Was ist eine Depression und was ist sie nicht?

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Jedem geht es mal schlecht und zu weinen ist eine ganz natürliche Sache, die chemisch gesehen sogar ab und zu mal passieren muss. Tränen enthalten vereinfacht chemischen Müll, der beim Weinen aus uns herausgespült wird. Das sorgt wiederum dafür, dass wir ausbalancierter sind als vor dem Weinen.

Depression ist aber nicht „mal ein schlechter Tag" oder „eine schlechte Woche". Und auch wenn es so scheint, muss nicht Traurigkeit mit Depression kommen. Oft sind Betroffene wütend oder gereizt oder sogar apathisch. Sie empfinden dann keine Freude mehr, aber auch keine Traurigkeit. Apathie ist am häufigsten bei Männern mit Depression vertreten.

Aber was sind die Symptome einer Depression?

Hier sind natürlich Traurigkeit und Wut ganz oben. Diese Gefühle halten auch länger als nur eine Stunde oder einen Tag an. Um von einer „depressiven Verstimmung" oder einer „depressiven Phase" sprechen zu können. müssen diese starken Gefühle für mindestens zwei Wochen anhalten. Auch Stimmungsschwankungen sind nicht selten ein Symptom. In einer Minute geht es einem gut und in der nächsten hat man das Gefühl, dass alles um einen zusammenbricht. Obwohl man immer noch wie zuvor an der selben Stelle ist und mit dem gleichen Menschen spricht oder der gleichen Tätigkeit nachgeht.

Betroffene fühlen sich zudem oft hoffnungslos, missverstanden oder verloren. Oft können sie sich nicht ausdrücken und verschließen sich vor den Menschen, den sie sich eigentlich öffnen könnten.

Menschen mit Depression können auch ihren Appetit zeitweilig verlieren oder mehr Appetit als sonst haben. Da ist natürlich Gewichtszu- oder -abnahme nicht weit entfernt, dass zu weiteren Zweifeln, Wut oder Schuldgefühlen führen kann.

Depressive Menschen können meist nicht gut ein- und durchschlafen, manchmal jedoch schlafen sie mehr als vor der depressiven Phase. 12 oder 13 Stunden sind da schon mal die Regel. Auch wenn sie tagsüber nicht viel unternehmen, sind sie schneller müde, müssen zwischendurch Nickerchen machen, gehen eher ins Bett, stehen später auf oder können manchmal den Weg aus dem Bett nicht finden.

Mit all diesen Symptomen kommt auch die Antriebslosigkeit. Man kann sich einfach nicht mehr aufraffen. Man steht vor einem Berg und weiß nicht wie man da hochkommt. Will man das überhaupt? Im Bett leigen bleiben, kann ganz schön im ersten Moment sein, ist aber danach oft mit Schuld verbunden. Man spricht bei Depression oft von einem Kreislauf, der sich selbst verstärkt.

Ohne Antrieb macht man nichts, ohne etwas zu tun, bekommt man auch keinen weiteren Antrieb oder Lust irgendetwas zu unternehmen.

Das heißt, dass alle Symptome, die so eine Depression mit sich bringt oder die sich mit der Zeit ausbilden können, sich gegenseitig wie fiese kleine Teufelchen anfeuern. Deshalb ist die Auflistung der Symptome auch etwas schwer, denn eigentlich gehört alles zusammen und wird voneinander unterstützt und angetrieben.

Ein weiteres Symptom ist auch Verlust der Libido, also den Verlust an sexuellen Aktivitäten. Allgemein kann man sagen, dass depressive Menschen an sozialen Aktivitäten wie ein Treffen mit den Freunden oder das Gehen auf eine Party, kein großes Interesse haben.

Auch kann es vorkommen, dass man während einer depressiven Phase weniger konzentriert ist und sich weniger Sachen merken kann. Deswegen ist arebiten, lernen und sich mit anderen zu unterhalten manchmal durchaus schwer.

Zudem ist das Selbstwertgefühl extrem im Keller: Ich bin nichts wert. Ich kann nichts und andere fiese Sachen sind da oft in der Gedankenschleife.

Apropos Gedanken: Depressive Menschen verfangen sich nicht selten in Grübeleien. Da sind die Themen meist nach hinten auf die vergangen Tage, Monate oder sogar Jahre gerichtet. „Wieso ging es mir damals so gut und jetzt nicht mehr? Was habe ich falsch gemacht? Wieso kann ich nicht mehr?"

