Casper

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Mik

"So, Mik! Letzte Chance!"
Mary sprang sofort vom Sofa auf und rannte zu einem Schrank, welcher neben dem Fernseher stand. Auch ich stand sofort auf und stellte mich, mit Sicherheitsabstand vor Casper hin.
"Verpiss dich.", sagte ich so ruhig wie es ging.
Mary stellte sich neben mich und drückte mir eine Waffe in die Hand. Diese war zwar nicht geladen, aber das wusste Casper ja nicht.
"Oh nee, jetzt hab ich Angst.", sagte Casper gespielt und hob melodramatisch die Hände. "Genug von dem Theater. Geld?"
Casper streckte provozierend die Hand aus.
"Junge, ich sag dir das jetzt ein letztes Mal. Ich schulde dir keinen einzigen Cent."
"Okay, wenn du meinst. Ich hab kein Bock mehr auf diesen Kindergarten."
Casper holte ein scharfes Messer aus seiner Hosentasche. Ich wich einen Schritt zurück, weil ich wusste, dass er keine Angst hat dieses Messer zu benutzen.
"Geld!", rief er jetzt lauter und kam näher. Ich streckte die Waffe aus und zielte auf ihn. Doch er hatte keine Angst. Er kam immer näher und ließ das Messer in seiner Hand baumeln. Ich konnte nicht weiter zurück gehen, da das Sofa im Weg stand. Casper kam immer näher und ich glaube nun wusste er, dass die Waffe nicht geladen war.
"Du weißt, dass ich das Messer benutzen werde. Es sind 500€ die du mir schuldest. 500€!"
Ich versuchte keine Angst zu zeigen, doch die hatte ich. Ich hatte verdammte Angst vor ihm. Bevor er noch näher auf mich zukommen konnte, stellte sich jemand zwischen uns und schubste Casper weg.
"Jetzt komm Mal wieder klar!", schrie Kostas ihn an.
"Alter, was zum Teufel machst du bei diesen Leuten?", fragte Casper Kostas.
"Geht dich einen Scheiß an. Jetzt geh."
Kannten sie sich etwa?
Casper schaute zwischen Kostas und mir hin und her und plötzlich erhellte seine Miene sich.
"Ach du scheiße.", sagte Casper leise und fing an zu Lachen. "Junge Kostas. Du fickst ihn!"
Casper gab Kostas einen brüderlichen Schlag gegen die Schulter. Doch Kostas hielt seine Faust fest und schubste ihn damit noch ein Stück weiter zum Ausgang.
"Casper. Verpiss dich jetzt und lass dich hier nicht mehr blicken."
"Stehst auf deren Seite, was? Ey, hätte ich nicht gedacht. Lässt mich einfach im Stich."
"Ich würde sagen, du hörst jetzt auf das, was Kostas dir gerade gesagt hat.", sagte eine dunkle Stimme hinter Casper. Es war Lias. Ein sehr guter Kumpel von Mary und mir. Aber woher kannte er Kostas Namen? Ich hatte Lias nichts von ihm erzählt.
"Oha, nu krieg ich aber Angst.", lachte Casper.
Kostas kam Casper gefährlich nahe und ich dachte, dass ich sah, dass Casper ein wenig Respekt vor Kostas hatte. Doch wahrscheinlich bildete ich mir das nur ein, denn Casper hatte vor nichts und niemanden Respekt.
"Casper, ich mein es Ernst. Jetzt verpiss dich." Kostas Stimme war so ruhig, dass sogar ich Angst vor ihm bekam.
"Ist okay. Ich gehe.", sagte Casper und hob widerwillig die Hände. 
Er schielte an Kostas vorbei und funkelte mich wütend an.
"Ich komm zur-"
Bevor er seinen Satz beenden konnte, schubste Kostas ihn Richtung Tür.
"Ich denke ich hab mich verhört, richtig?", fragte er wütend.
"Ja, alles gut.", sagte Casper leise und ging dann.
"Alter!", sagte Lias lachend und schlug bei Kostas ein. "Immer noch der Alte wie früher."
"Wusstest du, dass er dich mit Lias betrügt?", flüsterte Mary mir zu.
Ich schüttelte nur langsam den Kopf, dabei hatte ich Mary gar nicht wirklich zugehört, weil ich so perplex war, dass Kostas und Lias sich umarmten.
"Halloooo?", sagte Mary und hatte nun die Aufmerksamkeit von den Beiden. "Kann uns eventuell jemand aufklären? Warum kennt ihr euch? Woher kennt ihr euch? Wieso wissen wir das nicht? Was ist hier los?!"
"Kostas und ich waren 3 Jahre lang in der Klasse. Von der 8. bis zu 10. Oder?"
Kostas nickte zustimmend. "Wir haben soviel Scheiße zusammen gebaut.", lachte er dann und Lias stimmte mit ein.
"Oh man, ich weiß noch als wir einmal aus dem Fenster geklettert sind beim Nachsitzen als der Lehrer kurz nicht da war. Und dann sind wir vor dem Hausmeister weggerannt, weil der uns zurückbringen wollte.", erinnerte sich Lias. "Aber darum geht es jetzt gar nicht. Warum bist du hier? Kennt ihr euch alle?", fragte Lias in die Runde.
"Kostas und ich haben uns in dem Camp kennengelernt."
"Achso alles klar. Was ein Zufall, dass ihr euch da kennengelernt habt und jetzt sind wir-"
"Lias.", unterbrach Mary ihn. "Sie haben sich dort kennengelernt." 
Das letzte Wort sprach sie extra langsam aus, damit auch Lias es endlich verstand.
"Achsoooo. Kennengelernt. Ich verstehe. Nice! Kostas, jetzt können wir endlich wieder zusammen Scheiße bauen."
"Ich freu mich schon.", lachte Kostas.
"Gut, jetzt habt ihr euer Wiedersehen lange genug gefeiert.", sagte Mary. "Kostas, woher kanntest du Casper und warum sah es so aus, als hätte er Respekt vor dir."
"Er hat keinen Respekt vor mir.", meinte Kostas.
"Naja, ich würde auch sagen, dass er Respekt vor dir hat. Er hat schließlich auf dich gehört und ist gegangen.", stellte ich fest.
"Ja okay, das schon. Aber er hat keinen Respekt vor mir. Casper und ich kennen und schon... lange." Kostas seufzte. "Er... er ist mein Cousin."
"Was? Dieser Idiot?", fragte Lias.
"Ja, leider. Er war nicht immer so ein Idiot. Eigentlich, haben wir uns früher ganz gut verstanden."
"Was ist passiert?", fragte Mary neugierig.
"Mary.", sagte ich warnend und schüttelte den Kopf.
Ich wusste, dass Kostas Familie auch keine Bilderbuchfamilie war. Deswegen wollte ich nicht, dass er sich bedrängt fühlt und denkt, dass er uns eine Erklärung schuldig wäre.
"Schon in Ordnung.", sagte Kostas und setzte sich auf das Sofa. Ich setzte mich neben ihn. Mary und Lias jeweils rechts und links von uns. 
"Bis vor 5 Jahren, haben Casper und ich uns eigentlich super verstanden. Wir waren wie Brüder und haben alles zusammen gemacht. Dann starb sein Vater bei einem Autounfall. Das hat ihn sehr mitgenommen. Um sich abzulenken fing er dann an zu rauchen. Er war damals erst 15 Jahre, aber außer mir hat es keiner mitbekommen. Dann fing er an das Bier von unserem Großvater zu stehlen damit wir es heimlich trinken konnten. Ich hab mir dabei nichts gedacht und hab einfach mitgemacht. Doch irgendwann konnte er nirgendwo mehr das Geld für Zigaretten oder Alkohol herkriegen und so fing er an zu klauen. Es fing klein an mit einer Schachtel Zigaretten oder ein paar Flaschen Bier. Doch irgendwann fing er auch an Geld aus der Kasse zu klauen und wollte mich mit einbinden. Ich hab ihm gesagt, dass ich den Scheiß nicht mitmache. Er meinte ich wäre ein Weichei und hätte da sowieso keinen Mut zu. Tja und dann hab ich gemerkt, dass er abgerutscht war. Und da ich nicht in den Knast kommen wollte, hab ich den Kontakt zu ihm abgebrochen. Bis heute macht er mir deswegen Vorwürfe und meint, dass ich ihn allein gelassen habe, in dem Moment, in dem er mich am meisten gebraucht hat."

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