37. Sweet Sweet Strawberry

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(POV. Karma)

Erboden, tu dich auf.

Das war das erste Mal seit Jahren dass mich jemand heulen gesehen hatte. Und keine Tränen, die still kullern und noch ein bisschen deiner Würde bewahren, sondern das Gesamtpaket, mit Schluchzen und so weiter.

Das war unangenehm. Ich wusste nicht einmal, was mich so mitnahm. Dass Nagisa ein - mein - Kind erwartete, oder dass er sich umbringen wollte?

Mich machte alles fertig.

„Karma?" Sanft berührte er meinen Kopf, den ich auf seiner Schulter abgelegt hatte, und hob ihn an. Seine Hände legten sich an mein Gesicht und wischten die übrigen Tränen weg. „Geht es dir gut?"

Ich atmete leise durch. Seine Augen waren intensiv auf mich gerichtet. Konnte er das nicht lassen?
„Ja", brachte ich heraus. „Ich will mich hinlegen. Nicht schlafen, einfach-"

Er verstand und kletterte unter die Decke, damit ich mich an ihn pressen konnte. Wir zitterten wie Fische an Land. Seine Herzschläge klangen aus dieser Nähe fast wie ein Beat.

Sie unterschieden sich voneinander. Nagisas war langsam, ein stetiges badum, badum, badum, und der andere ähnelte einem Tuckern. Als Nagisa bewusstlos geworden war, hatte es kurz gestoppt. Jetzt tuckerte es als wäre nichts gewesen.

Was ist das nur für ein Ding, dass es so dringend überleben will?

Ich verzog das Gesicht. Bald würde ich es wohl herausfinden. Wenn alles gut lief. Oh Gott.

„Hey", flüsterte ich gegen seinen Hals.
„Hm?", brummte er.
„Hattest du Symptome?"
Er sah mich nachdenklich an. „Ich hab mich übergeben."

Japsend hob ich den Kopf. „Echt?"
„Ja, ein Mal. Aber das war in der Entzugswoche, da ging es mir die ganze Zeit schlecht. Ich habe gar nicht darüber nachgedacht."

Toll. Es hätte also so einfach sein können. Hätten wir es nur ein paar Tage vorher bemerkt, und vor allem, hätte ich nicht mitanhören müssen, wie dieser Herzschlag entstand, hätte ich Nagisa abtreiben lassen können.

Jetzt konnte ich das nicht mehr. Alleine die Vorstellung, Morgen aufzuwachen und kein Tuckern mehr zu hören, nahm mich wahnsinnig mit. Das ergab doch alles keinen Sinn. Gefühle ergaben keinen Sinn.

Woher kommt mein unerträgliches Verlangen, dieses Leben um jeden Preis zu beschützen?

Zweifelnd betrachtete ich Nagisas Bauch.
Tucker tucker. Tucker tucker.
Eigentlich war ich schon neugierig, wie die Mischung zwischen ihm und mir aussehen würde. Welche Augenfarbe würde es sein? Welche Haarfarbe? Charakterzüge?

Nagisa zuckte. Der Morgen musste ihn erschöpft haben, wenn er so schnell einschlief. Ich wollte ihn in Ruhe lassen, ehrlich, aber eine Sache ließ mich nicht los.

„Warum dachtest du, dass ich dich umbringen wollte?", riss ich ihn aus dem Halbschlaf. „Nur weil ich ein bisschen ausgerastet bin?"
Er schnaufte müde. „Das war kein bisschen."

„Ja, ja-"
„Ich dachte, du schlitzt mir jeden Moment den Bauch auf."
„Okay, reicht."
„Wenn einer von uns sowieso sterben müsste, dann lieber-"

„Das!", fiel ich ihm ins Wort. „Das verstehe ich nicht. Wieso müssen wir sterben?"
„Naja, bei der Schlange-"
Ich verdrehte die Augen. Natürlich.

„-ist es so, dass wenn jemand von uns ein Kind erwartet, der Vater sofort getötet wird, damit er kein Recht auf das Kind hat", redete Nagisa unbeirrt weiter.
„Wie bei der schwarzen Witwe."

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 15 ⏰

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Durch die Hölle mit dir - Karmagisa (laufend)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt