Chapter 1.

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> Sein Name war Alucard und eigentlich war er tot.

Bilder von England schossen vor sein inneres Auge. London stand in Flammen. Auf allen Seiten gab es schwere Verluste. Auch war da Walter. Er hatte Hellsing an Millennium verraten, nur um mit ihm zu kämpfen. Dann war da dieser Katzenjunge. Er hatte das Blut, das Alucard trank, mit seinem eigenen verunreinigt.
Das letzte woran er sich erinnerte war sein Verschwinden und die verzweifelten Befehle seiner Meisterin, die ihn am gehen hindern sollten. Er hatte nichts tun können um ihr zu gehorchen.
Nun..war er hier. Wo er sich befand und wie viel Zeit seit dem Angriff von London vergangen war, war ungewiss.
Als Alucard schließlich aufstand, realisierte er mit mildem Erschrecken, dass er nicht seine gewöhnliche Kleidung trug. Genauer genommen, trug er fast gar nichts am Leib, bis auf eine Art provisorischer Unterwäsche. Wo zur Hölle war seine Kleidung hin?? Verwirrt versuchte Alucard seine Kleidung, mit Hilfe seiner Schatten, zu manifestieren. Doch egal wie sehr er es versuchte, es regte sich nichts! Tatsächlich fiel ihm nun ebenso auf wie wenig er von seinen ursprünglichen Kräften spürte und wie stumpf seine Sinne nun waren. Er konnte um einiges weniger riechen und hören als er es sonst gewohnt war, ebenso stand es mit seinem Sehsinn. Auch konnte er in seinem Mund keine Fänge mehr spüren und Alucard war sich sicher, dass wenn er in sein Spiegelbild sah, seine Augen nun blau wären. Mit einer gewissen Nervosität, wurde ihm schlagartig bewusst was dies nun zu bedeuten hatte. Er war ein Mensch? Aber wie-....wie war das möglich? War er überhaupt ein Mensch? Musste wohl so sein, denn ansonsten konnte er sich nicht erklären, warum er sich nun so anders fühlte.  Naja, er könnte es ja einfach ausprobieren, in dem er sich von irgendwas umbringen ließ, doch fürchtete Alucard, dass er ein Problem hätte, sollte er wirklich auf wundersame Weise wieder sterblich sein. Damit hieß es also, vorsichtig sein! Er war in einer, für ihn, unbekannten Umgebung in welcher ebenso unbekannte Gefahren lauerten. Doch als er so den Strand hinab sah, wirkte alles so friedlich. Dieser Frieden war allerdings irgendwie merkwürdig. So ganz trauen konnte er ihm nicht. Es war viel zu ruhig! Wenn er genau hin sah, so sah er keine Tiere, die doch bei einem so naturbelassenen Ort überall sein mussten.
Langsamen und leisen Schrittes lief er über den Strand. Der Sand fühlte sich heiß unter seinen Füßen an, allerdings half er dabei jedes Störgeräusch zu schlucken, das seine Schritte erzeugten. Hier und da tauchten doch irgendwelche Geräusche aus dem Wald auf, die von irgendwelchen Tieren stammen könnten, die Alucard weder kannte, noch irgendwie zuordnen konnte.
Sein aufmerksamer Blick schoss sogleich wieder auf den Boden als er auf etwas hartes trat, dass knackend ein wenig unter ihm nachgab. Als er realisierte was sich dort unter seinem Fuß befand, staunte er nicht schlecht. Es war eine Muschel. Doch war es nicht die Art an Muschel, die man an der englischen Küste fand, sondern sie war riesig! Mit einem mindest Durchmesser von 30cm war sie das größte im Wasser lebende Schalentier, dass Alucard jemals in seinem Leben gesehen hat.
Neugierig beugte er sich zu der, nun ein wenig aufgebrochenen, Muschel runter und zog die weiße, brüchige Schale beiseite. Im rosigen, schleimigen Fleisch eingebettet, lagen einige weiß, silbrige Perlen, von unglaublicher Größe. Zwar konnte Alucard damit nicht viel anfangen, doch war es irgendwie interessant zu wissen, dass es so etwas hier zu finden gab.
Kaum darauf wurde seine Aufmerksamkeit wieder auf etwas anderes gezogen, als er ein gackern und glucksen zu seiner rechten vernahm.
Verwirrt sah er zur Seite und erblickte einen rundlichen Vogel, der wohl gerade aus dem Gebüsch getreten war. Die Schwingen waren mickrig, womit eine Flugfähigkeit sofort ausgeschlossen war. Im allgemeinen erinnerte dieser Vogel Alucard an eine viel zu fette Taube. Irgendwie jedoch bekam der schwarzhaarige das beunruhigende Gefühl diesen Vogel schon einmal gesehen zu haben, aber nicht in echt! In einem Buch vielleicht? Ja, das könnte sein. Wann hatte er mal ein Buch über Vögel gelesen?
Dann traf ihn die Erkenntnis wie ein Schlag gegen den Hinterkopf. Diese Kreatur vor ihm.... Das war ein Dodo!!?
Tatsächlich ein Taubenvogel, der ausschließlich auf der Insel Mauritius im indischen Ozean gelebt haben soll und dessen letzte Exemplare wohl Ende des 17ten Jahrhunderts ausgestorben waren. Woher der schwarzhaarige nun diese Informationen hatte, wusste er nicht, doch höchstwahrscheinlich war es London zu verschulden. Mit dem Blut hatte der Vampir nicht nur tausende Seelen, sondern auch eine Tonne an Informationen aufgenommen. Von den Seelen und ihren Erinnerungen spürte Alucard nun nichts mehr, doch die allgemeinen Informationen schienen noch da zu sein. Merkwürdig. Was allerdings noch merkwürdiger war, war dass vor ihm ein ausgestorbener Vogel herum lief!
Wie zur Hölle war das möglich? Wo zur Hölle war er hier? Vielleicht war er ja irgendwie auf einer Insel gelandet, wo diese Vögel ungestört weiter leben konnten.
Damit stellte sich zwar immer noch die Frage, wie er bitte auf diese Insel gekommen war und wie er denn seine Kräfte verlieren konnte, aber zumindest gab es ihm eine halbwegs logische Erklärung, warum er dieses Tier vor sich hatte. Sich von seinem kleinen Schock schließlich erholend , stand er, mit einem letzten Blick auf die Muschel, auf und machte sich lieber daran die weitere Umgebung zu erkunden.

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