Kapitel 8 - Drachenreiter

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*

Vorsichtig öffnete ich meine Augen, kniff sie aufgrund des grellen Lichts aber sofort wieder zu.
Langsam gewann ich wieder mein Bewusstsein und je mehr ich zu mir kam, desto besser begannen meine Sinne wieder zu funktionieren.
Ganz leise im Hintergrund hörte ich mehrere Stimmen. Sie klangen weit entfernt und als kämen sie von weit oben und ich wäre unter Massen von Wasser begraben. Davon bekam ich etwas Kopfschmerzen, aber nicht so stark, wie mein gesamter Körper mit jeder Sekunde mehr schmerzte. Ich nahm leicht den Geruch von brennendem Feuerholz wahr und spürte eine leichte Leinendecke über meinem Körper. Unter der Decke fuhr ich vorsichtig an meinem Körper entlang und spürte einen großen Verband um meinen Oberkörper, wo mehrere Schnittwunden und ein paar geprellte oder gebrochene Rippen waren. Außerdem spürte ich etwas kaltes und nasses auf meiner Stirn und ein paar kleine Wassertropfen, die an meiner Wange entlang in meinen Nacken flossen.
Erneut öffnete ich meine Augen einen Spalt breit und blinzelte ein paar Mal, um mich an das Sonnenlicht zu gewöhnen, das ich nur aus dem Augenwinkel durch einen Torbogen fluten sehen konnte.
Leise stöhnte ich vor Schmerz und fuhr mit einer Hand zu meiner Stirn, um den nervenden Lappen neben mich auf den Boden plumpsen zu lassen. Dabei schloss ich erneut meine Augen und bemerkte, dass die Stimmen plötzlich verstummt waren.
Dann hörte ich eine einzige Stimme klar und deutlich (»Leute? Ich glaube, sie wacht auf.«) und sie hörte sich an, als würde ihr Besitzer sich direkt über mich beugen.
In diesem Moment kam mir wieder in den Sinn, was letztes Mal passiert war, als ich wach war und als sich ein Mann über mich gebeugt hatte.
Panisch riss ich meine Augen auf und ließ meine Faust unter der Decke hervor schnellen. Noch bevor ich das Gesicht des Jungen erkennen konnte, der seinen Kopf in mein Sichtfeld streckte, schlug ich ihm mit voller Kraft (was überraschenderweise wirklich kraftvoll war) auf die Nase und er stolperte zurück, das ganze kommentiert von einem »Ooh« einer Gruppe mit schätzungsweise fünf Stimmen.

»Ich mag sie jetzt schon«, hörte ich eine weitere männliche Stimme, die sich ziemlich nervig anhörte.

Mit einem Ruck schaffte ich es trotz den Schmerzen, mich aufzusetzen und meinen Rücken gegen die Holzwand hinter mich zu pressen, wodurch sich die Narben der Peitschenschläge wieder meldeten.
Jetzt endlich wach und mit geöffneten Augen musterte ich die Personen, die ein paar Meter vor meinem Bett standen (wobei man das eher als Bank ohne Lehnen bezeichnen konnte).
Ein blondes Mädchen half einem Brünetten in Lederanzug auf die Beine und besah sich seiner Nase und dem Blut, das daraus strömte. Das musste wohl der Kerl sein, den ich geschlagen hatte. Daneben stand ein Kerl mit etwas mehr Gewicht und ohne Hals, ebenfalls blond und mit Wikingerhelm auf dem Kopf. Er sah einmal kurz zu dem Brünetten und der Blonden, dann blickte er zu mir und musterte mich mit einem Blick von Interesse und Besorgnis.
Neben ihm standen zwei weitere Blonde mit Helmen und langen Haaren, die sich ziemlich ähnlich sahen, woraus ich schloss, dass sie wohl Zwillinge sein mussten—ein Junge und ein Mädchen. Zuletzt stand da noch ein kleiner Kerl mit Helm und dunkelbraunen Haaren. Insgesamt sah er zwar am muskulösesten aus, aber der Fakt, dass sein Oberkörper und seine Beine in etwa gleich lang waren, ließ das ganze seltsam aussehen. Außerdem hatte er einen so massiven Kiefer, dass ich mir ernsthaft Sorgen machte, dass er einen Tumor im Kinn haben könnte.

»Ernsthaft?«, kam es monoton vom ersten Brünetten, der neben der Blonden mit der perfekten Figur stand und versuchte, mit seinem Handrücken die Blutung an seiner Nase zu stillen.
»Sie steht nur unter Schock, das muss doch wohl bei den Umständen erlaubt sein, oder?«, kam es von der Blonden neben ihm.
»Aber sie hat mich geschlagen!«, beschwerte der Brünette sich in ziemlich hoher Tonlage.
Die Blonde räusperte sich einmal und wendete sich dann mir zu: »Hallo erstmal. Mein Name ist Astrid. Dein erstes Opfer hier ist Hicks, das da ist Fischbein, neben ihm die Zwillinge Raffnuss und Taffnuss und dein wahrscheinlich nächstes Opfer Rotzbakke. Hicks hat dich vor zwei Tagen gefunden und hergebracht. Hier—das ist die Drachenklippe. Du möchtest dich bestimmt erstmal ausruhen, oder?«
Langsam nickte ich, etwas überfordert.
»Alles klar. Dann mal alle raus hier«, ordnete Astrid an und scheuchte Rotzbakke, Fischbein und die Zwillinge nach draußen.
»Du auch«, meinte sie dann Richtung Hicks.
»Äh, klar. Eine Sache noch—wie ist dein Name?«, antwortete er und trat einen Schritt näher, wodurch ich sofort zusammenzuckte.
»Uhm.. Halla«, bekam ich mit kratziger Stimme heraus.
»Warte.. Halla? Das ist-«, begann Hicks, wurde aber von Astrid unterbrochen: »Genug jetzt. Raus hier.«
Dann schubste die Blonde den Jungen aus dem Raum und verdunkelte ihn, indem sie eine Art Vorhang im Torbogen zu zog.

How to Train your Light FuryWhere stories live. Discover now