13. Schlussstrich

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Ich brauchte zwei Tage, um das mit Nagisa und Kayano zu verarbeiten. Oder (wenn ich ehrlich bin): um einen Mord zu planen.

Ich wollte meinen Rang zurück. Den Rang eines Dämons, dem Sohn des Königs, dem keiner was sagen konnte. Denn diesen Ruf hatte ich offensichtlich verloren, wenn hier etwas vorging, von dem jeder wusste außer ich.

Ich hatte es satt, das unwissende Schoßhündchen zu sein.

,,NAGISA!", rief ich in den Flur, sobald das Wasser in der Dusche ausging. ,,ZIEH DIR WAS AN UND BEWEG DEINEN ARSCH INS ZIMMER!"

Es blieb kurz still.
Dann kam ein leises: ,,Okay?", zurück und ich kauerte mich auf meinem Schreibtischstuhl zusammen, während ich auf ihn wartete.

Seine Haare tropften, als er aus dem Bad kam. Er hatte sich beeilt.
,,Was gibt's?", fragte er.
,,Ich will mit dir reden. Über den Auftrag", antwortete ich.
Er schluckte. ,,Okay."

,,Weiß ich irgendwas noch nicht, was du mit meinem Vater besprochen hast? Wenn ja, sag es mir jetzt."

Er legte den Kopf schief. ,,Nicht dass ich wüsste-"

Meine Hände gingen in Flammen auf. Ich musste sie schütteln, um sie zu löschen. Nagisa starrte auf perplex den schwarz Handabdruck, der auf dem Schreibtisch zurückgeblieben war.

,,Karma, ist alles in Ordnung?"

Nein.

Ich musste ein ordentliches Level an Wut erreichen, um die Kontrolle über meine Feuerkraft zu verlieren.

Ich atmete durch und lehnte mich im Stuhl zurück. ,,Keine Ahnung, was hier abgeht. Und keine Ahnung, was du vorhast. Aber ich mach da nicht mehr länger mit. Gib mir einen Grund, warum ich dich nicht sofort töten sollte."

Meine Haut begann zu prickeln, als ich dunkelviolette Strahlen auf meiner Hand aktivierte.
Das war die wichtigste Waffe eines Dämons. Der Seelenfänger. Er zog Menschen die Seele aus dem Leib und hielt sie gefangen, damit sie nicht fliehen konnten.

Ich müsste ihn nur ein Mal berühren und es wäre aus mit ihm.

Ich wusste dass ich im Arsch war, sollte mein Vater erfahren, dass ich gegen seine Befehle rebellierte. Immerhin hatte er Nagisa die Kontrolle übergeben.

Aber er war nicht hier, um mich zu bewachen.

,,Na los, Nagisa."

,,Ich verstehe das nicht", sagte er. ,,Wieso willst du mich töten? Ich habe dir alles gesagt."
,,Weil du lügst."
,,Was sag ich denn falsches?!"

Ich verdrehte die Augen. ,,Das ist ja das Problem. Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass etwas nicht stimmt. Du verheimlichst mir was."
,,Wa- nein!"

,,Lügner. Du kannst deinen Plan nicht immer noch ernst meinen. Das kann nicht alles sein. Hier läuft alles wie in Dauerschleife ab, merkst du es nicht? Wir haben Schule, dann treffen wir uns mit den anderen. Jeden verdammten Tag. Ich werd wahnsinnig, wenn das so weitergeht."

,,Okay", sagte er ruhig. ,,Ich kann verstehen, dass du sauer bist. Aber ich weiß, dass es funktioniert! Stell dir mal vor, wir fliegen auf. Meinst du echt dass Okuda und Kayano uns was antun würden, jetzt, wo wir so eng mit ihnen befreundet sind?"

Natürlich nicht. Niemand tötet seine Freunde, ohne lange zu Zögern oder zumindest abzuwägen, ob es das richtige ist. Nicht einmal, wenn sie sich als Dämon und Schlange entpuppen.

Dieses Backup war praktisch. Aber dafür die Hälfte der Frist draufgehen zu lassen und nicht einmal einen finalen Plan zu haben, nein, das war lost.

,,Im Notfall ist das gut", knurrte ich. ,,Aber der Notfall sollte nicht Plan A sein. Du bist ja offensichtlich viel zu unerfahren um das allein zu regeln, Nagisa. Überlass mir die Führung."

Durch die Hölle mit dir - Karmagisa (laufend)Où les histoires vivent. Découvrez maintenant