Kapitel 9

2.5K 39 2
                                    

Ganz langsam sickern Geräusche an mein Ohr. Erst dumpfe Töne, dann immer lauter werdende Stimmen. Ein durchdringendes Piepsen ist auch zu vernehmen.

Herztöne. Meine, das spüre ich. Ich will meine Augen öffnen, doch sie gehorchen mir noch nicht.

"Wieso wacht sie denn noch immer nicht auf?". Das ist Matteo! Jetzt will ich erst recht aufwachen, denn er klingt sehr besorgt.

Empfindungen kommen zurück. Ich spüre meine Zehen und Finger wieder, auch einen Daumen, der meine Wange streichelt.

"Gib ihr doch Zeit! Sie lag fast einem Monat in künstlichem Koma, da dauert es nun mal etwas". Das ist Leyla, ich erkenne ihre Stimme wieder. Und wie ein Monat?

Erinnerungsfetzen zucken durch meinen Kopf und ich sehe das Auto wieder auf mich zukommen. Der Aufprall, der Aufschlag, all das lässt mich aus Reflex zucken.

"Da. Hast du das auch gesehen?". "Allerdings. Frau Simon? Frau Simon können Sie mich hören?". Mein Puls beschleunigt sich und das Piepsen wird hektischer.

"Cassy? Hörst du mich? Ich bin hier!". Matteos Stimme ist nah an meinem Ohr und er drückt meine Hand. Mit geballter Konzentration lasse ich meinen Finger zucken.

"Sie ist wach. Ich habe es gespürt". Matteos Hand lässt mich los und sofort werde ich wieder hektischer. Das Piepsen beschleunigt sich erneut. "Sie wird panisch, nimm wieder ihre Hand!".

"Okay, okay, ich bleib hier!". Ganz sanft nimmt er wieder meine Hand und streichelt beruhigend meine Wange. "Gut so. Rede mit ihr, ich hole Professor Patzelt".

Eine Tür schließt sich zu meiner Rechten. "Cassy, hörst du mich?". Matteo spricht sehr leise und beruhigend auf mich ein. Wieder konzentriere ich mich und lasse meinen Finger zucken. "Sehr gut. Lass dir Zeit. Du lagst einen Monat im künstlichen Koma, dein Körper muss erst nach und nach wieder auf Touren kommen".

Endlich kann ich auch einen zweiten Finger bewegen. "Das machst du sehr gut. Ganz ruhig weitermachen".

Er seufzt, das höre ich. "Du hast mir eine ganz schöne Angst eingejagt. Ich hatte furchtbare Sorgen". Wie er mir leid tut. Am liebsten will ich mich sofort aufsetzen, doch außer meiner Hand kann ich noch nichts bewegen.

"Die Polizei war bereits da. Die Fahrerin des Wagens hat eine Anzeige bekommen. Irgendwie hast du kein Glück hier in Erfurt mit Anzeigen".

Ich spüre, wie das Gefühl in meinen Augenlidern zurückkommt. Ganz langsam blinzle ich und lasse meine Augen sich an das Licht gewöhnen. Matteos Gesicht taucht an meinem Sichtfeld auf und nach und nach verschärft sich mein Blick.

Endlich kann ich ihn wieder klarsehen. "Hallo meine Schöne!", murmelt er und küsst mich auf die Stirn. Ich blinzle, da ich noch nicht antworten kann und er lächelt. "Das Fahrrad bleibt demnächst stehen, ich fahre dich egal wohin".

Wieder blinzle ich und drücke seine Hand. Die Tür wird geöffnet und er sieht nach hinten. "Professor Patzelt, wie schön Ihr Gesicht zu sehen!".

Eine ältere Dame kommt neben mein Bett und schaut mich an. "Guten Tag Frau Simon. Ich bin Professor Patzelt. Erinnern Sie sich, was passiert ist?". Ein kurzes Nicken klappt schon.

"Sehr gut. Sie wurden danach von uns operativ behandelt. Fachausdrücke helfen Ihnen sicherlich nicht. Sie hatten trotz des Helms einen leichten Schädelbasisbruch. Außerdem hatten sie einen gebrochenen Oberarm, sowie vier gebrochene Rippen. Ihre Milz war ruptiert und ihre Leber auch angegriffen. Wir konnten sie stabilisieren, mussten aber nach nur wenigen Stunden nochmal operieren. Danach haben wir sie ins künstliche Koma versetzt, um ihrem Körper die Chance auf Heilung zu geben".

Sie sieht auf den Monitor. Ich schaffe es jetzt meine Zehen zucken zu lassen und spüre, dass meine Lippen zittern.

"Wir beobachten Sie jetzt weiter engmaschig, um ihre Vitalfunktionen im Auge zu behalten. Sobald Sie wieder voll bei uns sind, machen wir ein paar Test, um herauszufinden ob der Schädelbasisbruch motorische Fertigkeiten beeinträchtigt hat".

Ich krächze und werde sofort scharf angeguckt. "Bitte noch nicht sprechen. Erholen Sie sich erst einmal ganz in Ruhe". Professor Patzelt hat eine sehr angenehme und ruhige Stimme und ich nicke.

"Dr. Moreau, denken Sie, dass Sie Ihre OPs heute noch durchführen wollen?". Matteo schüttelt den Kopf. "Auf gar keinen Fall. Ich bleibe bei ihr".

"Matteo!". Mein Krächzen ist so leise, doch beide Köpfe schnellen herum. "Nicht sprechen", mahnt er mich an und ich drücke seine Hand. Fragend zieht er eine Augenbraue hoch.

"Ich denke Ihre Lebensgefährtin möchte Ihnen sagen, dass Sie ganz normal weiterarbeiten sollen, weil sie hier in besten Händen ist".

Ich nicke und versuche zu lächeln. Matteo ringt mit sich, sein tiefer Atemzug bestätigt das. Ich drücke erneut seine Hand und nicke wieder. "Nun gut. Aber wenn was sein sollte, dann rufen Sie mich bitte sofort".

"Natürlich Dr. Moreau. Und Sie ruhen sich aus. Vielleicht etwas schlafen, jede Ruhepause hilft Ihrem Körper, sich zu erholen".

Ich nicke, mehr kann ich einfach in meiner jetzigen Lage nicht und Professor Patzelt tätschelt meinen Arm. "Kommen Sie Dr. Moreau. Dr. Sherbaz macht die grundlegenden Untersuchungen".

Matteo beugt sich nochmal zu mir herunter. "Ich komme nach meiner Schicht wieder, in Ordnung?". Dann küsst er mich nochmal auf die Stirn und verlässt mit Professor Patzelt den Raum.

--------------------------------------------------------------

Es ist langsam so weit, nach und nach kommen die anderen Charaktere aus 'In aller Freundschaft - die jungen Ärzte- hinzu. Wenn ihr Tipps habt was ich besser machen könnte oder weil vielleicht was ergänzt werden muss, dann teilt es mir gerne mit :)

In aller Freundschaft - die jungen Ärzte: eine Fanfiction um Dr. MoreauWhere stories live. Discover now