Kapitel 6

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Eine Weile später kamen wir an der Villa an und gingen ins Wohnzimmer, wo wir auch schon Kol antrafen. Ich hatte ihm vorher geschrieben, dass wir kommen würden.
"Hallo darling, schön dich wieder zu sehen. Zu welchem Anlass denn?"
"Hey Kol, also...Bekah könntest du uns viellleicht alleine lassen?"
"Ja klar, kein Ding."
"Also Bekah hat mir alles erzählt und ich meine damit wirklich alles. Ich weiß, dass du ein Urvampir bist..."
"Und du hast keine Angst vor mir?"
"Wieso, sollte ich?", ich lächelte ihn leicht unsicher an.
"Nun ja, also das kommt ganz drauf an...", er flirtete mal wieder mit mir.
"Also um zum Punkt zu kommen. Wir sind darauf gekommen, dass ich eine Siphoner bin."
Er schaute mich wenig überrascht an.

"Warte mal, du wusstest davon? Wieso hast du mir nichts gesagt?", fuhr ich ihn leicht an.
"Ich war mir nicht sicher, aber nach der Partynacht im Glizz hatte ich es schon vermutet."
Ich schaute ihn eine Weile nur an. Schön, dass man hier alles erst selbst herausfinden muss...
"Na jedenfalls gibt da ein kleines Problem, ich kann es nicht kontrollieren und nachdem heute mein Spiegel zersprungen ist, habe ich bemerkt, dass meine Augen komplett schwarz wurden. Irgendwelche Bemerkungen dazu?"

Er schien tatsächlich kurz überlegen zu müssen, bevor es sich äußerte. "Nun ja, eigentlich kommt das nicht sehr häufig vor, aber du musst eine sehr große und vorallem dunkle Macht in dir haben. Wenn du sie nicht kontrollierst, wird sie sich zerstören. "
"Na toll, und wie bekomme ich sie unter Kontrolle?"
"Das dürfte in der Tat etwas schwierig werden, mit der Kontrolle hab ich es selbst nicht so arg."
"Ja, das hat Bekah vorhin schon erwähnt."
"Versuch einfach keinen umzubringen.", fügte er ironisch hinzu, meine Anmerkung ignorierend.
"Danke für den Tipp, da wär ich ja im Leben nicht drauf gekommen.", entgegnete ich ironisch. Er lächelte mich daraufhin nur an.
"Wenn du keine Magie absorbierst, kannst du sie auch nicht praktizieren. Ich schlage also vor, du hältst dich von allem Übernatürlichem fern, mich miteingeschlossen. Obwohl, das dürfte etwas schwierig werden, nicht wahr darling?"
"Sei dir da mal nicht so sicher Kol", neckte ich ihn.
Er kam mir schlagartig ganz nah und mein Herzschlag beschleunigte sich, woraufhin er lächelte. Er kam meinem Gesicht immer näher und flüsterte mir schließlich in mein Ohr: "Viel Glück dabei, Amber!"
Genauso so schnell wie er sich angenähert hatte, war er auch schon verschwunden. Okay, daran würde ich mich definitiv gewöhnen müssen.

Ich versuchte Bekah zu finden, doch irgendwie konnte ich sie einfach nicht finden. Toll, jetzt konnte ich den ganzen Weg wieder nachhause laufen. Ich verließ die Villa und machte mich auf den Weg. Für einen Sommertag war es heute echt verdammt kühl, ich hätte mir was Wärmeres anziehen sollen.

Auf dem Weg machte ich noch im Mystic Grill halt, wo ich mir mein Mittagessen abholte. Meine Mum arbeitete mal wieder und ich hatte echt keine Nerven, mir mein Mittagessen selbst zuzubereiten, im Kochen war ich eine Niete. Als ich den Grill betrat sah ich direkt Matt, welcher mir freundlich zuwinkte. Ich ging zu ihm hin und bestellte mir mein Essen: "Hey Matt, eine Portion Pommes und einen Cheeseburger bitte."
"Hallo Amber, klar kommt sofort."
Während ich auf mein Essen wartete, fühlte ich mich wieder so merkwürdig beobachtet, ich beschloss mich umzudrehen und sah direkt in die Augen eines Fremden, welcher mir aber doch irgendwie bekannt vorkam. Er schaute mich mit einem hungrigen, fast verlangenden Blick an, welcher mich direkt unwohl fühlen ließ. Ich musste aussehen, als wäre ich in einer Art Starre, denn Matt hatte mich nun schon zum dritten Mal etwas gefragt und als ich ihm nicht antwortete, tippte er mich endlich an.
"Was? Tut mir leid Matt, kannst du das nochmal wiederholen?"
"Hat Rebekah zufällig nach mir gefragt oder mich irgendwie erwähnt? Weißt du, sie scheint echt nett zu sein und..."
Nein, hatte sie nicht, aber er schaute mich mit einem solch hoffnungsvollen Blick an, dass ich nicht anders konnte, als ihm zu erzählen, was er hören wollte.
"Ja, ja, sie meinte dass sie dich ganz toll findet. Wirklich, ich glaube aus euch beiden kann echt etwas werden."
"Oh, das freut mich", schmunzelte er.
Die beiden waren echt süß zusammen, das musste ich schon zugeben, nur leider musste ich, wenn ich sie zusammen sah, immer an die unangenehme Situation im Bett denken.

