Kapitel 23: Obstacle

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Als ich draußen auf dem Flur stand, konnte ich Hanji noch durch die Tür durch kichern hören. Manno... ich will nicht zu den grünen Einhörnern.
Und ich will auch nicht zurück zum Training... hoffentlich verschont mich der alte Mann jetzt mal. Obwohl... wohl eher nicht.

Als ich zurück zum Trainingsgelände ging, konnte ich schon aus der Ferne erkennen, das nirgends ein Corporal zusehen ist. Ich meine, er ist ja klein, aber normalerweise müsste ich ihn doch trotzdem sehen.
Hä? Warum ziehe ich eigentlich immer über seine Größe her? Ich bin doch kleiner als er... aber dafür, dass er ein Mann ist, ist er schon klein. Ich persönlich mag ja lieber große Kerle. Also, mindestens 1,70 Meter sollte er schon sein... ich hatte zwar noch nie einen Freund, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Hab ja noch Zeit... obwohl, nein... obwohl doch. Bei der Militärpolizei habe ich wohl bessere Chancen lange zu leben und irgendwann einen Mann abzukriegen. Aber will ich das überhaupt? Im Trainingslager hatten wir mal ein Pärchen, bis er sie verlassen hat. Und sie hat tagelang geweint und bereut, dass sie sich auf ihn eingelassen hat. Allgemein habe ich schon so oft Geschichten gehört, dass Liebe nur wehtun soll.
Ich glaube, ich habe keine besonders große Lust auf diesen Stress. Aber wenn sich mal jemand finden sollte... och nö, kein Bock.
Gerade als ich mit dem Thema abschloss, fiel mir auf, dass ich immer noch wie eine Blöde allein auf dem Trainingsplatz stand. Wo ist denn der Alte?
...hm. Hab ich vorhin erwähnt, dass ich keine Lust auf sein Training habe? Ja? Ein Grund mehr, jetzt einfach zugehen.
Vielleicht kann ich ja... ins Bett gehen? Unauffällig, sodass mich niemand sieht?

Im nächsten Moment schlich ich durch die Gänge des Erdgeschosses und war drauf und dran die Treppe zum nächsten Stockwerk hochzugehen, was ich kurze Zeit später dann auch tat. Und das nächste Stockwerk... und das nächste Stockwerk.
Bis ich bei der Etage war, bei der die Treppe auf der anderen Seite des Flures ist.
Also ging ich ganz geschmeidig den Gang lang und prägte mir nochmal alles gut ein, bevor ich ab morgen von hier weg bin. Ja... genau deshalb muss ich meinen letzten Tag noch ausnutzen und mich Schlafen legen. Macht für mich Sinn.
Kurz bevor ich die andere Treppe erreichte, kam eine mir bekannte Person aus einem Raum, kurz vor dieser Treppe. Nämlich... wer auch sonst... Corporal Levi.
Augenblicklich machte ich Kehrt und hoffte einfach darauf, dass er mich nicht erkennt. Ich meine, es gibt doch viele schwarzhaarige Mädchen hier, oder? Allein schon Mikasa. Ich könnte ja auch Mikasa sein. Aber dann hätte 'Mikasa' ganz schön zotteliges Haar... egal, einfach hoffen.
Ich ging also wieder zurück zu den Treppen, von denen ich gekommen bin und konnte hören, dass der Corporal ebenfalls auf dem Weg in diese Richtung ist. Verdammt.
„Deinen Arsch erkennt man schon vom Weiten, Smith.", konnte ich ihn rufen hören. Eh... was hat er gerade gesagt?
„Oh! Hallo, Sir! Ich wusste gar nicht, dass jemand hinter mir ist. Aber jetzt verstehe ich, warum ich Sie nicht gehört habe, bei Ihren kleinen Füßen.", antwortete ich überfreundlich. Cool bleiben, Joe. Cool bleiben.
„Tch. Du kannst gleich 50 Runden laufen.", kam es von ihm. Ich erkannte eine Tasse Tee in seiner Hand. Okay, okay, Gedankenblitz! Wenn ich jetzt einfach wegrenne, wird er mir nicht einfach hinterher rennen, allein schon wegen dieser Tasse, oder? Gut. Überzeugt von meinem Plan, antwortete ich: „Ich denke nicht!", und rannte dann um mein Leben.
Ich musste im Lauf unglaublich lachen, ich weiß auch nicht warum. Was will er mir schon groß an meinem letzten Tag antun? Ich bin ein Genie!

