Neunzehn

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Sanft, aber nicht überhörbar, klopfte Hanna an die Tür des Raumes 307, bevor Luises Stimme ertönte. "Herein?" 

"Hanna! Da bist du ja. Hab mir ehrlich gesagt schon ein bisschen Sorgen gemacht." Hanna versuchte mit einem entschuldigenden Blick und passender Phrase ihr Verhalten irgendwie wieder gut zu machen. "Du siehst wirklich müde aus, Hanna. Vielleicht würde dir ein Bett auch nicht grade schaden." Und da war er wieder: Luises neckender, freundschaftlicher Ton. Doch anstatt, dass sie davon in irgendeiner Weise genervt war, war Hanna vielmehr einfach überglücklich diese Redensart wieder hören zu können. "Um ehrlich zu sein, ich hab die letzte Stunde geschlafen, also ist es eher die gerade-aufgestanden-Müdigkeit." Sie lachte kurz und setzte sich auf Luises Bettkante, die mittlerweile schon ein Stück zur Seite gerückt war. Mit einer einladenden Geste lies sich Hanna davon überzeugen, sich neben ihre Kollegin zu legen. 

"Hast du mir heute einen Schrecken eingejagt, meine liebe." Hanna starrte an die Zimmerdecke. Wie in den meisten anderen Krankenhäusern, die Hanna kannte, hatte auch diese Decke diese kleinen Löcher, die - wenn man sie versuchte mit dem eigenen Blick zu fixieren - ineinander übergingen, bis man irgendwann nicht mehr wusste, was man gerade ansah. "Kein Grund zur Sorge, die haben nichts weiter bei mir gefunden. Ich bleib trotzdem noch ein, vielleicht 2 Nächte." Luise sah Hanna nun von der Seite an. "Hanna?", sie hielten beide Blickkontakt. 

"Danke." Hannas Stirn runzelte sich kurz, denn sie wusste zuerst gar nicht mehr, wovon Luise gerade sprach. "Danke, dass du mir heute irgendwie das Leben gerettet hast." Hanna spürte, wie ihre linke Hand gedrückt wurde und das Lächeln im Gesicht ihrer Freundin verstärkte die Message. "Mach sowas einfach nie wieder, dann sind wir quitt." Luises Lachen erfüllte den Raum, auch wenn sie noch immer ein wenig angeschlagen klang - immerhin war die ganze Show gerade mal etwa eineinhalb Stunden her. "Und übertreib mal nicht so klischeehaft, ohne Notarzt wärst du jetzt auch nicht mehr hier." "Du und dein Sarkasmus." 

Mit diesen Worten legte Luise ihren Kopf an Hannas Schulter, bevor sie sich nach ihrem heutigen Auftritt endlich etwas erholen konnte. Doch Hannas Kopf wollte gerade nicht abschalten - im Gegenteil. Dachte Juna wirklich in irgendeiner Weise, dass Luise ihre Freundin war? Oder hatte Hanna sich wieder etwas eingebildet? Nach diesem besonderen Dienstag wäre das auf jeden Fall kein Wunder.

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