31. Meins

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(POV. Karma)

,,Wie geht es Nagisa-Kun?", fragte mich Karasuma am nächsten Morgen. ,,Die anderen meinten, er hatte eine Panikattacke."
Ich sah ausweichend auf meinen Teller. ,,Ja, gestern Abend. Ihm geht's wieder gut."

Mehr verriet ich nicht. Würde ich beichten, ich hätte meine eigene Regel gebrochen und Schlangilein besucht, müsste ich mir bestimmt einen langen Vortrag anhören.

,,Wer ist Nagisa-Kun?"
Jetzt blickte ich zu Irina, die neugierig in ihrem Müsli herum rührte. ,,Mein Freund."
,,Ein Freund oder mein Freund?"
,,Mein Freund. Wir sind zusammen."

Grinsend beugte sie sich zu mir vor. ,,Wusste ich's doch."
Ich sah sie irritiert an.
,,Du siehst gay aus."
Karasuma verschluckte sich an seinem Müsli.

,,Bin ich aber nicht", sagte ich. Hoffentlich sah man mir nicht an, wie demütigend dieser Kommentar geklungen hatte.
,,Bist du nicht?", wiederholte sie amüsiert.
,,Ich stehe auch auf Frauen. Mir ist das Geschlecht egal."

,,Ah, also bist du-"
,,Ah, Karasuma", fiel es mir ein. ,,Wann bringst du sie eigentlich zurück nach oben?"
,,Unterbrich mich nicht, du Rotznase!", fauchte sie mich an.

Alterrr.

Ich bereute schon, einem Frühstück mit den beiden zugesagt zu haben. Karasuma war ja okay, aber diese Bitch war noch launischer als mein Vater . . .
,,Sobald es ihr besser geht", ignorierte er sie genau so erfolgreich wie ich.

Genervt verschränkte sie die Arme, drückte dadurch aber gleichzeitig ihre Brüste nach oben, weshalb mein Blick automatisch auf ihren Ausschnitt fiel. Karasumas offensichtlich auch, denn plötzlich wurde sein Herz schneller.

Selbst wenn er es sich nicht anmerken ließ, diese Frau machte was mit ihm. Kein Wunder, sie ähnelte meiner Mum wirklich sehr.

Und das ist eigentlich kein Kompliment.

Vielleicht sollte ich das kurz ausführen. Bevor ich geboren wurde, war meine Ma mit Karasuma zusammen. Meinem Vater hatte sie jedoch auch gefallen, weshalb er sie als seine Frau gewählt und mit einer Schwangerschaft an sich gebunden hatte.

Er durfte das, er war König. Aber deshalb war ihre Ehe nie besonders von Liebe geprägt gewesen. Dafür behandelte mich Karasuma erstaunlicherweise wie seinen eigenen Sohn.

Er und mein Dad hatten wirklich den gleichen Type. Impulsive Bitches.

,,Ich muss los", entschied ich und stand auf. ,,Wir sehen uns dann, ich hab noch zu tun. Und Karasuma, sag mir Bescheid, wenn sie sich erholt hat. So lange kümmerst du dich um sie, ja? Dankee."

Ehe er die Gelegenheit hatte sich rauszureden, yeetete ich mich weg. Äh, teleportierte.
Vor mir befand sich nun eine alte, verrostete Tür und ich atmete tief durch, nicht wirklich wissend, was mich gleich erwarten würde.

Das hier war der Westflügel des Schlosses. Mein Vater hatte mir als ich klein war sehr überzeugend eingeprägt, niemals auch nur in die Nähe davon zu gehen.

Genau deshalb sträubte es mir so davor, diese Tür zu öffnen. Frustrierenderweise waren hier aber zu viele Herzschläge zu hören, als dass ich es ignorieren könnte, und so hatte ich keine andere Wahl.

Ich fand mich auf einem kahlen Flur wieder. Rechts und links reihten sich Türen auf und schienen ins Unendliche zu gehen. Ich öffnete die, die mir am nächsten war.

Bestialischer Gestank schlug mir entgegen. Mein Magen drehte sich um und das Frühstück stieg meine Kehle hoch. Erstickte mich. Lief über. Ich krümmte mich und hustete es aus.

Durch die Hölle mit dir - Karmagisa (laufend)Where stories live. Discover now