Konans Bürde

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Verspielt ließ sie ihre Füße über den Vorsprung baumeln und genoss die Regentropfen auf ihrer blassen Haut. Obwohl die letzten Wochen schlimmer waren, als sie es sich je hätte erträumen können, fühlte sie sich gerade sehr wohl. Unter dem schwarzen Umhang sah man die leichte Rundung ihres Bauches nicht, noch nicht. So lange niemand Verdacht schöpfte, würde sie ihre Zeit hier in Amegakure genießen können. Nagato interessierte sich nicht für das Kind, obwohl er es mit seinem Rinnegan sicherlich sehen konnte, doch er hielt sie vorsorglich von Gefahren fern und verschob das einsammeln der Geister weiter in die Zukunft. Das war ein Anfang und vermutlich auch alles, was sie von ihm erwarten konnte.

»Konan.« sprach er sie mit dunkler Stimme an. »Ich werde den Regen für einen Augenblick Unterbrechen. Halte Ausschau nach einem Eindringling in der Nähe der großen Waffenfabrik.«
»Nun stress dich nicht. Es könnte bloß ein Einwanderer sein, der auf der Durchreise ist. Wir sind politisch so ruhig, dass wohl kaum jemand Spione schicken würde.«
Eisig trat Pain seiner Partnerin entgegen und sagte:
»Ich befehle es dir.«
Sie seufzte, konzentrierte ihr Chakra und wartete darauf, dass Nagato die Sonne wieder über dem Dorf scheinen ließ. Dies geschah binnen Sekunden, sodass sie sich in tausende Papiere auflöste und nach dem unerwünschten Gast suchen konnte.

In allen Ecken und Winkeln sah sie sich um. Ihre Doppelgänger redeten mit den Dorfbewohnern, ließen sich wie immer von ihnen vergöttern. Die Hoffnung, die sie in ihr sahen, machte sie stolz auf sich selbst, auch wenn Nagato ihr oft das Gefühl vermittelte, dass Selbstliebe genauso wenig angebracht war wie die Liebe anderen gegenüber. Mit Liebe konnte man die Welt nicht retten, da waren sie beide sich einig, doch vielleicht konnte man so besser an den Verstand der Menschen appellieren. Manchmal war sie von sich enttäuscht, weil sie so anders dachte als Nagato und Yahiko.

Als sie die dunklen Gassen um die Fabrik herum durchstreifte sah die plötzlich eine dunkle Gestalt mit einer kleinen Katze über die Brücke gehen. Weil sie die Person noch nie gesehen hatte, war sie sicher, dass die Person der Eindringling war. Direkt vor ihm, am Scheitelpunkt der Brücke baute sie sich vor ihm auf und flog mit ihren schneeweißen Flügeln ein paar Zentimeter über dem staubigen Boden. Mit einem kräftigen Flügelschlag wehte sie dem Fremdling die Kapuze vom unbekannten Gesicht. Sie sah milchig-weiße Augen, rote Schriftzeichen an seinem Hals und dunkle Locken, die locker in einem Zopf gebändigt wurden.

Schützend hielt Atana seine Hand dem Wind entgegen und erkannte Konans Chakra wieder. Die Frau landete vor ihm und ließ ihre Flügel verschwinden. Die Verwunderung in ihrem Gesicht konnte Atana nicht sehen.
»Das ging ja schneller, als erwartet. Was tust du hier?«
»Ich suche Lord Pain, weil ich den Ring habe. Ich bin bereit.«
Konan stutzte. Der junge Mann war doch vor ein paar Tagen erst von Port Yang abgereist! Wie konnte er so schnell gegen den legendären Sannin einen Kampf gewinnen und hier her reisen?
›Mit Geschick.‹ antwortete die Stimme in ihrem Kopf, die in Atana schon immer etwas Besonderes gesehen hatte.
»Keiner von uns hat erwartet, dass du so schnell wieder zurück kehrst. Pain wird überrascht sein.«

Sie verließen die Brücke und Konan führte Atana zur Residenz von Lord Pain. Sie fühlte sich in seiner Nähe irgendwie weniger wie eine Anführerin, sondern viel mehr wie ein normaler Mensch. Sie entwickelte ein Vertrauen für Atana, welches eigentlich nicht da sein sollte. Er zog sie in seinen Bann aus Geborgenheit, dabei veränderte er sich gerade in ein Monster. Nie hatte sie gewollt, dass er wirklich beitritt und für Nagato oder die arbeitet. Der Mann war viel zu vernünftig um sich mit dem Abschaum der Shinobi-Welt abzugeben.

»Wie geht es dir eigentlich?« fragte Atana und bekam keine Antwort. Konan war nicht besonders gesprächig, schon gar nicht, wenn sie Smalltalk fürchten musste. Deshalb korrigierte er sich zügig:
»Ich meine wegen des Kindes. Hattest du irgendwelche Beschwerden?«
»Nein.« antwortete sie nun wahrheitsgemäß. »Es ist alles ganz normal, bis jetzt.«
Sie fand es eigenartig mit jemandem so persönlich über das Baby zu reden.
»Das beruhigt mich. Ich bin kein Mediziner, aber ich gebe mein bestes, wenn du Hilfe brauchst.«
»Aber warum?« fragte Konan und blieb vor dem höchsten Turm stehen. Misstrauisch musterte sie Atana.
»Keine Ahnung.« antwortete er. »Aber so etwas schwieriges wie eine Schwangerschaft sollte man nicht alleine bewältigen. Privatleben hin oder her, du solltest meine Hilfe annehmen.«

Blindfight - Die Fänge der AkatsukiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt