Before December's Gone (Taeyong FF)

8. Ultimo

Kapitel 8

Bevor ich nach Siyeons überstürztem Abgang auch den Einkaufsbummel abbreche, investiere ich die Zeit doch lieber in Erledigungen im Myeongdong Viertel. Beladen mit kleineren Shoppingtüten, die zu meinem Leidwesen mit ihren Griffen anfangen in mein Handgelenk, meine Elle und Finger zu schneiden, suche ich mir eine Bank und gebe meinen Armen eine Pause. Mit ausgestreckten Beinen beobachte ich die vorbeigehenden Menschen und massiere mir die Druckstellen, deren rote Flecken durch die improvisierte Behandlung verblassen.

Ob ich mich Junho noch auf dem N Seoul Tower anschließen könnte? Andererseits ist er heute Morgen direkt nach dem Frühstück aufgebrochen, wohingegen ich mich nochmal gemütlich im Bett zurückgelehnt habe. Meinen Schätzungen nach ist er eher schon wieder mit einem Aufzug auf dem Weg nach unten auf sicheres Terrain. Eigentlich sollte es dann nicht allzu ewig für Junho dauern, sich ins Hotel zu begeben. Doch jetzt, wo ich schon mal hier bin, verspüre ich so gar keine Lust mich wieder in dem Hotelzimmer einzupferchen. Ich will den Urlaub auch etwas für mich ausnutzen, ob mit oder ohne Begleitung.

Es sei denn, Taeyong wäre verfügbar, muss ich mir da eingestehen. In den letzten Tagen haben wir hauptsächlich über Textnachrichten den Kontakt aufrechterhalten und obwohl das natürlich besser ist als gar nichts, würde ich gerne etwas mit ihm in Person unternehmen anstatt unseren Chatverlauf aufzufüllen. Ich probiere mein Glück und beschließe, ihn anzurufen und siehe da, Taeyong nimmt in der Tat ab.

„Yeonhee, was gibt's?", meldet er sich und klingt so, als wäre er auf dem Sprung. „Störe ich?", frage ich deshalb gleich, aber er verneint. „Nein, ich musste nur gerade was für SM erledigen und will gerade zurück zu anderen. Aber das eilt nicht, meine Aufmerksamkeit gilt jetzt also allein dir", sagt er und ich bin froh, dass er durch das Telefon meine roten Wangen nicht sehen kann. Als würde der Klang seiner Stimme nicht schon ausreichen, um mich zum Schmelzen zu bringen, da muss er mir ausgerechnet so eine Zeile liefern.

„Oh. Schön", reagiere ich minimal geplättet und aus dem Smartphone heraus erreicht mich sein heiseres Lachen. „Also, ähm, ich dachte nur wir könnten vielleicht zusammen abhängen. Was meinst du?"

„Abhängen?", hakt er nach und ich könnte mir selbst dafür gegens Schienbein treten, dass ich so eine freundschaftliche Formulierung gewählt habe. Stattdessen befestige ich mein Handy zwischen Ohr und Schultern während ich mich im Sitzen bücke, um den Saum meiner Hose aufzurollen, der sich selbstständig gemacht hat.

„Ja, so mehr oder weniger", will ich mich herausreden und verschlimmere es nur. Mehr oder weniger abhängen? Also wenn er jetzt Nein sagt, weiß ich wieso. Ich atme erleichtert aus als ich Taeyongs „Gerne" neben der Wange höre, an die ich das Telefon immer noch presse. „Ich bin gerade in Myeongdong, übrigens", teile ich ihm mit. „Ich auch", meint er überrascht und ich muss lächeln. „Ich kenne da ein ziemlich gutes Café, ist aber eher ein Geheimtipp."

Mir schießt in den Kopf, dass es sich deshalb gut für ihn eignet. Auch wenn NCT hier eventuell nicht so bekannt ist wie andere Gruppen haben sie doch eindeutig genug Fans hier in Korea, wie ich es schon bei dem vollen Fantreffen bezeugen konnte. Wenn ich mich recht erinnere waren sogar zwei Mädchen und ein Junge an meiner Universität im selben Studiengang NCTzens, wie großflächig muss die Fangemeinde dann erst in der Hauptstadt vertreten sein? „Kein Problem, schick mir einfach die Adresse und ich finde es schon", spricht meine Überzeugung für mich und gesagt, getan, wir beenden den Anruf und ich nutze Google Maps, um mich zu dem Café leiten zu lassen, von dem mir Taeyong zusätzlich in dem Messenger Name und Adresse genannt hat.

Mein Weg verläuft wirr durch die Straßen, woran ich mit einem Dreher in die falsche Richtung die Mitschuld trage, raus aus der weitreichenden Einkaufszone bis zu einer ruhigen Seitengasse, die mir ohne die Kartenapp garantiert entgangen wäre. Anstatt Fußgängern, die sich hier tummeln und Läden die sich nebeneinander behaupten müssen stehen hier nur ein paar schmucklose Wohnhäuser und ich glaube schon, falsch abgebogen zu sein, da taucht es ganz am Ende der Gasse auf.