*POW Sugawara*
"Mach ihn rein!" brülle ich zu meinem gleichaltrigen Spielkammeraden, während ich ihm einen Ball zu spiele. Der Ball hat die perfekte Höhe und ist etwas weiter weg vom Netz. So kann er ihn am besten schlagen. Unser Ass. Der Ball verlässt meine Hände und fliegt nun immer höher. Dann trifft Asahis Hand auf den Ball und dieser bewegt sich mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit auf die andere Seite des Netzes. Als er auf dem Boden aufprallt, höre ich Asahi vor Freude schreien. Wir haben gewonnen. Es war zwar nur ein Spiel, bei dem unser Team in zwei geteilt wurde und jetzt gegeneinander spielte, aber für mich bedeutet ein solcher Sieg verdammt viel. Das zeigt mir immer wieder, dass auch ich als Setter nicht nutzlos bin, dass auch ich gute Bälle spielen kann, auch wenn ich natürlich noch lange nicht gegen das Talent von unserem Kageyama ankomme.
Es ist Sommer, es ist warm und die Welt ist schön. Ich genieße jeden einzelnen Tag, schätze jede Sekunde, die ich hier sein darf und mit meinem Team trainiere. Aber vor allem bin ich für eine Person dankbar. Ich kann mich noch genau erinnern, als wir uns damals zum ersten mal hier getroffen haben. Da war es auch Sommer, ein Tag wie Heute, ohne Wolken, aber auch nicht zu heiß. Wir trafen uns hier in dieser Hallte und ich mochte ihn von der ersten Sekunde an. Wir freundeten uns sofort an und wurden auch außerhalb des Spielfeldes schnell unzertrennlich. Meine glücklichsten Erinnerungen habe ich mit ihm. Ich hatte damals eine schwere Zeit, als es meiner Mutter so schlecht ging, bis sie schließlich starb. Er hatte vieles davon persönlich mitbekommen, er kannte meine Mum. Und er hat mir sehr geholfen.
Er war mein bester Freund, nur wusste ich nicht, wann diese Freundschaft zu Liebe wurde. Irgendwann habe ich es dann begriffen. Ich, Koushi Sugawara, habe mich in meinen besten Freund, Daichi Sawamura verliebt. Das geht schon seit dem ersten Jahr so, aber ich habe mich nie getraut es ihm zu sagen. Ich habe in seiner Nähe immer das Gefühl, nicht atmen zu können. Mein Herz pocht und in meinem Bauch tanzen die Schmetterlinge wild umher.
Ich bin natürlich mal wieder abgelenkt vom Spiel, durch meine Erinnerungen mit Daichi. Wir haben so viel zusammen erlebt, als Freunde, ich kann diese Freundschaft doch nicht kaputt machen. Auch wenn meine Brust bei diesem Gedanken schmerzt, muss ich meine Gefühle für unseren Kapitän wohl einfach ignorieren.
"Suga!" höre ich jemanden schreien. Als ich bemerke, von wem diese Stimme kommt, ist es schon zu spät. Ich habe den Ball voll an den Kopf bekommen. "Du hättest mir auch früher bescheid sagen können!" schnaufe ich beleidigt zurück. Aber natürlich meine ich das nur aus Spaß, immerhin war ich ja derjenige, der im Spiel abgelenkt war. Genau das bekomme ich natürlich auch als Antwort zurück "Dann träum nicht so vor dich hin, sondern pass mal auf, was in der Realität passiert". Natürlich hat Daichi da vollkommen recht, aber ich kann einfach nicht anders, als an ihn zu denken. In letzter Zeit fühle ich mich nicht besonders, aber wenn ich an Daichi denke, wird sofort wieder alles besser.
Erst jetzt bemerke ich meine schnelle Atmung und dieses schmerzen in der Lunge. Aua, was ist das? Ich habe diese Symptome in der letzten Zeit öfter, ich frage mich, woran das liegen mag. Bevor ich aber weiter denken kann, bekomme ich Panik. Ich bekomme keine Luft. Daichi, schnell, wo ist Daichi?! Ich muss ihn jetzt berühren, ihn festhalten, danach geht es mir besser! Ich blicke mich Panisch nach ihm um. Er steht noch immer keine zwei Schritte von mir entfernt, doch bevor ich nach ihm greifen kann, dreht sich alles vor meinen Augen. Schnell wird alles schwarz und ich stehe mal wieder in diesem dunklen, einsamen Raum. Ganz allein.
Ich muss ohnmächtig sein, das habe ich jetzt schon ein paar mal in den letzten Wochen gehabt. Ich weiß aber nicht, woran das liegen könnte. Gegessen habe ich genug und auch mein Schlafmangel war nicht so groß. Es ist immer das gleiche gewesen. Erst dieses drückende Gefühl auf meiner Brust, dann fällt das Atmen schwer und dann noch dieser stechende Schmerz, der sich in der Lunge breit macht. Ich denke aber nicht, dass es so schlimm ist, sicher nur eine Grippe oder Lungenentzündung. Vielleicht sollte ich mal zum Arzt gehen?
Dann wird der schwarze Raum wieder heller. Nach und nach kann ich die Gesichter meiner besorgten Teamkammeraden erkennen. Ich kann den harten Boden unter meinem Rücken spüren, aber mein Kopf scheint auf etwas weichem zu liegen. Ich sehe mich um und kann schließlich auch Daichi entdecken, dessen Schoß ich als den weichen Gegenstand identifiziert habe, auf dem mein Kopf gerade liegt. Ich werde natürlich sofort rot. Meine Gesichtsfarbe muss jetzt mit der einer Tomate identisch sein.
