Geschwisterliebe

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Atana und Abazure streiften stundenlang durch die feuchten Wälder bis nach Onagami. Die Hafenstadt glänzte mit ihren hellen Fassaden, sodass man sie kaum für den Hotspot allen Verbrechens bezeichnen wollte. Leider konnte Atana nichts davon sehen oder spüren, nur die salzige Seeluft erfreute ihn ein wenig. Die Tigerin unter ihm war mehr als misstrauisch. Die Stadt war durchtränkt von Gewalt. Drogen und Menschenhandel waren hier das mindeste. Söldner und Kopfgeldjäger, Spione und Terroristen... Sie alle versammelten sich hier. Der Feudalherr des Wasserreiches schien damit kein Problem zu haben. Die Stadt wäre damals fast die Hauptstadt geworden, doch der Mizukage bevorzugte Kirigakure, sein eigenes Dorf.

»Ich sehe viele bekannte Gesichter.« schnurrte sie. »Du hast mich schonmal mit hierhin genommen. Als Kakusa nach Orochimaru gesucht hat, war mir der Name direkt bekannt vorgekommen.«
»Kakusa hat nach Orochimaru gesucht? Das ist ungewöhnlich. Vielleicht war sie deshalb in den Wäldern vor der Festung.« murmelte Atana und wollte nur ungern an die Begegnung zurück denken.
»Laut Abasuno wollte sie mit Orochimaru sprechen um die Akatsuki zu finden. Um dich zu finden, Atana. Du warst monatelang verschwunden. Keiner wusste ob du noch lebst oder...«
»Oder was?«
Abazure senkte die Stimme.
»Oder welcher Seite du mittlerweile angehörst. Die Geister scheiden sich.«

Natürlich würde Konoha seine Loyalität anzweifeln, wenn er es nicht mit den Informationen versorgte, die der Hokage verlangte. Sie wussten mit Sicherheit nicht, dass er von Kakashis Tod Wind bekommen hatte. Sie würden es ihm auch nicht freiwillig sagen, das würde er doch selbst nicht. Das Verschweigen von Informationen  war doch gang und gebe in diesem System.
»Ich weiß selbst nicht, welche Seite ich wählen sollte. Also kämpfe ich für mich allein.«
»Heißt das, du kehrst Konoha und den Akatsuki den Rücken zu?«
»Nein.« antwortete Atana ruhig. »Ich halte mir beide Türen offen, bis ich weiß, durch welche ich gehe.«

Vorsichtig stieg Atana vom Rücken der Bestie und verschaffte sich durch Geräusche einen groben Überblick  über die Stadt. Die Straßen waren voll mit Menschen. Händler und Dienstleister aller Nationen tauschten ihre Waren miteinander, verkauften Unmengen an legalen und illegalen Gütern. Früher hatte Atana das Gefühl geliebt. Unter vielen Menschen abtauchen zu können war das, was ihn am meisten beruhigte. Doch ohne seine Augen und Chakra, dass er nicht benutzen konnte, bedrohte ihn die Dunkelheit und das ständige Geplapper der  Stadtbewohner. Er konnte ihre Chakren spüren, aber lange nicht so präzise wie sonst.

Abazure sog den Geruch von frischem Fisch auf und schrumpfte sich in die Form einer normalen Katze, damit sie keinen verschreckte und nicht besonders auffiel. Sie schmiegte sich um Atanas Beine und schnurrte:
»Was hältst du von einem Imbiss? Du bist doch sicherlich mit leerem Magen losgezogen?«
»Ja, aber nicht mit einer leeren Geldbörse.« antwortete Atana und schaffte es mit viel Mühe zwei gebratene Fische zu bestellen. Die Bezahlung stellte sich als viel  schwieriger heraus, aber mit Abazures Hilfe konnte er auch diese Hürde überwinden. Sie ließen sich außerhalb der Stadt am Rande eines Felsens nieder und betrachteten für einen Augenblick die Schlangenpromenade von weit oben.

»Hast du in letzter Zeit etwas von Kakashi gehört? Er soll auch auf der Suche nach dir  gewesen sein.«
Der Fisch in Atanas Mund schmeckte nach fahler Asche und die Sonne brannte unangenehm auf seiner Haut. Der Wind war zu kalt, der Boden zu trocken, Abazures Fell neben sich zu warm. Warum war diese Welt  nicht mehr so schön, wie sie vorher war?
»Kakashi ist tot. Orochimaru hat ihn umgebracht.«
»Unmöglich!« fauchte der Tiger. »Er war mit Iruka und Kakusa zusammen das Sonderteam, das dich finden sollte.«
Angespannt biss Atana die Zähne  zusammen. Erschwerend kam zu Kakashis Tod hinzu, dass er Schuld daran war.

»Warum hat Konoha Kakashi auf mich angesetzt? Das ist doch wahnsinnig! Er weiß doch gar nicht mehr, wer ich bin! Er weiß nicht, wer wir waren! Die Hokage ist doch nicht mehr ganz dicht! Sie hat ihm doch nichts erzählt, oder doch?«
In seiner Wut stand er nun am Rande des Felsens mit geballten Fäusten und würde mit einem weiteren Schritt in die Tiefe stürzen. Abazure schob den jungen Shinobi  mit der Tatze langsam wieder zurück und erklärte ihm:
»Wenn ich das richtig verstanden habe, dann hat Kakusa darum gebeten Kakashi mit auf die Reise zu nehmen. Es sind in den letzten Wochen einige Dinge passiert, die du sicherlich nicht hören möchtest. Zuzüglich dessen schien Kakashi kurz vor seinem Tod Verdacht geschöpft zu haben.«
»Warum waren Kakusa und Iruka nicht bei ihm, als er getötet wurde? Seit wann löst sich ein Team außerhalb der Mission auf? Wer hat sie losgeschickt um mich zu suchen? Wieso konnten sie nicht einfach da bleiben, wo sie sind? Ich verstehe das alles nicht!«

Blindfight - Die Fänge der AkatsukiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt