Kapitel 27 - Wissen ist Macht

36 4 6
                                    

Kapitel 27 – Wissen ist Macht

Der Schlangenkopf fiel dumpf zu Boden und alle drei atmeten erleichtert auf.

„Hermine, wir haben es geschafft!", jubelte Harry. „Alle Horkruxe sind zerstört, Voldemort ist sterblich."

Granger fiel dem Potterjungen in die Arme. Lucius ging in die Knie. Während Harrys und Hermines Gesichter sich erhellten, verzog sich Lucius' Miene zu einer schmerzerfüllten Grimasse. Er stand außen vor und fühlte sich mal wieder auf sich allein gestellt. Tief atmete er durch. Einen Moment der Schwäche, gleich wie kurz dieser auch war, sollte er nicht vor anderen haben. Argwöhnisch beobachtete er, wie Hermine mehrere Basiliskenzähne aus ihrer Tasche holte und diese im Fleisch des Tieres versenkte. Er konnte nicht verhindern, dass er seine Stirn in Falten legte. Was für eine außergewöhnliche Prozedur. „Welchen Sinn verfolgen Sie damit?"

Weder sie noch Harry würdigten ihn eines Blickes. Ihre volle Aufmerksamkeit galt der, wohlgemerkt toten, Schlange. Er räusperte sich, ein wenig lauter als zuvor.

Nun schnellten ihre Köpfe herum und Granger blickte ihn genervt an, als hätte er sie gerade unberechtigterweise kritisiert. „Horkruxe sind sehr schwarzmagische Objekte. Meistens sind sie leblos, daher war uns immer klar, dass wir sie mit besonders gewaltigen Mitteln beseitigen müssen. Basiliskengift hat sich als wirksam herausgestellt. Oder Dämonsfeuer."

„Hermine!", grätschte Harry dazwischen. Sie sahen einander an und wenn Lucius nicht gewusst hätte, dass sie dazu nicht in der Lage waren, hätte er gedacht, dass sie nur über ihre Gedanken miteinander kommunizieren würden. Sie waren ein eingespieltes Team.

„Bei lebenden Tieren sind wir uns nicht einig, aber gehen lieber auf Nummer sicher", beendete sie ihre Erläuterung kleinlaut und im selben Moment war sie wohl auch fertig. Sie schwang sich wieder auf die Füße und lächelte. „Nun können wir sie irgendwo vergraben."

„Nicht auf meinem Grund und Boden."

Sie sah ertappt aus, doch dann zuckte sie mit den Schultern. Lucius lächelte schon, anscheinend hatte er diese verbale Auseinandersetzung gewonnen, doch da hatte er seine Rechnung nicht mit Potter gemacht.

„Was haben Sie sich eigentlich gedacht?"

Er krallte die Hände in den Umhang. Er würde Potter jetzt nicht die Genugtuung geben und nach dem Grund seiner Aufregung fragen. Wenn dieser nicht gelernt hatte, sich klar auszudrücken, dann war das sein Problem. Dieses würde er sich nicht zu eigen machen. Gereizt ließ er die Augenbrauen in die Höhe wandern.

„Die Schlange!", zeterte Potter. „Sie sagten, sie sei klein. Dass sie in einen kleinen Beutel gepasst hätte. Das sah aber gerade nicht danach aus."

Lucius schluckte. Da hatte der Junge einen Punkt. Er war ja auch davon ausgegangen, dass das Ungetüm in seiner handlichen Größe geblieben wäre. Wahrscheinlich hätte er besser noch einmal erwähnt, dass er lange nicht mehr nach dem Tier gesehen hatte. Potter die Sache zu erklären, würde schwierig werden, denn auch Granger, deren Aufgabe es war, Potter bei Besinnung zu halten, griff nicht ein. „Ich bin davon ausgegangen, dass die Schlange klein und ungefährlich sein würde. Ich hatte sie in einen Käfig gesperrt."

Am besten würde er nachsehen, was aus dem Käfig geworden war. Als er sich in Bewegung setzte, merkte er, wie die beiden ihm hinterhertrampelten. Mit Schrecken dachte er an die toten Hauselfen in seinem Arbeitszimmer. Wie sollte er das rechtfertigen? Deren Anblick würde nicht zu mehr Vertrauen führen. Gerade Granger, bekannte Fanatikerin, wenn es um die Rechte der Hauselfen ging, würde den Tod und die immer noch nicht erfolgte Bestattung sicher nicht unerwähnt lassen. Wahrscheinlich würde sie sich daran aufhängen. Das musste er verhindern. Mit Schwung drehte er sich um. Für Hermine und Harry kam es so plötzlich, dass sie beinahe in ihm hineinliefen.

Moral und Wahnsinn - In der Gegenwart meiner FeindeWhere stories live. Discover now