" Ich wählte diese Worte nicht ohne Grund. Man musste Hidan einfach nur haufenweise Komplimente machen und ihn glauben lassen, er wäre der Beste. Dann wird man sein allerbester Freund. „Du hast das gutaussehend vergessen", merkte er mit einem selbstzufriedenem Ton an, umfasste meine Beine und trug mich ohne ein weiteres Kommentar. Wie gesagt, er war sehr leicht zu manipulieren. „Ach, du musst mich schon sehr mögen", seufzte ich und schlang meine Arme um seinen Hals und beugte mich nach vorne, sodass mein Kopf direkt neben seinem war und presste meine Wange an seine. Würde er jetzt seinen Kopf zu mir drehen, würden wir uns wahrscheinlich küssen, da wir uns so nah waren. Mehr oder weniger glücklicherweise tat er es nicht, sondern sah mich nur aus dem Augenwinkel aus an. Mein Herz fing bei dieser Nähe an zu pochen. Was geschah nur mit mir? Warum wünschte sich ein Teil in mir auf einmal, dass er sich zu mir dreht und mich küsste? Warum wollte ich so plötzlich immer von ihm getragen werden, damit ich so nah wie möglich bei ihm bin? Diese Gefühle schlugen bei mir ein wie eine Bombe und verunsicherten mich zutiefst. Doch ich versuchte sie erst einmal aus meinem Kopf zu verbannen, damit er nichts davon mitbekam. Das würde mehr als peinlich für mich werden. „Was redest du denn da? Du hast es doch eben gesagt, ich bin einfach ein richtiger Mann und meine Aufgabe als Mann ist es Jungfrauen in Nöten zu helfen", antwortete er und drehte seinen Kopf trotzig zur anderen Seite. Ich kicherte kurz, über seinen Versuch seine Verlegenheit zu verstecken und lehnte mich wieder zurück. Es war kaum zu übersehen, dass sein Gesicht rot angelaufen war. „Ich bin keine Jungfrau, Hidan", informierte ich ihn in einem nebensächlichen und amüsierten Ton. „Hatte ich auch nicht erwartet", war seine Antwort, worauf ich gespielt empört einatmete. „Was soll das denn heißen?" Er zuckte mit den Achseln. Eigentlich hatte ich eine andere Antwort erwartet, oder gar erhofft. Ich hatte nochmal Lust ihn aus der Fassung zu bringen, aber das hat ja wohl nicht geklappt. „Du bist eben... Du siehst halt...", stammelte er und suchte angestrengt nach einer passenden Antwort damit ich ihn nicht wegbrutzelte. Doch als ich anfing zu lachen, stöhnte er genervt auf, da er endlich gemerkt hatte, dass ich ihn nur verarscht hatte. Beleidigt schnaubte er. „Ach komm schon. Ich hab dich doch lieb! War doch nur ein Scherz", lachte ich und strich ihm wiederholend durch seine Haare und massierte ihm somit die Kopfhaut. Von ihm kam nur ein zufriedenes Brummen. Seine kleine Verärgerung war wie weggeblasen.

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Für die Nacht mussten wir uns wohl mit dem Waldboden zufriedengeben. Wir kamen leider nicht rechtzeitig an einer Unterkunft vorbei und mussten daher Zelten... ohne Zelt. „Das passt mir jetzt überhaupt nicht", meinte Hidan, während er es sich zwischen zwei dicken großen Wurzeln bei einem Baum bequem machte. Er baute sich aus seiner Jacke, einer Decke und anderer weichen Stoffteile ein gemütliches Plätzchen. Ich hingegen saß an einem dürren Baum, auf der feuchten Erde und versuchte mich irgendwie warm zu halten. Gerade fing ich an mich auf diesem ungemütlichen Plätzchen zu entspannen, da fiel irgendwas Feuchtes auf meine Wange. Verwirrt öffnete ich meine Augen und bemerkte, dass es anfing zu regnen. War ja klar! Sobald man mal eine Nacht draußen verbrachte, fing es an zu schütten. Neidisch blickte ich rüber zu meinem Reisegefährten. Durch das riesige und dichte Blätterdach seines auserwählten Baumes bekam er nichts vom Regen ab und blieb zu seinem Glück trocken. Immer mehr Regentropfen fielen hinab und ich durchwühlte meinen Rucksack nach irgendwas, mit dem ich mich abdecken könnte. „Was machst du denn da?", fragte Hidan und setzte sich auf.  „Falls es dir nicht aufgefallen ist: Es regnet und ich habe keine Lust nass zu werden", entgegnete ich, blickte jedoch nicht zu ihm rüber. „Komm doch einfach zu mir rüber. Hier ist es warm, gemütlich und vor allem trocken!", antwortete er und ließ sich noch tiefer in sein Nest sinken. „Wie nett von dir", meinte ich daraufhin sarkastisch, packte meine Sachen wieder ein und lief schnell zu ihm rüber. Als ich mich neben ihn sinken ließ, lag ich dicht an ihm. Hier zwischen den Wurzeln war es wohl doch nicht so geräumig wie ich dachte. In meinem Rücken hatte ich das Holz und vor mir Hidans Brust. Zu dem Regen kam noch Wind hinzu, sodass ich anfing zu zittern und mich noch mehr in die weiche Decke unter mir kuschelte. Hidan werkelte neben mir herum, zog seine schwarze Jacke mit Pelzkragen hervor und legte sie mir über. Sofort umfing mich Wärme und sein Geruch, was mich sofort entspannte. „Danke", murmelte ich und schloss müde meine Augen. „Nicht-Jungfrauen in Nöten muss man als Mann eben helfen", sprach er und legte seinen Arm um meinen Oberkörper. Ich seufzte zufrieden auf. So war eine Nacht im Freien mehr als erträglich!

SENJU NO HI - GeheimnisseWhere stories live. Discover now