Matt reichte mir mein Mittagessen und ich verabschiedete mich freundlich von ihm. Als ich das Lokal verließ fiel mir auf, dass der komische Fremde von vorhin bereits verschwunden war.
Auf den Straßen war nicht viel unterwegs, die meisten waren wohl noch in der Schule oder Arbeit. Ich bog in eine kleine Seitenstraße ab, da ich eine Abkürzung gehen wollte und verspürte plötzlich hinter mir einen eiskalten Windhauch. Ich drehte mich um und im nächsten Moment wurde ich an die Wand eines nahestehenden Gebäudes gepresst. Es war der Mann aus dem Grill, ich wusste doch direkt bei ihm stimmte etwas nicht. Er starrte mich kurz an und bevor ich etwas sagen konnte, war er wieder da...dieser unfassbare Schmerz, dieses Stechen in meinem Hals. Er war also ein Vampir, ein nicht besonders freundlicher. Komm schon Amber denk nach, lass dir was einfallen, sonst waren das deine letzten Minuten unter den Lebenden, denn er wollte einfach nicht aufhören.

Moment mal, ich war doch eine Siphoner, also konnte ich ihm Magie entziehen. Gerade so schaffte ich es mit meiner Hand seinen Arm zu greifen und direkt spürte ich die Kraft, die Magie in mich übergehen. Ich wollte mehr, ja, ich brauchte mehr davon. Sein Griff wurde schwächer und er hörte auf mich zu Beißen. Ich konnte schon spüren, dass meine Augen wieder schwarz geworden waren. Ich spürte dieses Dunkle in mir, und es wollte Blut sehen. Durch eine Handbewegung meinerseits landete er auf seinen Knien. Er keuchte auf vor Schmerzen. Ich würde ihn richtig leiden lassen für das, was er mir antun wollte. Eine weitere Handbewegung und sein Arm war gebrochen, klick und sein anderer Arm. Ich kniete mich zu ihm runter und hob sein Kinn an, sodass ich ihm direkt in die Augen sehen konnte. Sie waren voller Hass, doch ich sah auch einen Funken Angst darin. Er konnte sich nicht bewegen, dafür hatte ich schon gesorgt.
Durch den innigen Augenkontakt fingen auch noch seine Augen an zu bluten und er schrie auf. Ich hatte Angst, dass ihn jemand hören würde und nach diesem Moment der Unachtsamkeit landete ich gleich wieder auf dem Boden, wohlgemerkt ungewollt. Er drückte mich nieder, in dem Moment hatte er die Oberhand, doch dieses Mal wurde ich noch wütender. Ich schleuderte ihn gegen die nächstbeste Wand, wo ich ihn mit meiner Magie festhielt.

Er war ein Nichts, wie erbärmlich. Ich hatte sein Leben in meiner Hand, und ich war diejenige, die es auch enden würde. Ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle, denn im nächsten Augenblick fing sein Körper Feuer. Ich konnte es nicht aufhalten, es wurde nur stärker. Er schrie und schrie und ich konnte meinen Blick von ihm nicht abwenden, bis er irgendwann verstummte. Er fiel tot um, sein Leichnam war verbrannt und es stank fürchterlich. Ich sank auf die Knie und fing an zu heulen. Nein, nein, nein! Das gerade war ich nicht, ich würde nie so etwas Grausames tun. Mist, was sollte ich jetzt bloß machen. Ich holte mein Handy raus und wählte eine bestimmte Nummer.

"Na darling, vermisst du mich schon?", ich konnte sein Grinsen durch das Telefon spüren, doch mir war nicht zu lachen zumute.
"Ich habe ein ganz großes Problem Kol.", schluchzte ich ins Telefon.
"Was ist passiert?", sagte er mit ernstem Ton.
"Ich habe jemanden umgebracht. Das war nicht gewollt, ich schwöre das war es nicht und jetzt...", ich konnte nicht weiterreden, da ich mich kaum noch vor weinen halten konnte.
"Schick mir deinen Standort, ich bin sofort da.", somit legte er auf.
Keine fünf Minuten später war er schon da und ich lag immer noch zusammengekauert auf dem Boden.
"Uhh, den hast du aber übel zugerichtet. Was ist passiert?", er sah erst mich und dann meinen Hals an, "verstehe schon..."
"Er hat mich angegriffen und ich musste mich verteidigen, es ist aber ziemlich schnell eskaliert, ich hatte mich nicht im Griff.", schuldbewusst sah ich ihn an, meine Tränen waren mittlerweile verstummt.
"Hast du zumindest seinen Namen rausbekommen und was er von dir wollte?", Kol wurde wieder ernst.
"Ich, nein, es ging alles viel zu schnell..."
"Jetzt haben wir also einen Leichnam, welchen wir nicht identifizieren können, sehr schön...", sagte er genervt.
Langsam wurde ich wütend: "Ich hab dich nicht angerufen, damit du mir Vorwürfe machst, Kol! Hilfst du mir jetzt mit dem Leichnam oder nicht?"
"Geh nachhause, ich kümmere mich drum."
"Aber..."
"Geh einfach, du hast schon genug angerichtet!"
Nachdem ich ihn und den toten Mann noch einmal anschaute, entfernte ich mich langsam vom Geschehen. Ich war ja froh, dass er meinen 'Fehler' beseitigte, aber wieso war er so wütend geworden? Am Handy vorhin klang er noch besorgt, als würde es ihn kümmern und jetzt? Jetzt klang es so, als wäre ich der Mensch, den er am meisten hasste...

Dark Love - Kol Mikaelson Ff ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt