Chapter 19

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C H A R L I E
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Mason und ich laufen den Strandweg entlang hoch zum Hotel. Der Alkohol hat anscheinend vielen stark zugesetzt, auch Mason. Da meist nur Fragen kamen, mit denen ich nichts anfangen konnte, musste ich nicht all zu viel trinken.

Mason läuft schweigend neben mir her und starrt verträumt durch die Gegend.

„Alles okay?", frage ich vorsichtig und er nickt. Wir betreten die mittlerweile leere Lobby des Hotels. Morgen würde es wieder zurückgehen und ich muss zugeben, dass ich es hier vermissen werde.

Da unsere Zimmer im selben Stockwerk liegen, laufen Mason und ich die Treppen hoch.

Vor meiner Tür bleibt er schwankend neben mir stehen und ich beäuge ihn misstrauisch. Er beugt sich langsam zu mir vor und sein heißer Atem trifft meine Haut. Er haucht mir blitzschnell einen Kuss auf die Wange und flüstert ein 'Gute Nacht', ehe er sich umdreht und zu seinem Zimmer geht. Verwirrt sehe ich ihm nach und fasse mit meinen Fingern an die Stelle, wo seine Lippen auf meine Haut getroffen waren.

Meine Finger kribbeln und ich schüttele den Kopf, bevor ich nach dem Türknauf greife und das Zimmer betrete. Von Jared war keine Spur zu sehen, was mir auch mehr als recht ist. Ich laufe in das Bad und betrachte mich in Spiegel. Ich sehe definitiv schlimm aus und schnell greife ich nach meinen Abschminktücher.

Meine Haare binde ich zu einem Dutt und ziehe meine Klamotten aus. Ich tapse ins Zimmer zu meinem Koffer, werfe die Sachen rein und suche nach Schlafklamotten. Schnell greife ich nach einem übergroßen Shirt und springe in mein Bett. Nachdenklich starre ich zur Zimmerdecke.

Meine Gedanken kreisen um den heutigen Abend und um Mason. Den ganzen Abend ist er nicht von meiner Seite gewichen, nicht, dass es mir was ausmachen würde. Aber was sollte das vorhin vor der Tür? Klar, wahrscheinlich übertreibe ich maßlos, aber trotzdem ist es nicht unbedingt eine Geste, die normale Freunde so untereinander austauschen. Zu meinem Nachteil schleicht sich eine andere Person in meine Gedanken. Jared. Die ganze Zeit ist er wie vom Erdboden verschluckt.

Wie auf Kommando wird die Zimmertür aufgerissen und ein Jared taumelt herein. Erschrocken sehe ich ihn an, aber er läuft geradewegs auf das Klo zu. Keine zwei Minuten später höre ich, wie er anfängt zu kotzen. Ich schließe die Augen und versuche, nicht auf das Geräusch zu hören. Jetzt mal ehrlich, ich glaube nicht, dass ich die einzige Person bin, der es bei kotzenden Menschen auch schlecht wird.

Ich horche und höre ihn leise vor sich hin fluchen. Anscheinend verträgt er keinen Alkohol und aus irgendeinem  Grund bringt mich der Gedanke zum Grinsen. Nach einer Weile wird es still und ich schließe die Augen, um einschlafen zu können. Nach kurzer Zeit bin ich auch, erschöpft von dem heutigen Spiel und dem Alkohol, weggedämmert.

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Im Halbschlaf bekomme ich mit, wie jemand auf mich zukommt und vor meinem Bett stehen bleibt. Mein Gehirn ist zwar vollkommen funktionstüchtig, aber möchte anscheinend nicht reagieren. Kurze Zeit später klettert die Person in mein Bett und legt sich neben mich. Ich weiß auch ohne hinschauen, dass es Jared ist.

Er riecht leicht nach Alkohol, wer hätte es gedacht?

„Jared?", flüstere ich und drehe mich langsam um.

„Hmpf?", gibt er zurück und sieht auf die Zimmerdecke. Ist das sein Ernst?

„Was machst du in meinem Bett?", frage ich.

„Weiß nicht, mir ist langweilig und ich kann nicht schlafen."

Ich blicke aus dem Fenster, wo die Sonne nun leicht aufging. Dann trifft mein Blick wieder Jareds und seine Augen fesselen mich. Das erste Mal nehme ich mir die Zeit, seine Augenfarbe zu untersuchen. Es war ein sehr sehr helles blau, schon fast weiß-grau. Ein bisschen neidisch kann man da schon werden, wenn ich an meine stinknormalen blauen Augen denke.

Ich halte Jareds Blick immer noch stand, bis er anfängt, leicht zu lächeln und plötzlich mit beiden Armen nach mir greift und mich zu sich zieht. Seine Arme umfassen meine Taille und er vergräbt seinen Kopf in meiner Halsbeuge.

Sofort verkrampfe ich mich und fasse nach seinem Arm, der mich aber fest umklammert.

„Ich hätte noch weitere Gründe mich zu dir zu legen, aber schon allein die Tatsache, dass du gut riechst, reicht", murmelt er und ich stutze. Hatte gerade Jared Parker gesagt, dass ich gut rieche?

Ich schließe die Augen und atme tief ein und aus. Der Alkohol. Ja klar, er war noch betrunken!

Ich versuche, einen Blick auf sein Gesicht zu erhaschen, aber er verbirgt es immernoch in meiner Halsbeuge. Sein heißer Atem prallt an meiner Haut ab und bereitet mir eine Gänsehaut. Verdammt. Warum schubse ich ihn eigentlich nicht einfach weg? Immerhin ist er Jared!

„Hör auf, so verkrampft zu sein, ich brauche dich nur kurz als Kuscheltier", grummelt er und ich muss grinsen.

Langsam entspanne ich mich tatsächlich, was mich ziemlich verwirrt, da ich hier gerade in den Armen von Jared Parker liege und ich es auch sonst hasse, jemandem zu nahe zu sein. Eigentlich ist das hier für meinen Geschmack schon viel zu nah. Und irgendwie muss ich zu meinem Nachteil zugeben, dass ich mich ziemlich geborgen fühle, weshalb ich mir innerlich gegen die Stirn klatsche.

Die Sonne ist mittlerweile fast vollständig aufgegangen und taucht das Zimmer in ein schönes orangenes Licht. Plötzlich grummelt Jared etwas, legt einen Arm unter meinen Rücken, den anderen wieder um meine Taille und zieht mich noch näher zu sich, sodass ich gezwungen bin mich gegen seine Brust zu lehnen. Komischerweise lasse ich ihn gewähren.

Sein Brustkorb hebt und senk sich und ich konzentriere mich darauf. Eigentlich ist es ein Wunder, dass Jared und ich in einem Raum sind, ohne uns gegenseitig anzuzicken. Eigentlich ist er ja ganz in Ordnung. Wenn er still ist.

Ich sehe hoch und wieder trifft mein Blick seinen. Aber anstatt seinen abzuwenden, hält er meinen stand. Seine Haare sind ganz verwuschelt und er macht einen müden Eindruck, aber dann fällt mir ein, dass er diese Nacht wahrscheinlich nicht geschlafen hat.

Ich wende meinen Blick wieder ab und er vergräbt sich wieder in meinen Haaren. Eigentlich müssen wir ziemlich idiotisch aussehen, weil er neben mir ein Gigant ist. Wieder muss ich grinsen. Herrgott Charlett, was machst du eigentlich hier?

Plötzlich kichert er leise und ich runzele die Stirn.

„Charlie?"

„Hm?", gebe ich zurück.

„Hast du keinen BH an?", kommt es und ich kann mir sein behindertes Grinsen dabei nur allzu gut vorstellen. Ist das sein Ernst?

„Jared?"

„Ja?"

„Verpiss dich", meine ich beleidigt und verschränke die Arme, lasse sie aber schnell wieder senken.

„Nö", lacht er.

„Jared ich meine es ernst, lass mich los. Ich muss meine Sachen packen", meine ich und versuche frei zu kommen.

„Chill mal deine Basis, Babe, wir haben noch Zeit."

„Nein, ich..Warte, was? Ich gebe dir gleich Babe, Parker!", sage ich leicht sauer.

„Läufst du aus oder was?", frage er grinsend.

„Wa..- Parker ich schwöre es dir, halt die Klappe sonst scheuer ich dir eine!", motze ich und funkele ihn böse an. Aber er lacht nur und lässt endlich locker.

„Du bist anstrengend Charlie", sagt er und dreht sich um.

Ich trampele zu meinem Koffer, ziehe meine Klamotten raus und strecke ihm dabei die Zunge raus, bevor ich ins Bad gehe.

„Pass auf, sonst bin ich gleich gezwungen, was anderes mit deiner Zunge zu machen", kommt es aus dem Zimmer und bevor ich es checken kann, ruft er ‚Bin bei Mason' und verlässt das Zimmer. So ein Vollidiot.

Schnell ziehe ich mich für die Fahrt gerecht an, packe meine Sachen und sehe mich im Zimmer um. Was jetzt?

Seufzend werfe ich mich ein letztes Mal auf das perfekte Bett und zücke mein Handy, um ein wenig mit Leuten zu schreiben.

Bester FeindWhere stories live. Discover now