Einige Tage waren bereits vergangen, seit die Drachenreiter Richtung Berk aufgebrochen waren. Ich hatte den Großteil meiner Zeit damit verbracht, wieder ein paar Muskeln aufzubauen und saß jetzt meditierend auf der Plattform vorm Clubhaus, das Gesicht der Sonne entgegen gestreckt und den sanften Wind auf meiner Haut spürend.
Durch das Geräusch von schlagenden Flügeln wurde meine Ruhe gestört und ich war gezwungen, meine Augen zu öffnen. Violet kam begeistert auf mich zugeflogen und einige Meter hinter ihr erkannte ich einen Dreifachstachel.
Während Violet es sich auch auf meiner Schulter bequem machte, stand ich auf und beobachtete, wie der Dreifachstachel neben mir landete und Dagur von seinem Rücken sprang. Er hatte seinen Bart komplett abrasiert und sah jetzt so jung aus, wie er auch war, also in etwa zweiundzwanzig. Ich musste ehrlich zugeben, dass er ziemlich cute aussah, wie er mich so angrinste. Er sah aus, als wollte er mich unbedingt umarmen, hielt aber aus Respekt Abstand, wofür er nur noch mehr Pluspunkte bekam.
»Dagur«, begrüßte ich ihn grinsend.
»Du siehst gut aus, Halla! Nicht mehr wie ein Skelett und kein Staub und Blut am ganzen Körper. Neues Outfit?«, grinste er in seiner Stimmbruch Stimme, die er wohl nie mehr loswerden würde.
»Jap«, nickte ich und wendete mich dem Drachen zu. Er schnüffelte an meiner Hand und ließ mich dann seinen Kopf kraulen.»Das ist Schnüffler«, erklärte Dagur. »Und die Kleine hier heißt-?«, damit meinte er Violet auf meiner Schulter, die er bereits kannte. »Violet. Brieftaube und Therapiedrache im Dienst«, antwortete ich.
»Und? Wie geht's dir so?«
Ich wendete mich von Schnüffler ab und sah hoch in die vor Interesse funkelnden Augen Dagurs.
»Besser. Wirklich. Die ersten paar Tage waren schrecklich, aber jetzt geht es. Ich bin nicht gern allein und in die Nähe von Männern hab ich mich erst vor ein paar Tagen wieder getraut-«
»Verstanden. Ich komm dir nicht zu nah«, sagte Dagur und hob dabei die Hände. Dankend nickte ich.
»Und wer hat dir das angetan?«, während er das sagte, hörte ich eine große Spur von Wut in seiner Stimme.
»Sagt dir Hamish etwas?«, antwortete ich und gab mir große Mühe, dabei komplett emotionslos zu wirken.
»Nein, aber ich werde ihn ausfindig machen und dir bringen, damit du ihn nach belieben foltern kannst. Ich bin zwar nicht mehr so für Rache, aber das hier ist was ganz anderes.«
Für einen Moment starrte ich ihn nur an. Wie konnten diese grünen Augen so viel Wärme und Verachtung gleichzeitig ausstrahlen? Es war mir ein Rätsel, aber so langsam war ich mir sicher, dass diese Gefühle doch keine Einbildung gewesen waren. Wir verstanden uns einfach und keiner von den anderen Drachenreitern wusste, wie es war, mit Drachenjägern zu arbeiten und lebend davonzukommen.»Danke«, bekam ich nur heraus.
»Naja, hätte ich dich früher rausholen können, wär das nicht passiert, also geb ich mir auch teilweise die Schuld. Also will ich zumindest tun, was ich kann, um dir zu helfen.«
»Gut. Dann hilf mir, meine Muskeln zurückzubekommen.«Die nächsten paar Tage verbrachten wir also damit, Muskelaufbau zu betreiben; wir trainierten zusammen und bereiteten ordentliche Mahlzeiten zu, sodass ich genug Vitamine und vor allem Proteine bekam.
Bald wurde ich ungeduldig und entschied, dass es Zeit war, aufzubrechen. Zusammen würden wir Hamish finden, Dagur würde ihn gefangen nehmen und alles was danach mit ihm geschah, lag allein in meinen Händen.*
»Wollen wir?«, fragte Dagur, als er sich auf den Rücken seines Drachen schwang. Ich schrieb nur noch schnell den Zettel für die Drachenreiter fertig, auf dem stand, wo ich war. Dann legte ich ihn auf den Tisch im Clubhaus, steckte irgendein Messer hindurch, damit er nicht weg flog und gesellte mich zu Dagur.
Als er mich von Schnüfflers Rücken aus voller Vorfreude ansah, stockte ich kurz. Violet auf meiner Schulter gab einen fragenden Laut von sich und mir war klar, dass ich mich an Dagur festhalten musste, wenn wir losfliegen wollten—ich musste nah hinter ihm sitzen und sogar meine Arme um ihn schlingen.»Alles klar?«, fragte er verunsichert, als er den Ausdruck auf meinem Gesicht bemerkte.
»Ich uhm..«, murmelte ich. Eigentlich gab es keinen Grund, warum ich Dagur nicht vertrauen sollte. Ich kannte ihn am längsten von allen, die ich nach meiner Befreiung getroffen hatte und er wollte mir wirklich helfen. Das einzige, was mich davon abhielt, war mein Trauma. Aber mir war klar, dass ich nicht mein ganzes Leben lang keinen mehr anfassen konnte, also atmete ich einmal tief durch und entschied, dass das jetzt sein musste. Wir würden ja auch auf Inseln voller Leute kommen und wenn ich Dagur nicht genug vertrauen konnte, wie sollte ich dann auf diesen Inseln klarkommen?