Plötzlich konnte ich ein lautes Stampfen hinter mir hören und als ich mich umdrehte, sah ich doch tatsächlich den alten Mann in Aktion! Aber... wo ist denn seine Tasse? Hat er die einfach fallen lassen? Alter?!
Ich rannte, so schnell ich konnte, die Treppen runter, dicht gefolgt vom Corporal. Scheiße, ich bin schon praktisch tot!
Die letzten Stufen sprang ich einfach runter und raste dann durch die Flure des Erdgeschosses. Vielleicht kann ich ja solange laufen, bis er nicht mehr kann? Obwohl... 'der stärkste Soldat der Menschheit' wird wohl etwas mehr Ausdauer haben, als ich.
Mittlerweile habe ich das Lachen eingestellt und fühlte mich gerade wirklich, wie als wenn ich von einem Titanen davonrennen würde.
Immer, wenn der Corporal an Jemanden vorbei lief, salutierten diese direkt. Was ist denn mit denen los?! Solche Arschkriecher.
„Ich höre auf zu rennen, wenn Sie aufhören!", rief ich nach hinten, während mir langsam die Fluchtmöglichkeiten ausgingen.
„Und ich reiße dir diesmal endgültig die Beine aus!", kam es als Antwort. Oooh, vielleicht kann er mir ja doch noch was antun...
Ich erblickte die Tür nach draußen, welche ich natürlich sofort anvisierte. Leider war sie geschlossen, was dem Corporal einen gewaltigen Vorsprung bieten würde. Glücklicherweise erkannte ich Eren und Armin, die gerade an besagter Tür stehen. Ohne lang drüber nachzudenken, brüllte ich quer den Flur entlang: „Eren, öffne schnell die Tür!".
Lustigerweise tat er es sogar und so konnte ich geschwind durch den Ausgang huschen, bis ich auf dem Trainingsgelände ankam. Ich spürte langsam, wie meine Waden schmerzten, aber ich konnte es mir jetzt nicht erlauben, stehen zubleiben. Sonst werde ich heute Abend gar nicht mehr in mein Bettchen kommen.
Immer noch dicht gefolgt vom alten Mann rannte ich quer über den Trainingsplatz, auf dem einige Soldaten gerade trainierten, in die Richtung des angrenzenden Waldes. Vielleicht bringe ich ihn ja dazu, über einen Ast zu stolpern, oder so? Aber ich glaube, da ist er schon um einiges geschickter, als ich. Na egal, einfach mal versuchen.
Kurze Zeit später befand ich mich zwischen diversen Bäumen, durch das Gestrüpp kämpfend, immer noch verfolgt.
...man, kann der mal aufhören?
Ich wusste nicht, wohin ich gerade lief. Ich hoffe nur, dass ich nachher noch zurückfinde. Mein Orientierungssinn ist nämlich nicht der Beste, wie man vielleicht schon bemerkt hat.
Schade, dass ich meine Manöverausrüstung nicht um habe, dann könnte ich jetzt meine Beine entlasten. Ich merke nämlich schon, dass ich langsamer werde. Allerdings scheint es dem Corporal nicht anders zu ergehen, sonst hätte er mich nämlich schon längst eingeholt.
Meine Lungen brannten und das Ein-und Ausatmen fiel mir immer schwerer. Mein Gesicht muss schon hochrot sein. Aber langsam könnte der Corporal doch mal ablassen?
„Haben sie nichts Besseres zu tun?", keuchte ich, während ich fast gegen ein Baum gerannt bin. Huch, gerade so die Kurve bekommen.
„An deiner Stelle, wäre ich jetzt verdammt ruhig, dummes Gör!", an seiner Stimmlage konnte ich erkennen, das auch ihm seine Kräfte verlassen. Vielleicht komme ich aus der ganze Sache hier doch noch lebendig raus? Diesen Tag würde ich mir dann aber im Kalender markieren.
Vor mir konnte ich erkennen, dass sich die Bäume zu lichten schienen. Hoffentlich ist da ein offenes Feld oder sowas, dann fällt es mir vielleicht etwas leichter zulaufen.
Ich konzentrierte mich auf diesen Punkt und beschloss, dass ich mich dann meinem Schicksal stellen würde und mich fangen lassen würde. Kann ja sein, dass der alte Mann doch noch erbarmen mit mir haben wird? Obwohl... wahrscheinlich nicht.

