20 - Zu viel Sexappeal

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Dienstag, 23.12.2008

Mein Plan hat funktioniert. James steht unter der Dusche, als ich sein Handy aus der Hosentasche herauskrame. Seit er diese Affäre angefangen hat, ist es mit einem PIN Code gesperrt. Doch ich brauche nicht lange überlegen. Sobald ich Ryders Geburtstag eingebe, öffnet sich das Menü.

Nervös suche ich in den Kontakten nach ihrem Namen und tippe eine Nachricht.

„Ich schicke dir einen Standort. Sei in einer Stunde dort. Und vergiss Ryder nicht."

Freitag, 07.08.2020

„Danke, dass du mich fährst", sage ich ehrlich, als ich mich auf den Beifahrersitz in Stevens Auto setze.

„Kein Problem, ich bin ohnehin auf dem Weg in die Stadt um ein paar Besorgungen zu machen", winkt er freundlich ab. „Und was hast du vor? Shoppen?" Er grinst.

„Meine Freundinnen zwingen mich dazu", stöhne ich und lege den Kopf an die Lehne. Nachdem mich Jordan vor den Beiden so angepampt hat, weil ich an seine Sachen gegangen bin, haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, mich in eine Verführungsexpertin zu verwandeln. „Der Penis eines Mannes ist sein Herz und sein Verstand", hat Amber mit diplomatischem Blick wiederholt. Ihrer Ansicht nach könne ich sein Herz nur erweichen, wenn ich es schaffe, seinen Schwanz hart zu bekommen. Pamela ist weniger intim gewesen, hat aber argumentiert, dass das genau die richtige Methode sei, um ihm meine Zuneigung zu zeigen. Davon habe er wohl geredet, als er mir vorgeschlagen hat, ihm meine Gefühle auf eine andere Art und Weise zu vermitteln. Ich bezweifle, dass er das gemeint hat, aber eine bessere Möglichkeit fällt mir leider auch nicht ein. Ich bin bei Weitem keine Verführungskünstlerin und schon gar nicht sexy. Aber ich habe genügend Selbstbewusstsein, um meine Komfortzone kurzzeitig zu verlassen. Meine Schulzeit ist genau die Zeit gewesen, in der ich die wildesten Dinge getrieben habe. Dazu gehört nicht nur Sex unter Alkoholeinfluss. Also was habe ich schon zu verlieren? Meine Jungfräulichkeit habe ich ja nicht mehr. Selbst wenn, denke ich nicht, dass ich ihr nachweinen würde, wenn mein erstes Mal mit Jordan wäre. Immerhin fühle ich mich sowohl emotional, als auch körperlich zu ihm hingezogen. Etwas, was ich bei meinem ersten Sexualpartner nicht empfunden habe. Möglicherweise würde ich es bereuen, aber keinesfalls würde ich negativ zurückdenken. Nicht so sehr wie jetzt. Meinen Mut muss ich erst zusammenkratzen, aber dass ich mir ein Ziel gesetzt habe, macht es mir einfacher. Ich habe vor, ihn zu verändern. Nicht komplett, aber nur so sehr, dass auch er mir seine Zuneigung zeigt. In Form von netten alltäglichen Gesten, wie ein Gruß, wenn wir uns sehen. Denn aktuell bekomme ich nicht einmal das. Und ich möchte, dass er offener mit mir wird. Dass er mir erzählt, was er über meine Mama herausgefunden hat und mir zeigt, was sich hinter seiner Zimmertür und dem anderen geheimen Raum verbirgt. Mir gehen die fantasiereichsten Vorstellungen durch den Kopf, aber ob ich richtig liege, weiß ich erst dann, wenn ich die Geheimnisse endlich gelüftet habe. Möglicherweise sollte ich seine Privatsphäre respektieren, aber was kann schon so schlimm sein, von dem er nicht will, dass ich es sehe? Leichen wird er wohl kaum verstecken.

„Das ist doch mal eine nette Abwechslung", redet mir Steven ein. „Ich bin sicher, dass dein Kopf noch immer voll wegen des Vorfalls ist", spricht er weiter und deutet mit besorgter Miene auf das Pflaster an meinem Hals. „Das ist alles meine Schuld."

Ich verdrehe lachend die Augen. „Es ist überhaupt nicht deine Schuld."

„Doch. Wenn ich–"

Ich unterbreche ihn aufgeweckt. „Warst du es, der mir das angetan hat?"

Er weitet die Augen, als hätte ich ihn gerade beschuldigt. „Nein! Glaubst du das etwa auch?"

Verwirrt runzele ich die Stirn. „Auch?"

Blue Rose - Band 1Where stories live. Discover now