Schnell stehe ich auf und drehe mich von den anderen weg, um meine Errötung zu verstecken, auch wenn ich mir sicher bin, jeder konnte sie genau sehen. Aber ich weiß natürlich, dass diese Sache gerade zweitrangig ist. Ich kann die besorgten Blicke in meinem Rücken spüren, doch ich will ihnen nichts erklären. Nicht, weil ich ihnen nicht vertraue, sondern weil ich die Ursache ja selber gar nicht weiß. Also sage ich lieber nichts, weil das einfacher ist, auch wenn ich weiß, diese Handlung ist nicht richtig.
Eigentlich erwartete ich, dass alle laut sind und mich fragen, was los ist, doch ich kann nur die Stille ausmachen, die sich hinter meinem Rücken breit macht. Ich wundere mich natürlich schon ein wenig, dass sogar unsere Problemkinder für einen Moment ruhig sein können, also drehe ich mich langsam um. Dort kann ich wieder in die Gesichter aller blicken, die ihren Blick nur mir gelten. Dann sehen sie Daichi an, der sie mit einer einerseits weichen, aber auch strengen Miene ansieht. Er deutet zur Tür und die anderen befolgen sofort sein Befehl. Auch wenn das jetzt komisch klingt, war seine Geste keineswegs eine harte Aufforderung. Ich weiß gar nicht, wie jemand so streng und gleichzeitig so nett sein kann. Er ist eben einfach perfekt.
Als die anderen die Halle verlassen haben, kann ich jetzt die Besorgnis in seinen Augen erkennen. "Hey Suga... Ist irgendwas los mit dir? Bist du krank, hast du genug gegessen und geschlafen, oder hast du vielleicht eine Allergie?" Ich kann deutlich in seiner Stimme hören, wie besorgt er ist und wie er mir helfen will. Er kümmert sich echt immer rührend um mich, auch wenn es nur ein schnupfen ist. "Alles ist gut Daichi. Ja, ich esse und schlafe genug, ich denke ich bin wohl ein wenig krank oder so. Ich sollte vielleicht mal zum Arzt gehen" natürlich will ich ihn nicht beunruhigen, deswegen gehe ich seinetwegen zum Arzt. Genau dazu fordert er mich auch auf, ich muss es ihm fest versprechen, heute noch dort hin zu gehen. Er würde mich selber hinbringen, wenn ich nicht gehe.
Ich glaube ihm das, er würde tatsächlich sofort das Training verlassen, damit es mir besser geht. Aber ich muss auch an ihn denken, er muss hier bleiben und weiter trainieren, anstatt den Babysitter für mich zu spielen und mich zum Arzt zu bringen. Ich bin 18 und wohne allein, also schaffe ich es ja auch wohl, alleine zum Arzt zu gehen. Ich lebe zwar nicht freiwillig alleine, da ich mit meiner Mutter zusammen gelebt habe, bis sie vor fast 2 Jahren gestorben ist, aber ich habe mittlerweile sogar gefallen daran gefunden, alleine zu wohnen. Meinen Vater habe ich niemals kennengelernt. Ich habe eine ältere Schwester, die weit weg wohnt, ich sehe sie nur einmal im Jahr, wenn überhaut.
Ich lehne Daichis Angebot, oder vielleicht eher seine Drohung ab und mache mich dann auf den Weg zum Clubraum, um mich umzuziehen. Darin treffe ich dann auf den Rest des Teams, die gerade offensichtlich eine Pause wegen mir einlegen müssen. Aber jetzt können sie ja weiter spielen.
Als ich fertig mit dem umziehen bin, nehme ich meine Tasche und mache mich auf den Weg zur Arztpraxis, die nur 2 Straßen weiter liegt. Dieses Gefühl, schlechter Luft zu bekommen habe ich auf dem Weg noch immer und auch als ich hinein gehe, hört es nicht auf. Es wird nicht schlimmer, aber auch nicht besser. In dem Gebäude warte ich gefühlt stunden im Warteraum, bis ich endlich dran komme. Ich erkläre dem Arzt meine Beschwerde und er verschreibt mir ein Medikament, dass die Symptome fürs erste lindern sollte. Allerdings bat er mich darum, mich in einem Krankenhaus noch einmal genauer untersuchen zu lassen, falls es doch etwas schlimmeres sein sollte. Er selbst kümmerte sich um einen Termin, da ich mit seiner Bitte schneller einen Termin bekommen könnte. Ich mag diesen Arzt sehr, ich vertraue ihm und auch die anderen des Teams gehen weitgehend zu ihm. Zumindest fast alle, von denen ich das weiß.
Schon witzig, manchmal fühle ich mich wie die Mutter des Teams. Ich kenne so gut wie jeden wichtigen Termin der jüngeren Schüler und muss sie meistens daran auch noch erinnern. Oder aber Daichi und ich müssen sie immer kontrollieren, damit sie nicht bis Nachts trainieren. Ich mag dieses Team einfach, es ist wie meine Familie. Ich kann mir gar nicht vorstellen, sie schon in einem Jahr zu verlassen und dann auf eine Uni zu gehen.
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Hoffnung / Daisuga
FanfictionAbgeschlossen! Sugawara Koushi ist sehr ehrlich, sehr liebenswürdig, sehr lebensfreudig und auch sehr stark. Aber irgendwann erwartet sein Leben eine drastische Wendung, mit der er nun versucht normal weiterzuleben. ❗TW❗ -Tod -Suizid -Depressionen ...