Plötzlich sah ich etwas aus dem Augenwinkel an mir vorbeihuschen, was meine volle Aufmerksamkeit auf sich zog. Was war das? Ein Tier? Es sah nicht besonders groß aus, also war es wahrscheinlich tatsächlich ein Tier.
Auf einmal brüllte der Corporal: „JODIE!", was mich doch etwas verwunderte. Seit wann nennt er mich 'Jodie'?
Bevor ich noch lange drüber nachdenken konnte, spürte ich plötzlich keinen Boden mehr unter meinen Füßen. Was? Eine Klippe?!
Mein Schrei ließ einige Vögel erschrecken, die sogleich aus den Baumkronen flüchteten.
Ich kniff meine Augen so hart zusammen und wartete auf meinen Todesaufprall, der jedoch nicht erfolgte. Vorsichtig öffnete ich meine Augen und sah meine Hand, welche sich krampfhaft an einer Baumwurzel festhielt.
Mein Herz... schlug so schnell, dass ich für eine kurze Zeit nichts mehr hörte, bevor ich wieder die Realität wahr nahm. Zaghaft schaute ich nach unten. Großer Fehler, denn unter mir erstreckten sich gewaltige Felswände, von denen ich wahrscheinlich eher aufgeschlitzt werde, bevor ich überhaupt unten aufpralle.
Ich hätte nicht gedacht, dass ich heute vielleicht wirklich noch sterben könnte. Aber... ich hab doch noch kaum was erlebt... Gott, bin ich froh, dass ich Erwin vorhin noch 'Hab dich lieb.' gesagt habe... dann hatte ich wenigstens schöne letzte Worte. Aber... dann hat Erwin kein Familienmitglied mehr... was ist mit mir los? Bin ich gerade dabei, mit meinem Leben abzuschließen? So leicht lasse ich mich doch nicht töten!
Ich griff mit meiner anderen Hand ebenfalls an diese Baumwurzel, welche kurz zu bröckeln begann. Für einen Bruchteil einer Sekunde, dachte ich, mein Herz hört auf zuschlagen.
„C-Corporal?", ich habe gar nicht bemerkt, dass er schon längst vor mir steht und seine Hand nach mir ausstreckt.
„Ich bin da.", sagte er mit einer rauen Stimme, die mir eine Gänsehaut verpasste.
„Greif nach meiner Hand.", hing er noch in einem Befehlston mit dran. Aber, wenn ich die Wurzel loslasse, befürchte ich, dass ich runter falle.
„I-ich kann nicht!", krächzte ich, da mich langsam meine Stimme verließ.
„Wenn du mir jetzt nicht deine Hand reichst, schneide ich sie dir ab!", er wirkte ziemlich aufgebracht.
„Das hilft mir nicht weiter!", schrie ich ihn an, während mir die Tränen in die Augen schossen.
„Wenn du jetzt anfängst zu heulen, schneide ich sie dir wirklich noch ab!", nun brüllte er mich an.
„O-okay.", ich atmete einmal tief durch, „Aber ich falle bestimmt!",
„Wirst du nicht!", er bewegte ungeduldig seine Hand, die er mir hinhielt.
„Ich m-mach dann jetzt, ja? Sie halten mich dann aber auch fest, ja?!", ich kam mir vor, wie ein kleines Mädchen.
„Ja, nun mach!", kam es dann von ihm.
„Okay...", murmelte ich noch, bevor ich nochmal tief durchatmete.
„3!", fing Corporal Levi an runterzuzählen. Okay, 3. In 3 Sekunden entscheidet sich also, ob ich am Leben bleibe oder nicht.
„2!",... 2 Sekunden... ich hab Angst.
„1! Los!", ich kniff die Augen zusammen und riss meinen Arm noch höher, als er schon ist.
Mein Herz blieb kurz stehen, als ich keine andere Hand spürte. Also ist es wohl doch mein Ende. Aber ...!
Da ist er! Der feste Griff des Corporals um mein Handgelenk. Ich... muss nicht sterben.
Als ich meine Augen öffnete, schaute ich direkt in das angestrengte Gesicht des Corporals, welcher mich gerade mit alle Kraft hochzog.
Nach und nach konnte ich den harten Boden an meine Körper spüren, bis ich schließlich sicher mit den Knien draufstand. Sofort krabbelte ich einige Meter von dieser Schlucht weg, bevor ich mich auf den Boden schmiss und anfing bitterlich zu weinen.
Vor mir konnte ich die verschwommene Gestalt von Corporal Levi erkennen, welcher ebenfalls auf Knien stand und schwer atmete. Und das nur, weil ich keinen Bock auf das Training hatte. Nur deswegen habe ich den Corporal und mich in Gefahr gebracht.
„E-enschuldiung!", versuchte ich zu sagen, während ich heulte.
„Enschuldiung, dass ich Sie in Gefahr gebracht habe, Corporal!", ich muss ausgesehen haben, wie ein Baby.
„Lass stecken. Bedank' dich lieber.", seine Stimme verriet mir, dass er immer noch etwas aus der Puste ist.
„D-dange!", ich zitterte am ganzen Körper.
„Du wirst morgen früh noch das ganze Gebäude putzen, dummes, dummes Gör!",
„Ja, w-werd ich, Sir!", ich hatte wirklich furchtbare Schuldgefühle.
„K-können wir jetzt bitte zurück gehen?", ächzte ich, bevor der Corporal auf meine Frage hin nickte.
Erst als ich in den Himmel schaute, fiel mir auf, dass dieser sich bereits rot-orange färbte, also wird es bald dunkel. Hoffentlich finden wir schnell zurück.

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Soo, heute habe ich, glaube ich, ein richtiges Klischee ausgepackt. Aber ich konnte nichts gegen tun, meine Hände haben einfach dieses Klippe-fall-dingens geschrieben. D:
Ich hoffe, es hat euch trotzdem gefallen und ihr hinterlasst mir eventuell eine Review mit eurer Meinung zu dem Kapitel. :3
Also dann, man liest sich!

Faith  [Levi x Oc]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt