Kapitel 15: Punishment

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„Tut mir Leid, Carolin, aber ich muss jetzt zum Training! Ich darf nicht wieder zu spät zum Training kommen! Der Corporal bringt mich noch um irgendwann!", noch während ich am Rausgehen war, rief ich quer durch das Zimmer: „Ich komme heute Abend nochmal vorbei!" und schon war ich im nächsten Moment rennend in den Fluren unterwegs.

Ha, scheiße! Als ich auf das Trainingsgelände zu rannte, sah ich schon, wie alle in Reih' und Glied standen. Davor natürlich Corporal Levi. Vielleicht konnte ich mich ja diesmal anschleichen, so dass er es nicht bemerkt? Obwohl das sehr unwahrscheinlich ist. Ich kenne den Corporal zwar noch nicht lange, aber ich weiß, dass ihm nichts entgeht. Arsch.
Ich beschloss, dass ich mich einfach ins Verderben stürzen werde und meine Strafe entgegen nehmen werde. Es hat keinen Sinn, dem noch ausweichen zu wollen. Der alte Mann findet es eh raus.
Ich ging also geradewegs auf ihn zu, doch bevor ich etwas zu meiner Verteidigung sagen konnte, begann der Corporal mit dem Sprechen: „Smith.", seine eiskalte Stimme jagte mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken. Irrgh.
„J-ja, Sir?", brachte ich nur raus. Was wird wohl heute meine Strafe sein?
„Hast du einen vernünftigen Grund, weshalb du zu spät bist?", oh. Ich hätte nicht erwartet, dass er das fragt.
„In der Tat, Sir.", meine Stimme klang nun etwas fester, als noch einige Sekunden zuvor.
„Und der wäre?",
„Ich habe ein bisschen im Krankenzimmer mitgeholfen, Sir. Und dabei habe ich die Zeit aus den Augen verloren.", gab ich zu. Sein Blick durchbohrte mich förmlich. Und wieder zog sich eine Gänsehaut über meinen gesamten Körper. Das ist echt nicht mehr normal.
„Wenn ich mich recht erinnere, ist es nicht deine Aufgabe im Krankenzimmer mitzuhelfen.", huh. Heute sind wir ja wieder besonders gut gelaunt.
„Stimmt... aber ich hielt es für richtig, mich nützlich zu machen und etwas zur Genesung unserer Kameraden beizutragen.", war zwar nur eine einzige Kameradin, aber das muss er ja nicht wissen.
„Und dann ist es dir scheinbar egal, dass du zu spät zum Training kommst, ich dich wieder bestrafen werde, du letztendlich nichts lernen wirst und genauso unfähig wie jetzt auch bleibst. Hältst du es für besser, im Maul eines Titanen zu enden?",
„Ehhm, ich verstehe ni-", „Sag mir: Hast du vor Titanenfraß zu werden?", fiel er mir ins Wort. Häh? Was ist mit ihm?
„Nein, warum sollte ich?", mein Blick zeigte pure Verwirrung.
„Dann würde ich das Training, an deiner Stelle, ernst nehmen. Sonst verendest du nämlich genau so... wenn ich dich davor nicht schon kampfunfähig prügle.",
junge, junge. Hat man seine Tage oder was?
„Alles klar, Sir.", ich musste mich echt bemühen, dass ich nicht zu abwertend klang. Ich meine, was hat er denn jetzt? Ich verstehe diesen Kerl nicht.
„Und jetzt gehst du in den Stall und machst den Stalldienst.", kam es dann von ihm.
Ist nicht sein Ernst...
„Aber-",
„Spar's dir, Smith.", sagte er, bevor ich protestieren konnte. Boah.
„Ich hasse Sie.", ich konnte nicht anders. Es rutschte mir einfach so raus.
Als Antwort darauf bekam ich nur ein gelangweiltes: „Damit kann ich leben.",
„Pff.", brachte ich nur noch raus, bevor ich bockig zu den Pferdeställen stapfte. Ja, bei so was konnte ich zu einem kleinem Kind werden. War mir jetzt gerade aber relativ egal.

Dort angekommen begegnete ich Reiner, welcher gerade eine Box säuberte. Ich zögerte nicht lange und begrüßte ihn mit einem „Naa.", was er zuerst gar nicht gehört hat.
Also nochmal: „Reiner!", nun etwas lauter. Diesmal schreckte sein Kopf hoch und er lächelte mich an, bevor er entgegnete: „Hallo, Jodie. Was gibt's?",
„Corporal Levi hat mich zum Stalldienst verdonnert.", war meine Antwort.
Er lachte kurz, als er fragte: „Was hast du denn verbrochen?",
„Ich bin nur ein paar Minuten zu spät zum Training gekommen.", ich versteh' immer noch nicht, was mit ihm falsch gelaufen ist.
„Nur deswegen?", kam es von Reiner.
„Nah... vielleicht ist das schon öfter vorgekommen...", gab ich zu. Er lachte wieder.
„Da hinten sind Mistgabeln und die Schubkarren.", er deutete auf besagte Dinge und sprach dann weiter: „Du kannst schon mal von der anderen Seite des Stalls anfangen, die Boxen auszumisten.",
„Ja, Sir!", sagte ich aus Spaß und ging dann zu den Werkzeugen. Von Weitem konnte ich Reiner noch leicht lachen hören.
Als ich mit einer Mistgabel bewaffnet war und eine Schubkarre vor mir her schob, begann ich damit den Pferdemist aufzusammeln. Also ehrlich, das habe ich mir nicht unter meiner Arbeit im Aufklärungstrupp vorgestellt. Ich weiß zwar, dass so was auch dazu gehört, aber im Allgemeinen habe ich es mir hier doch ein bisschen aufregender vorgestellt.
Naja, wenigstens muss ich mich heute höchstwahrscheinlich nicht verarzten lassen... wenn das so weiter geht, nehmen die mich wirklich nicht mit zur Expedition.
Expedition... wie ich mich schon freue. Also, jetzt nicht unbedingt auf die Titanen, aber einfach auf die Außenwelt.
Ob ich auch jemals ein 'Meer' sehen werde? Ich kann mir das gar nicht vorstellen... wie viele Wassermengen das sein sollen. Wasser, soweit das Auge reicht.
Ein freier Blick, ohne riesige Mauer im Weg. Hoffentlich ist das irgendwann der Standard für die Menschheit. Keine Titanen, die die Menschen ausrotten, sondern Menschen, die die Titanen ausrotten. Eine Welt ganz ohne diese hässlichen Monster.
Ein Welt, in der die Mehrheit der Menschen schon mal das Meer gesehen hat. Eine Welt, in der es ganz selbstverständlich ist, dass man schon mal einen großen 'Berg' gesehen hat. Ja, vielleicht... in ein paar hundert Jahren. Wenn es weiterhin Menschen wie Hanji gibt, die die Titanen erforschen. Und weiterhin Menschen wie Erwin, die strategische Pläne aufstellen, die noch nie jemand zuvor gesehen hat. Und auch Menschen wie... Corporal Levi, denen es ein Leichtes ist, mal eben 3 Titanen auf einmal umzulegen.
Solche Menschen braucht unsere Gesellschaft, um gegen die Titanen anzukommen.

Bei dem ganzen Nachdenken ist mir gar nicht aufgefallen, dass ich schon bei der letzten Box meiner Seite angekommen bin. Auch Reiner schien fertig zu sein, da er auf seiner Seite schon frisches Wasser und Futter auffüllte. Ich tat es ihm gleich, als ich dann endgültig mit dem Ausmisten fertig war.
Diese Tätigkeit nahm glücklicherweise nicht soviel Zeit in Anspruch, weshalb wir beide relativ schnell fertig waren.
„So, dann wären wir jetzt befreit.", sagte er, während wir stolz das fertige Ergebnis betrachteten.
„Super. Dann verzieh' ich mich mal wieder.", kam es von mir.
„Jo, Ciao.",
„Tschöö.", trällerte ich, als ich den Stall verließ.
Mir fällt gerade auf, dass ich ja schon wieder das Frühstück verpasst habe. Hm... dann soll es wohl einfach nicht sein.
Ich beschloss zurück zum Trainingsplatz zu gehen. Vielleicht darf ich ja doch noch ein bisschen mit trainieren.
Aus der Ferne konnte ich schon den Corporal erkennen, der die Anderen beim Training mal wieder beobachtete. Aber was soll er auch sonst schon machen...
Ich stellte mich also neben ihm und sagte das einfache Wörtchen: „Fertig.", worauf ich aber keine Antwort erhielt. Ich gehe einfach mal davon aus, dass er es gehört hat und warte, bis was passiert.
Als nach etwa 10 Minuten immer noch keine Antwort kam, fing ich damit an, ungeduldig mit meinem Stiefel auf dem Boden herum zu wischen...
Hatte der Sack tatsächlich fast die selbe Schuhgröße wie ich? Sein Schuh ist vielleicht nur ein Zentimeter größer als meiner. Oh man, hab ich eine Männergröße oder hat er einfach kleine Füße?
Ich schaute unauffällig nach rechts, auf sein Profil. Na gut, er ist nicht wirklich viel größer als ich... dann hat er wohl einfach kleine Füße, denke ich.. hoffe ich.
„Was starrst du so?", riss der Corporal mich aus meinen Gedanken. Hehe, ups. Wohl doch nicht so unauffällig geschaut.
„Ach nichts, mir ist nur gerade aufgefallen, dass Sie ziemlich klein sind.", nun wollte ich provozieren.
„Wegschleudern kann ich dich trotzdem noch.", war seine Antwort, die mich automatisch einen Sicherheitsschritt nach links machen lässt.
„Ist ja gut. Ich mach doch nur Spaß.", kurz darauf ertönte sein „Tch.", oooh. Okay.
„Heißt nicht, dass Sie nicht trotzdem klein sind.", ein freches Grinsen zierte für den Bruchteil einer Sekunde mein Gesicht. Ernst bleiben, Joe!
„Willst du unbedingt 'nen Rippenbruch?", fragte er genauso unbeeindruckt, wie immer.
„Nicht wirklich.", antwortete ich, so kalt wie nur möglich. Aber meine Stimme kommt an seine noch lange nicht ran. Wird sie wohl auch nie.
„Dann schlage ich vor, du fängst an zu trainieren.", oh, darf ich endlich mal mit meinen Kameraden trainieren?
„Ehrlich?", die 'Kälte' in meiner Stimme, die eh nicht vorhanden war, war sofort verschwunden und in dem Klang lag ein Hauch von Hoffnung.
„Los.", war die Antwort vom Corporal.
Juhuu! Ich darf endlich mal mit meinen Kumpels trainieren. Ich glaube, das ist das erste Mal, seit unserer Ankunft hier, dass ich mal richtig beim Training mitmache!

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Soo, das war Kapitel 15. c:
Ich hoffe, es hat euch gefallen und joa. Sonst gibt's nicht zu sagen. ^-^

Faith  [Levi x Oc]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt