Die verschiedenen Formen der Angst

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Es gibt viele Angststörungen, von denen ich hier die wichtigsten und die, die am häufigsten vorkommen, aufzählen und erklären werde.

Generalisierte Angststörung:

Wenn jemand an der Generalisierten Angststörung (GAS) erkrankt ist, findet er sich in einer Lage, die äußerst unangenehm, anstrengend und schwer zu erklären ist. Betroffene haben Angst vor vielen Dingen, nahezu allem. Die Angst wird meist davon getrieben, dass man sich katastrophenähnliche Situationen vorstellt, die entstehen könnten, wenn man den nächsten Schritt nach vorne tut. Personen haben zum Beispiel Angst, Anrufe zu tätigen, rauszugehen, andere Sachen zu essen als die die sie selbst gekauft haben oder Fehler in Bezug auf Formulare zu machen. Es gibt Personen, die sich weigern, ihre Post zu öffnen und Rechnungen zu bezahlen.

Diese Ängste sind meistens aus einer einzigen Angst und aus der puren Überforderung entstanden und da Personen durch eine spezifische Angst Situationen vermeiden, entstehen andere Ängste, die sich gegenseitig antreiben und unterstützen. Ähnlich wie bei der Depression ist das ein fieser Kreislauf, der schwer gestoppt werden kann.

Betroffene Personen verfangen sich in Grübeleien, die in die Zukunft gerichtet sind: Was könnte passieren? Was, wenn das passiert? Ich weiß dann gar nicht, was ich machen kann! Vielleicht werde ich von einem Auto überfahren, wenn ich über die nächste Kreuzung gehe. Also lasse ich es lieber.

Hier ist der Trick, den Gedanken zu Ende zu denken und wirklich nach Lösungen zu suchen. In der Psychotherapie findet oft eine Umstrukturierung des Denkens statt, die erst einmal eingeübt werden muss, bis sie wirklich funktioniert.

Panikstörung:

Bei Panik handelt es sich um eine sehr starke Form der Angst, die aber eher im Körper als im Kopf gespürt wird. Zumindest scheint es für Menschen mit Panikattacken so. Panikattacken sind das zentrale Symptom einer Panikstörung und zeichnen sich dadurch aus, dass sie einfach kommen ohne, dass der Mensch Angst hat oder es einen Anlass dazu gäbe, sich zu fürchten. Bei der ersten Panikattacke wird meist gedacht, dass man gleich stirbt oder dass es sich um einen Herzinfarkt handelt. Viele gehen dann zum Arzt und bekommen gesagt: Nein, war eine Panikattacke. Sie sollten zum Psychiater.

Das hört sich dann so an, als würde man nicht ernst genommen werden, aber ist eine sehr gute und hilfreiche Idee. Denn bei der Panikstörung steht ab der zweiten Panikattacke die eigene Angst vor der nächsten Attacke im Vordergrund. Die Panikattacke wird beim ersten Mal durch Zufall und vielleicht durch Gene oder andere Umstände ausgelöst, wie eine Herz-Rhythmus-Störung. Aber ab diesem Mal haben Menschen mit dieser Störung unglaubliche Angst vor der nächsten Attacke. Schon wenn das Herz laut und schnell anfängt zu schlagen, denkt man: Oh nein, da kommt sie wieder!

Doch es ist dieser Gedanke, der dem Körper sagt: Was? Ich soll Panik schieben? Okay, dann alle Mann an Deck, wir flippen jetzt aus!

Und dann geht es los: Das Herz rast, die Atmung wird flach, am ganzen Körper wird geschwitzt, die Sicht wird schwammig, Zittern, Übelkeit, manchmal sogar Erbrechen.

Panikattacken sind extrem gruselig, aber sehr gut mit ein bisschen Anweisung zu behandeln. Hier kann man selbst viel machen:

1. Sich sagen, dass es nur eine Panikattacke ist, dass man nicht stirbt, sondern dass es wieder vorbei geht

2. Es ruhig aushalten und sehen was passiert.

3. Bei ersten Anzeichen für eine ruhige Umgebung sorgen. Es ist möglich sie in den ersten Schritten herunter zu kühlen und dafür zu sorgen, dass sie gar nicht erst kommt.

