Dreizehn

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[Dort befindet sich ein Suchtrupp aus Sol - ihre Kleidung verrät ihre Herkunft, aber das Emblem, das auf ihrem Banner herausragt... Das ist der silberne Wolf meines Vaters.]

Es ist das reinste Blutbad. Selbst von hier aus kann ich erkennen, wie das Rot sich vom Schnee abhebt.

Freedom zögert nicht lange. Hals über Kopf löst sie sich von mir und stürmt los - geradewegs auf den Schauplatz dieses Gemetzels zu.

Und ich weiß nicht, warum oder wieso - aber ich folge ihr ganz automatisch. In meinem Kopf herrscht Leere, alles was zählt ist Freedom, die kurz davor steht, sich in einen Kampf einzumischen, in dem sie keine Chance hat.

Instinktiv rufe ich meine Elemente von denen wir hier in Hülle und Fülle umgeben sind zu Hilfe. Der Schnee, durch den wir stapfen, wird weicher, nachgiebiger, der Wind vor uns flaut ab und beschleunigt uns von hinten, das Eis schicke ich in Form von tödlichen Eissplittern nach vorne, eine erste Salve an Angriffen, die vor uns eintreffen wird.

Je näher wir dem Schlachtfeld kommen, desto schneller wird Freedom, habe ich den Eindruck. Ja, sie hat einige Sekunden früher gestartet als ich - aber dennoch ist sie mir bereits gut zehn Meter voraus.

Obwohl der Wind uns von hinten antreibt, uns hilft, Geschwindigkeit aufzubauen, peitscht mir der Gegenwind dennoch die Haare aus dem Gesicht und heult in meinen Ohren. Meine Augen tränen und mein Sichtfeld verschwimmt, also manipuliere ich die Luft zu einer Art Schild, der meine Augen schützt. Da ich dabei jedoch andauernd die Position anpassen muss, ist es eine anstrengendere Aufgabe, die mehr Konzentration erfordert als die anderen.

Freedom ist zuerst da. Wirklich, ich habe keine Ahnung, was sie sich dabei denkt. Sie stürzt einfach in die Schlacht hinein und weicht einem Schwert nur knapp aus, hält dabei aber nicht inne. Sie fliegt wie ein Pfeil ins Herz der Schlacht. Es ist, als ob sie wie ein Magnet von etwas angezogen werden würde.

Ich nehme mir die Freiheit, dem verdutzten Soldaten im vorbeilaufen meinen Eisdolch in die Kehle zu rammen, ehe ich Freedom hinterher haste. Den Dolch wieder herauszuziehen hätte zu lange gedauert, also lasse ich ihn stecken und ziehe ihn dann wie von unsichtbaren Fäden geleitet zu mir, während ich bereits dabei bin, die Distanz zwischen Freedom und mir erneut zu verringern. In vollem Tempo ducke ich unter Schwertern, Lanzen und Äxten hindurch, springe über Leichen, weiche fallenden Menschen aus und stürme ihr hinterher.

Die Soldaten, die Freedom beinahe mit ihren Waffen streifen, töte ich gerade noch rechtzeitig mit Splittern aus Eis und Schnee. Endlich, endlich hält sie an. Zwar so abrupt, dass sie vornüber fällt - aber sie hält an. Sie scheint ihr Ziel erreicht zu haben.

Ich sehe gerade noch, wie eine Klinge auf sie hinabsaust, auf ihren ungeschützten Kopf, realisiere, dass ich niemals schnell genug würde reagieren können, um sie noch zu retten und schreie angsterfüllt auf - als ein Strahl, bestehend aus einer silbernen Flüssigkeit, dem Soldaten von hinten in den Rücken fährt und ein Loch in seinen Körper bohrt.

Er würgt und lässt mitten in der Bewegung sein Schwert fallen. Diese eine Sekunde reicht mir, um blitzschnell einen Schild aus Luft über Freedom zu weben, der die fallende Klinge gefahrlos abwehrt.

Noch immer unter Schock stehend falle ich neben Freedom, die noch immer am Boden liegt und sich langsam aufrappelt, auf die Knie. Die Erleichterung fährt wie ein Pfeil durch mein Inneres und breitet sich rasend schnell aus, genauso wie das damit verbundene Adrenalin. Während der Verfolgungsjagd habe ich nichts wahrgenommen, außer Freedom und die Gefahr.

Jetzt werde ich mir langsam der Schreie bewusst. Der Schreie der Sterbenden, der Schreie der Lebenden, der Schreie der Klingen, wenn sie aufeinander treffen. Ich werde mir des leichten Brennens in meinem rechten Arm bewusst, ich werde mir der langen Schnittwunde bewusst, die ich davon getragen habe - wann auch immer ich sie mir zugezogen habe.

Storming LightWhere stories live. Discover now