Kapitel 26

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Ich atmete tief ein und aus und fokussierte meine mittlerweile schwarzen Augen auf die jämmerlichen Vampire vor mir. Die Hälfte von ihnen lag ohnehin schon zusammengekauert auf dem Boden, die andere Hälfte blickte mir fast schon ängstlich entgegen. Gut so, sie sollten Angst haben! Ich war das letzte, das sie jemals zu Gesicht bekommen würden. Ich erhob meinen Kopf weiter und konnte spüren, wie meine Pupillen weiter zurückfielen, so als sei ich ganz in Trance und nicht mehr fähig, eigene Entscheidungen zu treffen. Das einzige, dominante in meinem Kopf war es, die Vampire auszulöschen. Tod! Ich wollte sie sterben sehen, sie hatten es nicht anders verdient, schließlich wollten sie mich umbringen. Sie wollten mich auslöschen! Meine Gedanken wurden immer lauter und aggressiver, wobei ich meine Kontrolle verlor. Die ursprüngliche Diskretion war ohnehin dahin, also konnte ich den Moment so richtig auskosten.

Ein Blick meinerseits reichte aus, um den ganzen Rand des Raumes in Flammen zu setzen. Wir waren nun also alle von einem riesigen Feuerkreis umzingelt. Selbst wenn jemand es schaffen sollte eine Tür aufzureißen, würde derjenige nicht weit kommen. Moment mal, was wenn die Vampire da draußen bemerkt hatten, dass etwas schief lief? Kol war mitten unter ihnen, sie würden also nicht zögern ihn anzugreifen. Meine Gedanken schweiften langsam aber sicher zu ihm ab, meine dunkle Seite konnte sich in diesem Falle nicht durchsetzen. Ich durfte Kol nicht enttäuschen, er verließ sich auf mich. Das redete ich mir die ganze Zeit ein! Ich bekam langsam wieder die Kontrolle über mich selbst zurück, das Dunkle in mir wurde zurückgedrängt. Zu meinem Übel bemerkte ich nicht sofort, dass meine Magie leicht nachgelassen hatte und sich einige der Vampire wieder etwas bewegen konnte. Als ich es bemerkte, war es jedoch schon zu spät, denn einer von ihnen lief im Vampspeed auf mich zu und im Nullkommanix drückte er mich an eine Wand, welche immer noch in Flammen stand. Ich schrie schmerzerfüllt auf, es tat einfach schrecklich weh. Mein ganzer Rücken war im Nu von Brandwunden übersät und ich konnte spüren, wie sich schon Blasen bildeten. Das Feuer ließ augenblicklich nach und ich landete mit einem Schub auf dem Boden. Meine Magie war zwar noch vorhanden, jedoch hatte ich solche Schmerzen, dass ich mich nicht vernünftig konzentrieren konnte.

Da lag ich nun, zusammengekauert und voller Schmerzen auf dem Boden, umzingelt von Vampiren, welche mich alle umbringen wollten. Eines stand fest, so würde ich keineswegs enden, das würde ich nicht zulassen. Meine Magie war da, ich musste nur an sie herankommen und der beste Weg dies zu tun, war leider auch der schwierigste. Meine dunkle Seite musste zurückkommen, aber vollständig. Sie musste bis aufs Äußerste die Überhand gewinnen, um mich aus diesem Fiasko zu retten, naja besser gesagt, sich selbst zu retten. Ich schloss meine Augen und ermöglichte ihr den Weg, vollkommen Besitz von mir zu ergreifen. So schnell würde ich nicht mehr ich selbst sein, aber es gab kurzfristig keine andere Möglichkeit. Ein Vampir setze bereits zum erneuten Angriff an, da war das Dunkle aber bereits wieder zurück. Die Schmerzen konnte ich nun problemlos ignorieren, da das einzige woran ich denken wollte Rache war. Kol war völlig aus meinen Gedanken verflogen, was zählte war ich selbst und die Vampire, die ich gleich alle umbringen würde. Eine Armbewegung reichte aus, um die Flammen von vorhin wieder aufsteigen zu lassen. Dieses Mal befand ich mich aber nicht mehr im Zirkel, sondern nur noch die Vampire. Wie sagt man so schön, aus Fehlern lernt man.

Mit meinen bloßen Gedanken ließ ich den Ring langsam enger werden, sodass sie sehen konnten, dass ihnen der Tod Stückchen für Stückchen näher kam. Sie wussten, dass es für sie kein Entkommen gab, sie würden sterben und danach auch noch der Rest des Bundes. Bei ihrem Tod würde ich alle Magie absorbieren, was mir eine enorme Macht verschaffen würde. Es waren ja wesentlich mehr Vampire im Bund als Hexen im Hexenzirkel, also würde es mich noch mehr überkommen als beim letzten Mal. Der Ring wurde immer enger und enger und ich konnte ihre Furcht förmlich spüren. Nun fanden sich nur noch wenige Zentimeter zwischen dem Feuer und den dicht aneinander gedrückten Vampiren. Als ob sie damit ihrem Tod entkommen konnten, ha, lächerlich! Ich zeigte kein Erbarmen und ließ den Ring schlagartig in Feuer aufgehen, wobei ihre Schreie den ganzen, riesigen Ballsaal erfüllten. Alles was ich sah, war eine enorme Feuerkugel, welche gerade den Vampiren ihr Leben nahm und ihre ganze Magie an mich übertrug. Es wurde immer mehr und mehr, ich genoss jede Sekunde davon, das war einfach überwältigend, selbst für meine gefühllose Seite. Das Gefühl ließ jedoch viel zu früh nach, und das Feuer erlosch. Alles, was noch übrig blieb, war die Asche und ein starker Brandgeruch.

Das alles war auf jeden Fall nicht zu überhören, andere Vampire würden hier sicherlich bald eintreffen. Ich machte mich schnell Richtung Geheimgang auf. Ich sprühte zwar nur so von Magie und feuerte einem Kampf entgegen, aber dumm war ich sicherlich nicht. Es gab da draußen noch unzählige von ihnen, welche ich selbst mit meinen Fähigkeiten so schnell und schlagartig nicht aus dem Weg räumen konnte. Ihr Ende würde kommen, daran gab es keinen Zweifel, aber ich musste es etwas geplanter angehen, sonst würde ich dabei womöglich selbst noch ums Leben kommen. Das konnte mein Selbsterhaltungstrieb natürlich nicht zulassen, ich stand schließlich an erster Stelle!

An der Tür angekommen öffnete ich sie flink und schloss sie ebenso geschwind wieder. Keinen Augenblick, nachdem ich das getan hatte, wurden die Ballsaaltüren so stark aufgerissen, dass ich es bis in den Geheimgang noch hören konnte. Ich beschloss es nicht weiter zu beachten und begab mich durch den Gang weiter zu meinem Ziel: Der kleinen Bibliothek. Dort würde ich nach dem golden schimmernden Buch suchen und es ein für alle Mal zerstören. Keiner durfte es jemals finden, das würde meinen Untergang bedeuten. In diesem Buch befanden sich zu viele wertvolle Informationen, auf die keiner, aber auch wirklich keiner, auch nur einen Blick erhaschen sollte. Der Gang führte geradeaus weiter und nachdem ich noch zweimal rechts abgebogen war, war ich mir ziemlich sicher, dass ich mich vor der richtigen Tür befand. Ich lauschte vorsichtig, um mich zu vergewissern, dass sich keiner in der Bibliothek befand. Als ich weder etwas hörte noch spürte, öffnete ich die Tür vorsichtig und betrat den mir vertrauten Ort.

Der Geruch von alten Büchern stieg mir in die Nase und auf meinen Mund schlich sich ein Grinsen, da ich wusste, dass ich meinem Ziel schon sehr nahe war. Zu meiner Überraschung war gar kein Zauber notwendig, um die ganzen Bücherregale sichtbar zu machen. War jemand bereits vor mir hier gewesen? War ich zu spät? Nein, niemand wusste von diesem Buch und selbst wenn, woher sollte man wissen, dass es sich in einem barocken Schloss mitten im Nirgendwo befand. Ausgeschlossen, es musste immer noch hier sein. Ich konzentrierte mich auf meine Umgebung und versuchte, ein Fünkchen Magie zu erspüren, was mir die Masse an Magie in mir nicht gerade leicht machte. Es fühlte sich quasi an, als wäre sie überall, so überwältigend und stark war sie. Es war wirklich schwer, noch irgendwo einen weiteren Funken wahrzunehmen. Ich ging an den vielen Regalen vorbei und begutachtete flüchtig alle Bücher, viel Zeit hatte ich nämlich nicht. Es würde nicht lange dauern, bis hier einige Vampire eintrafen und nach mir suchten. Und wenn sie mich hier fanden, würden sie sich sicher wundern, was ich hier zu suchen hatte. Entweder das, oder sie würden mich direkt umbringen, naja es zumindest versuchen, und womöglich noch durch Zufall das Buch finden. Das konnte ich unter keinen Umständen zulassen. Nachdem ich jedes einzelne Regal durchgesehen hatte und nicht fündig wurde, beschloss ich etwas anderes auszuprobieren.

Ich setze mich mutterseelenruhig im Schneidersitz auf dem Boden und atmete tief ein- und aus, das half in den meisten Fällen und selbst meine dunkle Seite hatte Gefallen daran gefunden. Meine rechte Hand wanderte langsam auf den Boden und jagte einen Stoß Magie durch den ganzen Boden dieses Raums. Das war zwar etwas riskant, da der Stoß auch nebenstehende Räume hätte erreichen und somit auf mich aufmerksam machen können, im Endeffekt landete ich aber einen Volltreffer und ich hörte einen Knall. Voilà, das Buch meiner Begierde war auf den Boden gefallen. Ich stand auf und hielt auf dem Boden Ausschau nach dem Buch, welches soeben aus dem Regal gefallen war. Ich musste schnell machen, da die Vampire mit ihrem feinen Gehör bestimmt das Geräusch gehört hatten und ich würde mir das Buch garantiert nicht vor der Nase wegschnappen lassen. Beim Blick in den anderen Teilbereich des Raumes entdeckte ich es sofort und ging schnellstmöglich darauf zu. Ich bückte mich und keuchte kurz wegen den Verbrennungen auf meinem Rücken auf, welche sich mit der Zeit immer schlimmer anfühlten. Mein Shirt war ebenfalls beinahe abgefackelt worden, weswegen es mir kaum mehr am Leib hing. Ich hätte ebenso gut im BH dastehen können, es hätte fast keinen Unterschied gemacht. Nun hielt ich es endlich in meinen Händen, nach all den Strapazen, und das Einzige woran ich denken konnte war es, das Buch zu verbrennen.

Dark Love - Kol Mikaelson Ff ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt