Narzissmus: Das Glitzern an der Oberfläche des Sees

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Wir alle kennen mindestens eine Person, die narzisstische Züge hat. Natürlich soll das Kapitel hier nicht zum diagnostizieren einladen, aber geht gern einmal in euch und fragt euch, ob so jemand in eurem Umfeld ist. Denn Narzissten können einen emotional aussaugen und das kann auch für einen selbst gefährlich werden.

Narzissmus kann vieles sein. Es kann so unauffällig sein, dass man es noch nicht als Störung bezeichnet und es kann eine Persönlichkeitsakzentuierung oder eine Störung sein, die unbedingt behandelt werden sollte.

Narzissten kommen gut in der Welt zurecht, denn sie sind der Meinung, dass sie es drauf haben und das andere da sind, um benutzt zu werden. Sie lieben ihr Spiegelbild, ihre Stimme und alles was mit ihnen zu tun hat. Narzissmus ist Selbstverliebtheit auf Speed. Denn es geht Narzissten nicht nur darum, sich selbst zu erhöhen und genial zu fühlen, sondern auch andere klein zu machen, sie zu verletzen oder zu benutzen. Denn das führt dazu, dass sie sich noch ein Stück besser fühlen.

Narzissmus geht deshalb leicht in den Sadismus hinüber und in die Psychopathie, was ich in einem späteren Kapitel noch erklären werde. Jedoch geht es Narzissten nicht hauptsächlich darum, anderen zu schaden oder sie zu erniedrigen.

In allererster Linie sind sie selbst die wichtigste Person, um die sich die Sonne dreht.

Was macht also einen Narzissten aus?

Erst einmal natürlich die Selbstverliebtheit: Narzissten finden sich toll und zeigen es in der Regel auch ohne Probleme. Sie berichten gerne über ihre Erfolge und darüber, wie andere das ja nie hinbekommen hätten, sie aber schon. Sie erzählen klagend darüber, was ihnen für ein Unrecht getan wurde und dass sie ja so leiden. Sie selbst trifft nie die Schuld. Es sind die anderen, die sich gegen sie verschworen haben, sie ausgrenzen oder neidisch sind. Nicht selten sind Narzissten der Meinung, dass sie nicht die einzigen sind, die sich so super finden. Denn es sind immer alle verliebt in sie oder neidisch auf das, was sie erreicht haben. Denn, ach, was haben sie nicht schon alles erreicht!

Ein weiteres Anzeichen von Narzissmus ist die Empathielosigkeit: Empathie bedeutet mit anderen mitfühlen zu können, andere auf emotionaler Ebene verstehen zu können und ein soziales Taktgefühl zu haben. Weil Menschen empathisch sind, leiden wir mit unseren Lieblingsfiguren in Serien, Büchern und Filmen mit. Weil wir empathisch sind, sind wir berührt, wenn jemand anderes eine traurige oder schockierende Geschichte aus seinem Leben erzählt. Narzissten haben diese Kompetenz nur in geringen Maßen, wenn überhaupt. Du hast eine vier in der Mathearbeit? Ach, egal ich habe eine eins. ich bin so gut!

Narzissten erwarten zudem, dass man die Empathie, die sie für einen nicht aufbringen, man für sie hat und zeigt. Sie erwarten Reaktionen auf ihre Triumphe und Komplimente für ihre neue Frisur. Alle haben ihnen zu gratulieren. Wenn sie das nicht tun: Der ist so neidisch auf mich! Pah!

Oberflächlichkeit zeichnet den Narzissten auch aus: Immer schön an der Oberfläche bleiben, keine tiefen Gefühle oder Ängste zeigen. Narzissten zeigen nur das, was sie zeigen wollen und was dazu führt, dass andere für sie Sachen erledigen, sie verehren oder sie fürchten. Narzissten wenden ihre Gefühle also gegen andere an und dafür, um sie zu manipulieren.

Narzissten sind deshalb keine guten Freunde, da sie dazu neigen, den anderen vollkommen zu vergessen und auszunutzen, wenn es ihnen gerade passt. Auch ist ihnen sozialer Status wichtiger, als enge wahre Verbindungen mit anderen. Es ist wichtig für die, auf die Partys der beliebten Menschen zu gehen und Freunde zu haben, die hoch angesehen sind wie zum Beispiel Doktoren oder Prominente.

Narzissten bleiben auch mit ihren eigenen Zielen an der Oberfläche: Sie wollen gefallen und beeindrucken. Sie wollen ein tolles Auto, den besten Job und einen gut aussehenden Partner. Es geht ihnen nicht darum, etwas für sich zu erreichen, sondern darum, besser als die anderen zu sein.

Uff, das hört sich alles düster an, nicht wahr? Wieso sind Narzissten eigentlich so?

Narzissmus ist wie vieles, dass in unserer Persönlichkeit verankert ist, eine Strategie um mit Stress und Unsicherheiten umzugehen.

Hinter dem glitzernden Narzissten mit all seinen Triumphen steht ein kleines ängstliches Kind, dass sich weder bereit noch besser als andere fühlt. Narzissmus bildet sich also dann so stark aus, wenn Menschen nicht von sich und ihren Errungenschaften überzeugt sind.

Habt also das im Hinterkopf, wenn ihr die Bekanntschaft eines Narzissten macht.

Habt ihr Fragen oder Themenwünsche für das Buch? Schreibt sie gern in die Kommentare.

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