Kapitel 6

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Wie jedes Mal hatte Bokuto die Hälfte seiner Sachen im Bus vergessen und Akaashi hatte sie mit raus genommen, als er auch schon den Kapitän bei Kuroo sah.

„Bokuto! Du hast deine Sachen vergessen!", rief Komi.
Akaashi ließ Bokutos Rucksack neben ihn auf den Boden fallen. „Das war das letzte mal."
Bokuto kratzte sich am Hinterkopf. „Danke."

Akaashi folgte Sarukui und den anderen direkt in die Shinzen.
Normalerweise hatte er immer auf Bokuto gewartet.
Und er spürte dessen verwunderten Blick in seinem Nacken.

Aber der Grund dafür, dass er sich gegen seine Gewohnheit sträubte, war, dass er das Gefühl nicht loswurde, dass er von irgendetwas nicht wusste.
Er wusste nicht, wieso ihn das so störte, aber vielleicht lag das einfach an dem schlechten Start des Tages.
In dem vorübergehendem Schlafzimmer des Teams angekommen, richteten sich alle ihren Schlafplatz her.

Akaashi wollte gerade Bokuto schreiben, wo er bliebe, als er unbewusst auf die Gruppe klickte.
Wieder las er sich die Nachrichten des letzten Abends durch.
Und wieder verstand er nicht.

Er vertraut dir halt nicht.

Akaashi schluckte. Nicht hier, bitte nicht hier.

Bist du genug?

Er schloss die Augen. Ihm fielen die Worte seines Vaters vom Morgen ein. „Du kannst doch nicht mal richtig spielen. Bist du denen nicht eher eine Last?"
Akaashi seufzte.
„Akaashi? Alles ok?", fragte Komi.
Er erschrak, als er den Libero neben sich stehen sah. „J-Ja. I-Ich muss nur k-kurz r-raus."
Im selben Moment sprang er auf und lief auf die Toilette.

Wieso rennst du? Hoffst du wirklich, es würde besser werden?

Er presste die Augen zusammen, als die Stimme in seinem Kopf unerträglich wurde, riss die Tür zur Toilette auf und stützte sich am Waschbecken ab.

Als nach quälenden zwei Minuten sein Kopf aufhörte zu hämmern, sah er auf – und sah in sein Spiegelbild.
Mit der Hand fuhr er sich über seine inzwischen nicht mehr rote Wange. „Für was? Für was bleibe-"
„AKAASHI! Ich hab dich gesucht!!"
Akaashi schrak hoch. „Meine Güte!"
„Sorry. Hab ich dich erschreckt?" Beinahe wirkte Bokuto stolz.
„Bist du darauf stolz?"
„Ja!"
Akaashi wusch sich die Hände. „Bist du jetzt fertig mit der Begrüßungszeremonie?"
Bokuto lachte. „Wieso bist du gegangen?"
„Muss ich immer dabei sein?"
„Klaro!" Bokuto sah über seine Schulter, und Akaashi hoffte, dass er nicht bemerkte, wie sehr ihn das nervös machte. Er genoss das Gefühl.

Aus irgendeinem Grund hätte er gerne seine Hände um seinen Hals geschlungen, seinen Kopf in seiner Schulter vergraben, alles rausgelassen, alles erzählt, seinen Tränen freien Lauf lassen.

Aber er konnte es nicht tun.

Der restliche Tag verlief wie sonst auch.
Zuerst Trainingsspiele, Mittagessen, Trainingsspiele, und dann das übliche Freie Training mit Bokuto, Kuroo und Tsukishima.
Alles so wie immer.
Und dann kamen Lev und der Knirps von der Karasuno.

Wie hieß er nochmal?

Um es kurz zu fassen: Lev war jedenfalls vom Annahmen-Training mit Yaku abgehauen, der kleine Rothaarige wurde zuerst von seinem Zuspieler, dann von Kenma abserviert. Dann kam Kuroo auf die Idee, ein 3-gegen-3 Match zu spielen.
Mit einer ziemlich unfairen Team-Aufteilung, angemerkt.

The reason that keeps me alive - BokuAkaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt