Kapitel 32

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Gerade als ich aufgeraucht hatte, kam Ben auf mich zugelaufen. Er umarmte mich, gab mir einen Kuss und entschuldige sich nochmal dafür, dass er heute Morgen einfach weg war. „Sag mir endlich, was passiert ist!", fuhr ich ihn an. Überrascht schaute er mir in die Augen, dann wurde sein Blick traurig. „Oh nein", sagte ich leise, „bitte sag mir, dass es nichts mit Caro zu tun hat. Ben, bitte..." Doch er nickte und nahm meine Hand. Vorsichtig zog er mich mit in die Richtung aus der er gerade gekommen war. Auf dem Weg zur psychiatrischen Station erzählte er mir, was passiert war. „Sie hat mich immer noch als ihren Notfallkontakt eingespeichert, deshalb wurde ich angerufen. Ihre Eltern wohnen nicht in Berlin. Ich konnte nicht einfach nichts tun, verstehst du? Immerhin hat sie versucht, sich das Leben zu nehmen." Geschockt lief ich neben ihm her, meine Hand fest in seiner. Doch so sehr mich ihre Tat auch schockierte, hatte ich sofort den Gedanken im Kopf, dass sie es nur getan hat, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Da ich mich jetzt und in dieser Situation aber nicht mit Ben streiten wollte, sagte ich nichts. „Was soll ich denn nun hier?", fragte ich leicht verunsichert, als wir angekommen waren. „Ich möchte nur nochmal kurz nach ihr sehen... und danach wollte ich ungern allein sein. Können wir irgendwas unternehmen?" Ich nickte, zog dann mein Handy aus der Tasche und meinte, dass ich Isi und Jeff fragen würde, ob sie Lust hätten, etwas mit uns zu unternehmen. Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und verschwand dann im Gebäude.
Ich setzte mich auf eine nahegelegene Bank, zündete mir noch eine Zigarette an und wählte Isis Nummer. Ich erreichte sie recht schnell, erzählte ihr kurz, was passiert war und auch von meinen 'Bedenken' und fragte sie dann, ob sie Zeit hätte. Sie stimmte sofort zu und schlug vor in den Zoo zu fahren. Ich war ewig nicht dort gewesen und so verabredeten wir uns in 2 Stunden vorm Zoo. Von meinen Bedenken hielt Isi nicht viel, nur weil Caro sich in der letzten Zeit ziemlich krass benommen hatte, sollte ich nicht gleich den Teufel an die Wand malen und so von ihr denken und schon gar nicht sauer auf Ben sein. Kurze Zeit später kam Ben wieder auf mich zu und setzte sich zu mir. „Und? Wie geht's ihr?", fragte ich und sah ihn von der Seite an. „Den Umständen entsprechend. Sie wird aber erstmal hier bleiben. Sie braucht Hilfe...", er seufzte, „es tut mir leid. Ich hab ihre Eltern schon angerufen, sie kommen morgen her." Ich legte meinen Kopf an seine Schulter. „Isi hat vorgeschlagen, in den Zoo zu gehen. Wir treffen uns in zwei Stunden mit ihr und Jeff. Ich hoffe, das ist okay für dich." Er lächelte mich an. „Natürlich. Aber vorher würde ich gern duschen und mich umziehen. Fahren wir zu mir?" Ich stand auf und reichte ihm meine Hand. Wir machten uns schweigend auf den Weg. Irgendwann ertrug ich diese angespannte Stille nicht mehr. „Das mit Caro wird schon wieder. Sie bekommt jetzt professionelle Hilfe. Dann geht es ihr sicherlich bald besser und sie kann vielleicht akzeptieren, dass du jetzt mit mir zusammen bist." Den letzten Teil betonte ich wohl ein wenig zu sehr, denn Ben blieb abrupt stehen und sah mich wütend an. „Du denkst, dass sie es wegen mir getan hat? Weil ich sie zurückgewiesen habe? Ach komm..." - „Aber sie war ziemlich traurig deswegen. Ich meine, neulich im Café. Ich will ihr rein gar nichts unterstellen, aber..." - „Milena, genau das tust du aber gerade", er seufzte, „aber ich hab keine Lust mich jetzt wegen ihr mit dir zu streiten. Wie du schon sagtest, ihr wird jetzt geholfen und dann wird das schon wieder." Ich schnaufte, sagte aber nichts weiter.

Während Ben duschen war, zappte ich ein wenig durchs Programm, um mich abzulenken. Plötzlich vibrierte mein Handy. 'Nachricht von Kolja'. Überrascht starrte ich aufs Display, ehe ich die Nachricht las. „Hey Milena, ich bin nächste Woche beruflich in Berlin! Hast du vielleicht Lust, dich einen Abend mit mir zu treffen? Wir haben uns so lang nicht gesehen oder gesprochen, ich würde dich gern wiedersehen. Liebe Grüße Kolja" Kolja war mein Ex-Freund und wir hatten seit sicherlich zwei Jahren nicht mehr Kontakt gehabt, als dass wir uns gegenseitig zum Geburtstag gratulierten und er mir manchmal schrieb, wenn er betrunken war. Wir hatten uns damals nicht im Streit getrennt, deshalb überlegte ich nicht lang und bot ihm an, dass wir uns am Mittwoch zum Essen treffen könnten. Ich grinste, als ich an die Zeit zurück dachte und bemerkte nicht, dass Ben das Wohnzimmer betreten hatte. „Na Kleine, was grinst du so?" Schnell steckte ich mein Handy in meine Tasche. „Ach, ich freu mich einfach auf den Zoo", ich wusste, dass ich eine schlechte Lügnerin war und wurde rot. Aber Ben gab mir nur einen Kuss auf die Stirn. „Na dann, lass uns los!", er reichte mir seine Hand und zog mich vom Sofa hoch.

FotoalbumWhere stories live. Discover now