Kapitel 29: Die Königsfamilie der Erde

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Ein helles Licht ließ mich erwachen. Es blendete. Ich wollte meine Hand vor meinen Augen halten, um mich vor dem Licht zu schützen. Doch mein Körper krümmte sich vor Schmerzen. Eine Blutpfütze hatte sich um mich gebildet. Mühsam zog ich den Dolch aus meinem Bauch. Immer mehr Blut floss aus meiner Wunde. Ich presste meine Hände wieder drauf, um den Erguss zu stoppen. Vergeblich. Mit meiner letzten Kraft, riss ich mein T-Shirt in zwei. Mit der einen Hälfte stopfte ich die Wunde, mit der anderen erschuf ich einen Verband dadrum. Für den Moment funktionierte es. Der Erguss stoppte. Langsam wurde vor meinen Augen wieder alles Schwarz. Ich versuchte, das Schwindelgefühl zu unterdrücken. Schweratmend riskierte ich Wasser heraufzubeschwören. Ich war zu schwach. Kein einziger Tropfen gelangte zu mir. Es war einfach zu weit entfernt. Dann fiel mir wieder ein das ich vorhin am Fluss ein Fläasschen mit Wasser gefüllt hatte. Ich tastete meinen Gürtel ab. Nichts. Es war verschwunden. Hoffnungslos ließ ich die Hand wieder sinken. Ich konnte so nicht sterben. Durfte es einfach nicht. Mein Vater würde zurückkehren. Ganz Lythix zählte auf mich. Ich durfte nicht Versagen. Schon gar nicht indem ich starb, ehe ich überhaupt die Chance hatte ihn zu besiegen. Und das würde ich auch nicht. Von neugeschöpfter entschlossenheit, rappelte ich mich mit meiner letzten Kraft, mühsam und mit quallvollen Schmerzen auf. Das Flässchen lag nur Zentimeter von mir entfernt. Ich stolperte zum Fläschen hin. Eine Sekunde später fiel ich wieder. Doch meine ausgestreckte Hand erreichte es noch gerade so. Ich zog es zu mir. Das Fläschen zu öffnen war einfach. Ein Geruch von kaltem Süßwasser kam mir entgegen. Kräftezerrend formte ich aus dem Inhalt eine Kugel aus Wasser. Diese richtete ich geradewegs auf meine Wunde. Der Verband verschwand. Die Wunde heilte sich in Blitzgeschwindigkeit.                 Ich konnten wieder unbeschwert aufatmen. Schmerzen verspürte ich keine mehr. Alles was auf die Verletzung noch hindeutete, war außer dem übrig gebliebenen, getrockneteten Blut,welches überall an meinem Körper klebte, noch eine Narbe die sich auf meinem Bauch gebildet hatte. Erleichter stand ich wieder auf. Es gelang mir ohne Probleme. Als ich die Verwüstung betrachtete, zog ein Funkeln meine Aufmerksamkeit auf sich. Es war das Buch der Herrscherfamilien. Geöffnet. Wie war das möglich? Ich stellte das Podest wieder auf. Und legte das Buch zurück dadrauf. Anders wie bei den restlichen Planeten, fing die Thronfolge nicht erst bei der Entstehung Lythixs an, sondern schon Jahrtausende vorher. Wilhelm der Eroberer war der erste König. Damals gab es auf der Erde noch viele einzelne Königshäuser, in Ländern unterteilt. England war nur ein Land unter vielen. Doch durch die erste bedeutende Königin von England, Elizabeth die erste, bekam England immer mehr an Bedeutung auf der Welt. Sie war nicht nur eine protestantische Herrscherin, sondern blieb auch während ihrer gesamten Regentschaft jungfräulich und unverheiratet. Die erste Frau die auf keinen Mann angewiesen war. Doch da sie nie einen Thronerbe erzeugte, übernahm schließlich der Sohn ihrer Cousine der Königin von Schottland Mary Stuart, ihren Thron. König Jakob der erste, verband die Reiche England und Schottland miteinander. Das britische Imperium wurde geboren.                              Danach kamen viele unbedeutende Könige und Königinnen. Bis Königin Lilliane die erste, das Königshaus der Erde gründete und Lythix erschuf.                                            Der letzte bekannte König bevor die Erde unbewohnbar wurde, war Louis der zweite. Direkt unter ihm standen in der Thronfolge sein ältester Sohn Nikolai und seine jüngere Tochter Emma. Früher ging für eine lange Zeit das Gerücht herum, dass der König einen Bastardsohn gezeugt hatte. Doch nirgendwo auf dieser Seite stand der Name. Als ich weiterblätterte hätte ich mit einer leeren Seite gerechnet. Jedoch stand dort in fettgedruckten Buchstaben ein Name. Diese Schriftart war das Zeichen der Thronfolger. Meine Hand fing an zu zittern. Die Atmung viel mir wieder schwerer. Der Name der dort stand, raubte mir alle Sinne. Er kam mir schrecklich bekannt vor.     Elijah Manos.                                                Es war der Name meines Vaters. Roy Sombres Name. Er hat seinen eigenen Planeten vernichtet. Ein Prinz sollte seinen Planeten beschützen und nicht zerstören. Plötzlich stockte mir der Atem. Wenn mein Vater der Bastardsohn des Königs war, dann machte ihm das zum letzten verbliebenen Mitglied der Königsfamilie. Er war der rechtmäßige König.                         Und dann wurde es mir bewusst. Ich trug ebenfalls KöniglichesBlut der Erde in meinen Adern. Deshalb öffnte sich das Buch der Herrscherfamilien, als es mit meinem Blut in Berührung kam. Ich war die Kronprinzessin dieses Planeten. Die Bürde von zwei Planeten lastete auf meinen Schultern.                    Es war als würden die Wände des Raumes, näher zu mir rücken, als wäre ich eingeengt. Alles drehte sich. Ich musste hier raus. Ich nahm mir das Buch und rannte. Die Wendeltreppe hinunter, durch die großen Gänge, bei den Globussen vorbei, begleitet von unzähligen Deckenbildern. Viele hatten plötzlich eine ganz neue Bedeutung für mich bekommen. Es waren die Geschichten meiner Ahnen. Diesmal zögerte ich nicht auf die Brücke Zugelangen. Ich lief einfach über sie. Im Horizont ging die Sonne langsam wieder auf. Hinter mir verblasste die Bibliothek. Ich lief um mein Leben. Gehetzt von dem langsamen Verschwinden der Brücke. Gerade noch rechtzeitig erreichte ich das Tal. Meine Füße liefen einfach weiter. Der Wind der in mein Gesicht peitschte, fühlte sich nach Freiheit an. In diesem Moment beneidete ich Break, der diese Freiheit immer in erheblichen ausmaß genießen konnte. Mit der Zeit verließ mich das Adrenalin, die Ausdauer. Ich wurde langsamer.

Erbin der Elemente (Tales of Elements 1)Where stories live. Discover now