4. Anderen Bescheid sagen und erklären, dass sie sich am besten ruhig oder unterstützend verhalten zum Beispiel, in dem sie einem sagen, dass es nur eine Panikattacke ist.

5. Sich irgendwie mit Musik, einem Gespräch, einem Film oder einer anderen angenehmen Tätigkeit ablenken.

Phobien:

Bei der GAS hat man Angst vor allen möglichen Situationen und die Angst breitet sich weiter in alle Bereiche des Lebens aus. Bei den Phobien ist das anders. Man hat Angst vor einer bestimmten Situation oder vor einem Gegenstand oder einem Tier.

Die häufigsten Phobien sind Ängste vor Schlagen, Spinnen, engen Räumen, Clowns, Höhen und sozialer Interaktion.

Letzteres werde ich gleich noch genauer schildern.

Spezifische Phobien, die auf einen Gegenstand, ein Tier oder eine Situation gerichtet sind, sind gut zu behandeln. Man sollte allerdings wissen, ob es überhaupt notwendig ist, sie zu behandeln.

Hast du Angst vor Schlangen, so wie ich? Vielleicht musst du deswegen nicht zum Psychiater. So eine Angst kann man gut mit Vermeidung kompensieren. Keiner sagt, dass man diese Tiere anfassen oder auch nur angucken muss und wirklich in unserer Umwelt kommen sie auch nicht so oft vor.

Hast du Angst vor Spinnen und gehst deshalb nicht mehr in den Keller, wo die Waschmaschine steht? Dann ist eine Therapie vielleicht nicht schlecht. Man muss aber wirklich gewillt sein, denn Teil der Therapie ist es, sich mit der Angst zu konfrontieren.

Das geht in sensu (in Gedanken) und in vivo (im realen Leben=. Das bedeutet, dass ich mir eine Schlange vorstellen könnte oder mir Bilder oder Videos von ihnen anschauen könnte (in sensu). Das kann aber auch heißen, dass ich sie mir im Zoo angucke oder eine streichele (in vivo).

Je heftiger die Konfrontation mit dem Reiz, desto besser ist die Reaktion (Angst) abzuschwächen. Also gehe ich gleich in eine Raum voller Schlagen, bin ich meine Phobie schneller und besser los, als mir nur eine vorzustellen.

Soziale Phobie:

Eine besonders oft vorkommende Phobie ist die vor sozialen Situationen und vor Interaktionen. Sie kommt oft zusammen mit der Agoraphobie, die ich gleich noch beschreiben werde.

Menschen mit sozialer Phobie vermeiden soziale Situationen. Sie gehen nicht dort hin, wo sie Menschen treffen werden und versuchen auch Kommunikation mit den Menschen, die sie dann doch treffen, zu vermeiden. Das betrifft aber meist nicht die Mitglieder der Familie oder den engen Freundeskreis.

Menschen mit sozialer Phobie denken oft, sie seien nicht gut im Umgang mit anderen Menschen und haben Angst von anderen ausgelacht, ausgegrenzt oder schlecht bewertet zu werden. Nicht selten liegt das an zurückliegenden oder aktuellen Mobbing-Erfahrungen.

Auch bei der sozialen Phobie, die ja durchaus sehr einschränkend ist, gilt: Augen zu und durch! Rausgehen und Menschen treffen. Das kann auch gut in Therapien oder mit ein bisschen Unterstützung geregelt werden. (Was nicht heißt, dass es leicht zu machen ist und das soll auch nicht heißen, dass man die soziale Phobie nicht ernst nehmen sollte.)

Agoraphobie:

Die Agoraphobie kommt oft Hand in Hand mit der sozialen Phobie und manchmal auch mit der Panikstörung einher. Hierbei handelt es sich um die Angst vor großen Plätzen und Menschenmengen. Es werden Einkaufszentren, Marktplätze, Konzerte und andere große Gebäude vermieden. Sie ist im Grunde ein bisschen wie die Klaustrophobie (Angst vor engen Räumen), weil die Menschen hier Angst haben, nicht fliehen zu können oder erdrückt zu werden.

Wie bei den anderen Phobien und Ängsten ist hier die einzige Option, um die Agoraphobie loszuwerden die Konfrontation.

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