Also kam ich näher an den Drachen und Dagur streckte langsam seine Hand aus, um mir hochzuhelfen. Ganz zaghaft streckte auch ich meine Hand aus, bis sie nur einen Zentimeter von Dagurs entfernt war. Er wartete geduldig, bis ich mich von selbst entschied, sie zu nehmen und das sprach wieder nur für ihn.
Ein letzter tiefer Atemzug und ich umschloss endlich Dagurs Hand. Als ich das erste Mal seine raue Haut berührte, zuckte ich kurz zusammen, aber je länger wir so verharrten, desto weniger nervös wurde ich. Dann zog ich mich endlich hoch und saß hinter dem Berserker auf dem Drachenrücken.»Alles klar?«, wiederholte er verständnisvoll.
»Okay«, murmelte ich und ließ seine Hand los, um beide Arme vorsichtig um seine Taille zu legen. Noch immer zitterte ich leicht, was Violet an meiner Schulter bemerkte und ihren Kopf beruhigend an meine Wange rieb. Dann hob Schnüffler ab und ich spürte den Wind in meinen Haaren und auf meiner Haut und fühlte das Kribbeln in meinem Bauch. Das Gefühl, auf einem Drachenrücken durch die Lüfte zu fliegen, hatte mir gefehlt und dadurch wurde ich wieder entspannter. Der Fakt, dass Violet auf meiner Schulter verweilte, war ein weiterer helfender Faktor.
»Wohin fliegen wir?«, fragte ich endlich.
»Nördliche Marktinseln. Da drüben gibt es immer Leute mit Informationen.«*
Der Flug zu den Nördlichen Marktinseln dauerte eine ganze Weile und nachts mussten wir eine Pause zum schlafen einlegen. Als die Sonne langsam zu sinken begann, war gerade keine Insel in Sichtweite, also landete Schnüffler auf einer der steinernen Säulen, die mitten im Nirgendwo aus dem Meer ragten und dessen Spitzen mit Gras bedeckt waren.
Das Abendbrot bestand aus Fischen, die Violet und Schnüffler gefangen hatten und uns übrig gelassen hatten. Ein Feuer machten wir nicht, aber auch roh konnte die frische Meerbrasse genossen werden.Dagur schlief an diesem Abend recht schnell ein und so war ich als einzige noch wach, als der Mond aus den Wellen tauchte und ihre allnächtliche Reise über den Himmel begann.
Es war eine wolkenlose Nacht und so konnte man gut die Sterne beobachten, die den dunklen Himmel schmückten. Es war friedlich zu dieser Stunde und außer dem Schnarchen von Dagur und Schnüffler und dem leisen Schnurren von Violet war nichts zu hören. Nicht einmal die Wellen, die am Fuß der Steinsäulen anschlugen, konnte man von hier oben aus hören.
Eine so friedliche Nacht wie diese hatte ich lange nicht mehr erlebt und da ich viel zu viel mit Sterne gucken beschäftigt war, bekam ich die ganze Nacht kein Auge zu. Irgendwann wurde Dagurs Schnarchen dann auch lästig und bald konnte ich es kaum noch ertragen, hauptsächlich wegen des Traumas. Also floh ich an das Ende der Steinsäule, das am meisten von Dagur entfernt war und setzte mich ins feuchte Gras, um weiter hoch in den Nachthimmel zu blicken.
Die ein oder andere Sternschnuppe huschte über den Horizont und ich wünschte mir, irgendwann vielleicht doch noch meine Familie zu finden.Bei Morgendämmerung war ich so in Gedanken vertieft, dass ich nichtmal mitbekam, wie die Sonne aufging und dass Dagur langsam aufwachte.
»Bei Thor, hast du denn keine Sekunde geschlafen?«, stieß der Berserker aus und riss mich damit aus den Gedanken. Ich zuckte kurz zusammen und sprang dann auf, um mich zu ihm umzudrehen. Schnell schüttelte ich den Kopf. »Dann kannst du während dem Flug schlafen, wir haben noch die Hälfte der Strecke vor uns.«
Zum Frühstück gab es den Rest der rohen Meerbrassenstreifen und die beiden Drachen holten sich auch nochmal Nachschub aus dem Meer unter uns. Für mehr blieb keine Zeit und nicht einmal dreißig Minuten nachdem Dagur aufgewacht war, befanden wir uns wieder in der Luft. Ich wollte wirklich versuchen zu schlafen, aber noch immer bekam ich kein Auge zu und so verbrachten wir den ganzen restlichen Tag damit, zu schweigen.
Erst als die Sonne erneut zu sinken begann und wir nur noch etwa zwei Stunden Flug vor uns hatten, fielen meine Augen zu und ich schlief auf dem Rücken des Dreifachstachels ein.*
Okay but like why is Dagur low-key cute without his beard and that massive chin 👁👄👁
(yes ich hab das selbst gephotoshopped hehe xd)~ 💀👑

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How to Train your Light Fury
FanfictionHalla wird als kleines Mädchen erst vom Großteil ihrer Familie getrennt, dann auch noch von ihrer Mutter und geriet in die Fänge von Drachenjägern, bei denen sie aufwächst und ausgebildet wird. Als sie beim Freilassen von Drachen erwischt wird, ände...