Zuletzt finden sich in den Gedanken einer depressiven Person auch Gedanken an den Tod und an den eigenen Suizid. Das heißt nicht, dass man als depressiver Mensch versucht sich umzubringen. Manchmal sind die Gedanken auch einfach: „Ich will das es aufhört. Ich würde mich gern umbringen." Das nennt man dann latente Suizidalität, da der Mensch zwar an Suizid denkt, es aber nicht macht.

Manche Menschen mit Depression, die oft noch an anderen Störungen wie zum Beispiel Angststörungen, Essstörungen oder Persönlichkeitsstörungen leiden, verletzten sich selbst in Form von Schneiden, Verbrennen oder anderem. Das kann auch subtil sein wie beispielsweise sich verbieten auf die Toilette zu gehen oder sich selbst für den eigenen Gemütszustand zu bestrafen. (Darum geht es später noch im Kapitel über Borderline.)

Was ist Depression nicht?

Jeder fühlt sich mal nicht gut und jeder hat mal einen schlechten Tag. Das ist nicht sofort eine Depression. Auch Stimmungsschwankungen und Gereiztheit kommen schon mal bei psychisch kerngesunden Menschen vor, besonders, wenn sie gerade mitten in der Pubertät stecken oder einen geliebten Menschen verloren haben. Auch nach Trennungen oder Scheidung der Eltern ist es durchaus denkbar, dass man eine Phase der Depression erfährt ohne „wirklich" an einer Depression erkrankt zu sein.

Kurzer Abstecher:

Neben der „normalen" Depression gibt es noch einige Unterkategorien. Hier ist zum Beispiel das sogenannte Burnout-Syndrom sehr bekannt, an dem Menschen nach einer stressvollen Lebensphase erkranken können. Hier ergeben sich teilweise die gleichen Probleme wie bei einer Depression.

Auch eine Anpassungsstörung sieht wie eine Depression aus. Diese kann sich nach einer heftigen Lebensumstellung ausbilden. Hier überwiegt das Gefühl an Überforderung so sehr, dass es den Geist an seine Grenzen bringt.

„Im Sommer geht es mir bestens, aber sobald der Herbst kommt, geht meine Stimmung runter." Das sagen viele Menschen und das kann eventuell heißen, dass sie an Winterdepression erkranken, sobald die Sonne früher untergeht. Eine Winterdepression ist oftmals chronisch. Das heißt, sie kommt jeden Winter wieder und haut zum Frühling wieder ab. Sie ist besonders gut mit Lichttherapie und Vitamin D-Tabletten zu bekämpfen, da hier der übermütige Ausschuss an Melatonin (das Schlafhormon) der Auslöser ist. Durch die Lichttherapie und das zusätzlich Vitamin D, das man gut in Tablettenform in Apotheken bekommen kann, wird das Melatonin wieder ausgeglichen und der Antrieb gesteigert.

Was hilft gegen Depression? Was kann man machen, wenn man sich selbst mal nicht gut fühlt?

Ein wichtiger Teil bei der Heilung einer Depression ist der sogenannte Aktivitätenaufbau. Als Therapeut oder Psychiater schlägt man dem Patienten vor, sich mal etwas zu gönnen und etwas schönes zu machen. Das kann ein Spaziergang sein, Sport oder ein Treffen mit Freunden. Wichtig ist hier, dass der depressiv gewordene Mensch merkt, dass es auch noch andere Emotionen geben kann und dies auch für ihn.

Es gibt zudem auch wirksame Medikamente, die gegen eine depressive Stimmung helfen können. Die neusten sind hier die „Seretonin-Wideraufnahme-Hemmer", welche das Glückshormon Seretonin langsamer abbauen und es länger in den Gehirnzellen halten, damit sich der Mensch wieder länger gut und angetrieben fühlt. Die Medikamente machen nicht süchtig, sollten aber nicht einfach wieder abgesetzt werden, da es hier dazu kommen kann, dass man wieder mitten in die depressive Stimmung plumpst.

Zur Diagnose:

Die Depression kann man als Psychotherapeut oder Psychiater in drei Formen diagnostizieren.

Ein Mensch kann eine leichte Phase haben, in der er kaum eingeschränkt ist. Er kann aber auch eine mittelgradige Depression haben, bei der er in einigen Teilen seines Lebens wie zum Beispiel beim Einkaufen Hilfe braucht oder man kann einen Menschen mit einer schweren Depression diagnostizieren. Diese zeichnet sich dadurch aus, dass der Betroffene kaum noch das Bett verlässt und nicht ohne Hilfe leben kann.

Habt ihr noch Fragen zu dem Thema? Gibt es Punkte, die ich in einem extra Kapitel noch näher erklären soll?

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