Zurück in Tokyo

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Ok, das war eine beschissene Idee gewesen!

Vor einer halben Stunde bin ich bei meinen Eltern in Tokyo angekommen, ich dachte es wäre die beste Möglichkeit die Sommerpause irgendwie zu überstehen, aber nun stehe ich an der Türschwelle meines alten Zimmers und traue mich keinen Schritt weiter zu gehen, denn alles was ich hier sehe erinnert mich an Akaashi.

Daran hätte ich auch früher denken können, schließlich haben wir beide einen Großteil unserer Schulzeit in meinem Zimmer verbracht. Auch wenn Akaashi ein Jahr jünger war als ich, hatte er mir sehr oft beim lernen geholfen. Um ehrlich zu sein, wüsste ich gar nicht, wie ich überhaupt ohne ihn meinen Abschluss geschafft hätte. Manchmal hatte er mich stundenlang gezwungen meine Hausaufgaben zu machen oder für irgendeinen blöden Test zu lernen. Und während ich verzweifelt an meinem Schreibtisch gesessen habe, lag er meistens auf meinem Bett, hat dort gelesen oder seine eigenen Hausaufgaben gemacht, ohne mich dabei aus den Augen zu lassen.
Meine Hand krallt sich etwas am Türrahmen fest und ich stelle vorsichtig meine Tasche im Zimmer ab, nur um anschließend fast fluchtartig wieder den Raum zu verlassen und nach unten zu gehen.

»Ich gehe in die Stadt!« rufe ich meiner Mutter zu, greife nach meiner Jacke und verlasse kurz darauf wieder das Haus.

Super, wie sollte ich es später nur schaffen diesen Raum zu betreten ohne komplett durchzudrehen?

Ich seufze schwer und mache mich auf den Weg zur Bahnstation. Keine Ahnung, was ich in der Stadt machen soll, aber irgendwie musste ich mich jetzt erstmal ablenken und ich hatte keine Lust mit meinen Eltern zu sprechen. Meine Mutter würde ganz sicher nach Akaashi fragen und ich wusste nicht, wie ich dann reagieren würde.

Als ich in der Innenstadt angekommen bin, laufe ich zunächst ziellos durch ein paar Läden, schaue mir irgendwelche Sachen an, die mich gerade kein bisschen interessieren und versuche irgendetwas zu finden, dass mich vielleicht ablenken könnte. Erfolglos.

Schließlich setzte ich mich auf eine Parkbank und greife nach meinem Handy. Zögernd scrolle ich durch mein Telefonbuch und bleibe schließlich an Kuroos Namen hängen. Ich wusste, dass ich ihm nicht ewig aus dem Weg gehen konnte nur weil ich Angst hatte, dass ich ihm auf der Stelle von der Trennung erzählen würde. Er hat schon ein paar mal nachgefragt warum ich mich so wenig melde und bisher habe ich mich immer mit dem Training rausgeredet, aber das ging ja jetzt auch nicht mehr.

Ich atme tief durch und drücke schließlich auf seine Nummer um ihn anzurufen. Es war noch recht früh, vielleicht ging er ja auch gar nich—

»Hi, Kou!« hörte ich seine Stimme schwer atmend vom anderen Ende der Leitung.

»Oh hey, Tetsu« antwortete ich etwas durcheinander, da ich nicht erwartet hatte, dass er so schnell abnehmen würde. »Alles gut bei dir? Du schnaufst so laut«.

»Alles gut... bin gerade laufen« antwortet Kuroo etwas außer Atem. »Schön, dass du dich mal meldest«.

»Ja... also ich bin gerade in Tokyo angekommen und dachte wir könnten uns mal wieder treffen, was zusammen essen oder so« meine ich.

»Klar gerne. Wann hast du Zeit?«.

»Ähm... weiß nicht, heute vielleicht? Ist ja Wochenende. Außer du hast schon was mit Kenma vor«.

»Hm...wir müssen nachher noch einkaufen und wollten deswegen sowieso in die Stadt und wir haben noch nicht gefrühstückt. Wollen wir uns gleich zum Essen treffen? So gegen zwei?«.

Ich schaue kurz auf die Uhr. Das waren noch anderthalb Stunden bis dahin, aber wenigstens hätte ich etwas auf das ich mich freuen konnte.

»Ja, das passt. Ich wüsste auch ein Café wo wir hingehen können«.

Eulenherz [Bokuaka]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt