2. 🌻

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Das erste, was mir in den Blick fällt sind Muskeln.
Um genau zu sein Brustmuskeln unter einem dunkelgrünen T-Shirt.
Und Armmuskeln.
Und vermutlich hat der Typ auch ein klassisches Six-pack.

Automatisch wandert mein Blick weiter nach unten über tief auf den Hüften hängende Jogginghosen bis zu weißen Turnschuhen von Nike oder so.
Der Körper ist einfach nur... göttlich. Athletisch, und einfach nur heiß. Nichts anderes.

Erst als ein Räuspern ertönt, werde ich zurück in die Realität befördert.
Meine Wangen färben sich feuerrot, als mir auffällt, wie auffällig ich den Typ gerade abgecheckt habe.
O Mann, wie peinlich!
Das Blut schießt in meine Wangen und ich muss schlucken.
Meine Würde ist flöten gegangen.

Seit wann checke ich Typen so ab?
Das ist doch einfach nur noch... peinlich.
Fehlt nur noch, dass ich anfange zu sabbern.

Ich kratze allen Rest meiner Würde noch zusammen und hebe den Blick in das Gesicht des Typen.
Und kaum bemerke ich auch nur ein kleines Hautfitzelchen, würde ich am liebsten kotzen.
Warum muss dieser Typ so gut aussehen?
Warum muss ich ihn erst abchecken und jetzt ist sein Gesicht auch noch die Bombe?

Hohe Wangenknochen, markante Kinnpartie, aber nicht zu eckig, hohe Stirn und eine absolut perfekte Nase, ohne jeden Knick.
Seine Augenbrauen sind leicht gebogen, die eine zeichnet sich in diesem Moment deutlich höher als die andere ab.
Darunter liegen Augen... scheiße schöne Augen. Ein intensives Grün unter langen, schwarzen Wimpern.
Mein Blick wandert erst nach unten – der Schwung der Lippen... - , dann wieder nach oben.

Die Haare des Typen sind in einem kleinen Knoten hinten am Kopf befestigt.
Das heißt, an den Seiten sind die Haare abrasiert, aber oben sind sie länger und nach hinten in einen Zopf gekämmt, der beim letzten Mal nur halb durch den Haargummi gezogen wurde.

„Na, dann auch mal fertig mit Starren?", frägt der Typ spöttisch, und bringt mich damit heftig zum Blinzeln.

Meine Wangen werden noch eine Spur roter. Am liebsten würde ich im Erdboden versinken.
Meine gesamte Würde ist mir gerade abhanden gekommen.
Nicht nur, dass ich den Typen abgecheckt habe, sondern dass ich es auch noch so offensichtlich und direkt vor ihm gemacht habe, dass er gar nicht anders kann, als es zu bemerken.

„Ich... äh...", beginne ich, bringe aber nicht mehr heraus, als das.
Ich ärgere mich über mich selbst und über den Typen.
Warum muss er denn auch so gut aussehen?
Und warum muss ich so dämlich sein, und ihn so auffällig abchecken?

Mir fällt das Muttermal knapp unter seinem Auge auf.
Nein, Ruby!
Hör auf, jetzt noch mehr Details an seinem Körper zu suchen!

„Kannst du auch mehr sagen?", kommt es von dem Typen.
Puff.
Alle Träume, dass dieser Typ nett sein könnte, lösen sich in einer Sekunde in Luft auf.
Tja, scheinbar ist er einer dieser heißen, gut aussehenden Männer, die allerdings vollkommene Idioten sind.

Insgeheim bin ich ihm etwas dankbar, dass er so ein Blödmann ist. Wenigsten kann ich so damit aufhören, ihn anzustarren, als wäre er ein Gott.
Was er ja auch ist, zumindest solange er seinen Mund hält.

„Ja, ich kann noch mehr sagen, stell dir vor. Wer bist du?", frage ich schnippisch und verschränke die Arme vor meiner Brust.
Sein Blick wandert kurz dahin, richtet sich dann schnell aber wieder auf mein Gesicht.
Aha, ganz unschuldig ist er also auch nicht.
Aber Hauptsache, mich in die Pfanne gehauen.

