14. Juli

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"Sag mal Keiji...wie stellst du dir deine Zukunft vor?"
"Hmm?"
Akaashi wandte sich von seinem Buch ab und schaute schaute Bokuto an, welcher seinen Kopf auf den Bauch seines Freundes gelegt hatte und schweigend zur Decke schaute.
So hatten sie auf dem Teppich, mitten in Akaashis Wohnung, geschlagene 30 Minuten gelegen.
Langsam richtete sich der Kleinere auf und runzelte die Stirn.
"Warum jetzt aufeinmal dieser Deeptalk?"
"Ich weiß nicht.
Vielleicht weil wir nie so darüber geredet haben?"
Akaashi legte das Buch weg und stand auf, um zur Küche zu gehen.

"Wir sind doch auch kein klischeehaftes Ehepaar was in die Sterne schaut und ihre Zukunft plant.
Willst du auch ein?"
"Nein danke."
Also nahm Akaashi sich doch keinen Apfel und setzte sich wieder neben Bokuto.
Aber dieser schien immer noch nicht mit dem Thema fertig zu sein.

"Weißt du Keiji, ich denke schon, dass wir darüber reden sollten, weil naja.."
"...weil du ein Jahr vor mir die Schule abschließt? Ja und? Wir bleiben doch trotzdem in Kontakt."
"Ja, Keiji! Aber das alles hier und jetzt wird nicht mehr so sein. Ich werde nicht mehr im Team sein, nicht mehr auf der Schule und auch kaum noch Zeit haben."

Das traff Akaashi ziemlich hart.
Er war zwar immer der Realist von beiden gewesen, außer bei solchen Dingen.
Er verschließt die Augen vor der Wahrheit, wenn es heißt etwas zu verlieren was er gern hat.

"Keiji, hör mir bitte zu."
Akaashi schwieg zwar, aber Bokuto fuhr nicht fort.
Stattdessen fragte er:
"Was ist los?"
"Ich mag es nicht, dass du denkst das sich irgendwas für uns beide ändert."
Akaashi klang unerträglich monoton, aber es war ihm wirklich wichtig.
"Es ist für mich auch nicht so schlimm, wenn ich das letzte Jahr im Team jemandem anderes zuspielen muss. Nur sollange sich sonst nichts ändert..."

"Mag ja sein, das du das so siehst, aber ich hänge auch an unserer Zeit, ok? Glaubst du ich will aus der Schule raus?"
Bokuto war ungewollt lauter geworden.
Aber das war nicht das, was den schwarzhaarige zusammenzucken ließ.

Es war egoistisch von ihm gewesen.
Er verspürte augenblicklich Reue.

Beide schwiegen sich an.
Nur die Uhr tickte leise, welche anzeigte, dass Bokuto langsam nach Hause musste.
Aber Akaashi wollte alles hier und jetzt geklärt haben, denn alles andere würde sich falsch anfühlen.

"Kotaro, ich...
Du wolltest doch das ich immer bei dir bleibe. Also warum stellst du dann alles in Frage?!"
"Weil...weil es fest steht das ich in eine andere Stadt ziehen werde."
"Was?"
"Ich ziehe zu meiner Schwester. Fürs erste..."
"Warum?!"
"Warum? Weil ich nun mal dort eine Arbeit gefunden habe!"
Bokuto fuhr sich durchs Haar und stand auf, was Akaashi ihm gleich tat.

"Was denn für eine Arbeit?"
"Eine gute. Mit Volleyball höre ich nicht auf. Im Gegenteil! Irgendwann will ich davon leben können."
"Das ist dein Plan?"
"Gibt es ein Problem?!"

Die Stimmung brodelte.
Es war ein Streit, denn jeder kennt und sicher jeder schon mal hatte.
Nichts besonderes, wie Streitereien nun mal sind.

"Ich mache mir nun mal Sorgen um dich! Ich möchte das es dir gut geht."
"Ich bin Erwachsen. Du brauchst dich nicht um mich zu kümmern!"
"Aber...aber warum soweit weg?"

Akaashi schaute zur Seite auf den Boden.
Er hasste es zu Streiten.
Man warf sich Sachen an den Kopf, nur um es am Ende zu bereuen.
Langsam wurde es wieder ruhiger.

Nach einer ekelhaften langen Pause der Stille, ging Bokuto schließlich zu seinem Freund und nahm eine Hand von diesem.
"Du hast dich immer um mich gesorgt, dass es schon fast so schien als seist du meine Mutter, dafür bin ich dir dankbar, aber es kommt nun mal der Zeitpunkt wo sich unsere Wege trennen. Wir können bloß unser bestes tun um..."
"Ja aber, ..."
Akaashi schaute in die goldenen Augen seines Freundes.
"...du willst doch auch lieber bei mir bleiben."
"Was?"
Bokuto wich leicht zurück.
"Ich weiß es nicht. Du verheimlichst mir doch was. Ich verstehe nur nicht was."
"Keiji, du...verstehst oder eher siehst es nicht?"
Schmerzlich sah Bokuto in die verständnislosen Augen des Kleineren.
"Bitte Kotaro, ich ... ich verstehe nicht was mit mir los ist."

Bokuto sah entgeistert Akaashi an.
So hatte er ihn noch nie gesehen. So verwirrt und...
Er näherte sich Akaashi wieder und sah diesem direkt in die Augen.
"Keiji, bist du etwa auch...?"

Es war ganz still.
Nur die Luft knisterte angespannt, als Bokuto ganz nah vor seinem Freund stand und dessen Augen und ganzes Gesicht betrachtete.
In diese leeren Augen und dieses regungslose Gesicht.
So hatte alles doch keinen Sinn.

Bokuto wandte sich ab und tratt einen Schritt nach hinten.
"Wenn du dich immer noch so sehr gebunden fühlst an dieses Versprechen, welches du mir vor fast einem Jahr gegeben hast, dann löse ich es auf.
Dann brauchst du dich auch in keiner Weise schuldig fühlen."

Immer noch halb in Trance sah Akaashi seinem Freund zu, wie dieser seine Jacke nahm, sich verabschiedete und die Tür hinter sich zuzog.
Ganz allein stand Keiji Akaashi nun da und starrt die Tür an, aus welcher eben sein Freund gegangen war.

"Was war das denn eben?",
murmelte er.

Bokuto x Akaashi   365 DaysWhere stories live. Discover now