Kapitel 10

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Dr. Sherbaz tritt heran. "Da hat mein Spruch bei ihm ja die richtigen Knöpfe gedrückt". Grinsend steckt sie mir ein Fieberthermometer ins Ohr und lächelt mich an. "Darf ich fragen, aber Sie dürfen nichts weitererzählen, ist er so gut bestückt wie er aussieht?".

Das entlockt mir ein krächzendes Lachen. "Also ja. Hab ichs doch gewusst!". Sie legt mir eine Druckmanschette um und pumpt sie auf. "Ich freue mich übrigens sehr für sie beide! Nicht nur weil es ihm wieder guttut, sondern auch weil sie auf mich wie eine sehr vernünftige junge Frau wirken".

Sie schaut kurz auf das Messgerät. "Blutdruck normal. Sehr schön. Sie dürfen leider noch nichts essen oder trinken, sie werden noch intravenös ernährt. Ihr Magen muss sich erst einmal wieder fangen und ins Arbeiten kommen. Sobald Sie Hungergefühl spüren, melden Sie sich, dann können Sie Ihre erste Nahrung zu sich nehmen".

Leyla checkt noch einige weitere Funktionen durch und nickt. "Sieht alles soweit gut aus. Ich möchte nur noch kurz sehen, ob Sie ihre Zehen bewegen können. Die Finger klappen ja schon mal!".

Sie schlägt die Bettdecke am Fußende zurück und nimmt einen Stift zur Hand. "Bitte nicken Sie, wenn Sie das spüren".

Eine federleichte Berührung an meinem Knöchel. Ich nicke und sie lächelt. "Und das hier?". Wieder eine Berührung und ich nicke. "Sehr schön. Und jetzt wackeln Sie mal mit den Zehen". Es erfordert meine volle Konzentration, aber es funktioniert.

"Das sieht alles sehr gut aus. Wenn etwas sein sollte, klingeln Sie einfach. Ich lasse Sie jetzt noch etwas in Ruhe. Gibt es Angehörige, die wir informieren sollen? Eltern oder Geschwister?".

Ich nicke und hebe meine Hand ein kleines Stückchen. Sie gibt mir einen Stift und Papier aus ihrer Kitteltasche. Ich schaffe es mittlerweile meinen Kopf leicht anzuheben und schreibe gerade so die Nummer meiner Schwester auf. "Vielen Dank. Wer ist es? Eltern?". Ich schüttle den Kopf. "Dann Schwester oder Bruder?". Ich nicke. "Sehr gut. Ich sehe später nochmal nach Ihnen!".

Sie wendet sich zum Gehen. "Dir", krächze ich und überrascht schaut sie mich an. "Wie bitte?". "Ich schaue später nach dir", flüstere ich jetzt schon und sie lächelt. "Sehr gerne".

Als sie draußen ist, sacke ich erschöpft im Bett zusammen. Mir fallen augenblicklich die Augen zu und sofort schlafe ich ein.

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Als ich wiedererwache, ist das Licht gedämpft worden. Mein Gefühl ist langsam, aber sicher überall zurückkehrt und das signalisiert mir, dass ich ganz dringend auf Toilette muss.

Langsam taste ich nach dem Rufknopf und drücke ihn. Die Schwester hinter der Beobachtungsscheibe sieht auf und kommt dann herüber. "Ich müsste mal auf Toilette", krächze ich und sie nickt. "Ich hole Ihnen eine Bettpfanne".

Nachdem das alles erledigt ist, darf ich mich sogar etwas aufsetzen. "Ich informiere Professor Patzelt und Dr. Moreau, vielleicht dürfen Sie auch gleich schon etwas essen".

Ich danke ihr und lehne mich entspannt zurück. Es dauert gefühlt keine Minute, da steht Matteo schon leicht außer Atem in der Tür.

"Gerannt?", frage ich und er lächelt. "Nur etwas". Er zieht sich einen Stuhl mit an die Bettkante und küsst mich. Sehr lange und er will gar nicht mehr aufhören.

"Gott habe ich dich vermisst", flüstert er und streicht mir über die Wange. "Und ich dich erst. Auch wenn ich mich an die letzten vier Wochen nicht erinnere".

Er nimmt auf dem Stuhl Platz und hält meine Hand. "Die Vitalwerte sehen alle ganz hervorragend aus. Die Wunden sind sehr gut verheilt und auch deine Oberarmfraktur war schneller geheilt als ich je gesehen habe. Laut Leyla kommt auch das Gefühl und die Beweglichkeit in deinen Füßen zurück".

"Ja das stimmt. Hoffe das es sich in den paar Stunden Schlaf weiter verbessert hat". "Wird es". Ich drehe ihm dem Kopf zu und lächle.

"Du siehst müde aus". Seufzend fährt er sich übers Gesicht. Seine Augenringe sind mittlerweile so dunkel wie seine Haare und die Falten um seine Augen herum sind tiefer geworden.

"Ich konnte in den letzten Wochen kaum schlafen. Meistens hab ich hier an deinem Bett gelegen".

Ich drücke seine Hand. "Weißt du eigentlich, wie süß das ist?", murmle ich und er schnalzt mit der Zunge. "Ich dachte das ist kein Verhalten für böse Junges?".

"Doch. Du darfst das bei mir ruhig machen". Matteo beugt sich wieder vor und küsst mich nochmal. "Jederzeit".

Es klopft und Professor Patzelt tritt ein. "Guten Abend Frau Simon. Sie sehen rosiger aus. Mag vielleicht nicht nur an der Mütze Schlaf liegen".

Ich grinse und Matteo verdreht die Augen. "Guten Abend Professor Patzelt. Ich fühle mich wirklich schon besser".

"Sehr schön. Ich teste zuallererst die Kraft in ihren Beinen". Sie schlägt die Bettdecke zurück und überrascht merke ich, dass Matteo meine Hand fester drückt. "Heben Sie einmal bitte Ihr rechtes Bein an und halten Sie es für ein paar Sekunden".

Ohne Probleme. "Das linke einmal". Auch das funktioniert. "Sehr schön. Ich habe bereits Physiotheraphietermine und Reha angemeldet. Es wird etwas dauern bis sie wieder vollständig gesund sind. Aber wie ich weiß, werden Sie die beste Unterstützung haben". Sie sieht Matteo grinsend an, dann hakt sie etwas auf ihrer Liste ab.

"In Ordnung. Ich lasse Ihnen auch noch etwas zu Essen kommen, wenn die Küche noch besetzt ist. Ansonsten kann ich auch was kochen".

"Sie Dr. Moreau?", fragt Professor mit einem amüsierten Schmunzeln auf den Lippen. "Ich flicke jeden Tag Menschen wieder zusammen, da werde ich ja wohl noch was kochen".
"Nun gut. Ich rufe Sie gleich an, falls Sie den Kittel gegen eine Schürze tauschen können".

Sie verlässt den Raum und wir sind wieder allein. Matteo gähnt und lässt seinen Kopf auf meinen Schoß sinken. "Am liebsten würde ich hier eine Runde schlafen", murmelt er und ich streiche ihm sanft über den Kopf. "Mach doch einfach. Oder hast du noch Dienst?". "Nur Bereitschaft. Ach, übrigens muss ich dir noch was zeigen".

In aller Freundschaft - die jungen Ärzte: eine Fanfiction um Dr. MoreauWhere stories live. Discover now