„Ich bin Dion, und wie es aussieht, ab heute dein neuer Nachbar. Und du bist?", stellt er sich scheinbar gelangweilt vor, aber in seinen Augen glitzert die Neugier. Und ein bisschen schaut er mich auch an, wie ein Wolf, der seine Beute fixiert.
Ich sage ihm ebenfalls meinen Namen, mache aber keine Anstalten, ihm meine Hand zu geben.

„Ist das hier nicht üblich, sich mit einem Händeschütteln zu begrüßen?", kommt es genau in diesem Moment von diesem Dion.
Er mag aussehen wie ein Gott, aber er ist ein riesiger Idiot.
„Idioten gebe ich nicht meine Hand.", lasse ich ihn wissen und trete einen Schritt zurück.
Keine Ahnung, was er genau hier wollte, aber ich hätte nichts dagegen, ihm einfach so dir Tür vor der Nase zuzudonnern.

Die Mundwinkel dieses Dion zucken, und ich muss mir in Erinnerung rufen, was für ein Arsch er doch ist, sobald er den Mund öffnet, um nicht wieder in meine Schwärmereien zu verfallen.
Einige Sekunden bleibt es ruhig, und Dion steht nur da, mit diesen leicht gehobenen Mundwinkeln, der hochgezogenen Augenbraue und diesem spottenden Blick in den so grünen Augen.
Was will er hier?
Nur kurz Hallo sagen?
Gut, dann kann er ja jetzt bitte gehen.

„Ist noch was?", frage ich genervt und lege schon eine Hand an die Tür, jeder Zeit bereit, diese zu schließen.
In Dions Augen funkelt es. Ein Art Funkeln, das ich nicht mag.
„Vielleicht. Was ist, wenn ich wissen möchte, wo der nächste Supermarkt ist?", seine Mundwinkel heben sich weiter.
Unverschämt.
Unverschämt frech.
Und unverschämt gut aussehend.
Unverschämt heiß.

Ich gehe auf sein Spielchen ein. Spöttisch kann ich auch.
„Was ist, wenn ich dir nicht sagen will, wo der nächste Supermarkt ist?", frage ich deshalb zuckersüß mit einem spöttischen Unterton.

Ich sollte es ihm einfach sagen.
Ich sollte ihm einfach sagen, dass er nur zwei Straßen weiter muss, ihm dann die Tür vor der Nase zuschlagen, und mich den Lehrbüchern widmen, die da hinten auf dem Wohnzimmertisch liegen.
Ich sollte vieles tun, allerdings nicht mich mit ihm unterhalten.

Der Typ ist alles, was gegen meine Prinzipien und Ziele verstößt.
Mein größtes Tabu sind Männer. Und genau dieses Tabu habe ich jetzt schon gebrochen indem ich mich auf diesen Idioten und das Gespräch zwischen uns einlasse.
Zeit für mich, das selbe Tabu noch einmal aufzustellen, dieses Mal vielleicht etwas stärker.
Viel stärker.

Ich seufze, und beschließe, mein spöttisches, und was weiß ich noch alles Ich wieder wegzusperren und das freundliche Ich auszupacken.

„Der Supermarkt ist zwei Straßen weiter. Du kannst sogar zu Fuß hinlaufen. Ich muss... jetzt wieder... äh... gehen. Auf Wiedersehen, Dion.", ich setze ein Lächeln auf und deute hinter mich, bevor ich die Tür vor Dions Nase schließe.
Gut, das war jetzt eher gemein, aber dieser kleine Triumph war nötig gewesen.

Kaum ist dir Tür zu, lehne ich mich dagegen und atme einmal tief durch.
Keine Jungs!
Kein auch nur ansatzweise männliches Wesen.

Ganz einfach.
Und schon gebrochen.
Ich bin ein Loser.

🌻🌻🌻

Ich sollte Latein lernen, aber ich schreib stattdessen das Kapitel, bzw. kopiere es aus Word, füge es hier ein und überarbeite es ein bisschen.

Wünscht mir Glück für Latein.

Silvy

𝐒𝐨𝐧𝐧𝐞𝐧𝐛𝐥𝐮𝐦𝐞𝐧 & 𝐖𝐞𝐢𝐝𝐞𝐧𝐤𝐚𝐭𝐳𝐜𝐡𝐞𝐧Where stories live. Discover now