16.11.20 - Sumpf

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Das Leben ist ein stetiger Fluss.

Die Wellen sind klein, aber immer da; die Strömung verborgen unter der glitzernden Wasseroberfläche.

Stück für Stück bewegen wir uns mit- immer nach vorne, in eine vielleicht noch unbekannte Richtung.

Manchmal packt einen das Vermissen so plötzlich- man erinnert sich.

An die guten Tage.

An die schlechten.

Und egal wie sehr man sich auch nach diesem Zustand der Vergangenheit sehnt, der Fluss treibt dich unablässig nach vorn, in die Arme einer unbekannten Zukunft.

Doch manchmal ähnelt dieser Fluss keinem Fluss.

Manchmal gibt es kein strömendes Gewässer, sondern nur trägen Sumpf- so weit, dass selbst der Nebel nicht mehr weiß, in welche Richtung es dich eigentlich treibt.

Auch hier spürst du die Sehnsucht tief in deinem Innerem nach dem Weg der Bestimmung rufen.

Aber er verhallt.

Und so machst du dich auf die Suche- schaffst dir einfach deinen eigenen Pfad.

Und doch kommst du nicht voran. Der Matsch heftet sich unablässig an deine Füße, lässt dich nur schwer einen Schritt tun, ohne dass deine Knöchel im Dreck versinken.

Du schreist.

Schreist in den Nebel und verlangst nach der Befriedung endlich deine tiefste Sehnsucht erfüllt zu haben- den Weg hinaus. Hinaus aus diesem unendlichen Sumpf, der dich nach und nach immer weiter verschluckt.

Doch er lässt dich nicht frei.

Arme greifen nach dir, umschließen deine Haut mit kühlen Fingern aus Nebel. Du blickst hinab, erkennst den zarten Schmuck und die Form der Hände deiner Liebsten.

Sie wollen nicht, dass du gehst. Und obwohl du dich selbst in dieser Trostlosigkeit des Sumpfes verlierst, erkennen ihre grauen Augen deine Leiden nicht.

Und so kämpfst du- nun nicht mehr nur gegen die Trägheit des Matsches, sondern auch gegen die unnachgiebigen Griffe deiner, die dir alles bedeuten.

Du erkennst, dass du sie hinter dir lassen musst, um wirklich zu entkommen, um endlich deinen Pfad zu finden.

Doch sie lassen niemals los.

Und so verbleibst du in der Ewigkeit- kämpfst und kämpfst gegen Dinge, gegen die du dich nicht zu wehren traust.

Ein ewiger Kampf, den du nicht zu gewinnen verstehst.

Und so verharrst du- unfähig dich zu rühren, einzig und allein mit dem Gefühl der Sehnsucht in dir; gewiss, dass es niemals Veränderung geben wird.

Und so schwindest du langsam dahin.

MondgeflüsterDove le storie prendono vita. Scoprilo ora