Kapitel 28

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Akaashi sah sich um.
Befand er sich in einem Krankenhauszimmer?
 
Als er aus seiner Starre erwachte, drückte Bokuto den Knopf, mit dem man einen Pfleger holen konnte.
 
„Wo bin ich?", fragte Akaashi erneut, doch keiner brachte ein Wort heraus.
Bokuto beugte sich zu ihm und strich ihm über die Wange. „Keiji..."
Die metallblauen Augen fixierten den Kapitän. „Wo. Bin. Ich?!"
 
„Im Krankenhaus. Es ist alles gut, die-"
„Ich bin wo?", fragte er ein wenig aufgewühlt.
„Im Krankenha-"
„Wieso?!"
 
Wieder erstarrte er. „Weil du-"
„Ich weiß, was ich getan hab. Wieso habt ihr mich hier her gebracht?!"
 
Die Pflegerin kam ins Zimmer geeilt, der Arzt ihr hinterher.
Sie wirkten beide verwundert.
 
„Können Sie sich daran erinnern, was-"
 
„JA!", rief er. „Ich weiß, was passiert ist! Ich weiß, wie ich heiße! Und ich habe nicht aus Spaß versucht, mich umzubringen!" Sein Atem wurde schneller.
 
Bokuto griff nach seinem Arm, Miyashita schluchzte laut, stand auf und entfernte sich vom Bett. „Beruhig dich, okay?"
 
„Lass mich los! Wieso lässt ihr mich nicht einfach sterben?!" Aus seinen Augen traten Tränen, während er versuchte, sich die Nadeln rauszureißen.
 
Die Pflegerin hielt seine linke Hand fest, Bokuto die rechte. Akaashi versuchte sich mit den Füßen zu wehren, sie abzuschütteln.
 
„Ich bin gleich wieder da. Haltet ihn, er darf sich das nicht rausreißen", sagte der Arzt und verließ das Zimmer.
 
Der Setter wusste, dass er keine Chance hatte, gegen Bokutos Stärke zu gewinnen, die Pflegerin jedoch hatte nicht mal annähernd so viel Kraft.
Er versuchte, sie abzuschütteln, doch es brachte nichts.
 
„Keiji! Bitte!", rief Bokuto.
 
„Lasst mich!"
 
Der Arzt kam ins Zimmer geeilt, in seinen Händen eine kleine Spritze.
Er steuerte auf Akaashi zu, dieser versuchte sich wegzudrehen, doch da war es schon zu spät.
 
„Was ist das?", fragte der Ältere.
„Nur ein Beruhigungsmittel."
 
Allmählich beruhigte sich sein Atem und er gab auf, sich zu wehren.
Vorsichtig ließ Bokuto seinen Arm los, und griff stattdessen nach seiner Hand.
 
Mit der anderen nun freien Hand, wischte er sich über die Stirn, schloss die Augen. Seine Mundwinkel zogen sich nach unten und er begann zu weinen.
„Es tut mir Leid..."
 
Miyashita setzte sich nun wieder zu ihm ans Bett. „Keiji."
Er antwortete nicht.
„Wieso hast du nichts gesagt?"
 
Akaashi verharrte in seiner Position. „Was hätte es gebracht?", murmelte er. Langsam setzte er sich auf und lehnte den Kopf gegen die Bettkante. „Hättet ihr mich in 'ne Psychiatrie gesteckt?"
 
„Nein, aber es gibt doch solche Gruppentherapien. Dort hättest du vielleicht Leute kennengelernt, die das Gleiche durchgemacht haben."
Bokuto nahm ein Taschentuch aus seinem kleinen Rucksack und reichte es Akaashis Mutter, als diese das letzte aufgebraucht hatte.
„Danke", sagte sie.
 
„Ich bin gerade einfach nur froh, dass ich deine Stimme wieder hören kann."
Akaashi riss die Augen auf und betrachtete Bokuto. „Es tut mir Leid", sagte er erneut.
 
Bokuto griff wieder nach seiner Wange und strich über sie. „Ich liebe dich, Keiji. Mach sowas nie wieder, okay?"
Skeptisch betrachtete der Setter ihn. „Ich liebe dich auch", antwortete er bloß.
 
 
Nachdem der Arzt seine Werte, die wieder auf gutem Wege lagen, untersucht hatte und Miyashita kurz sprechen wollte, lag zuerst Stille im Raum.
 
Akaashi setzte sich auf und stützte den Kopf mit dem Ellbogen an seinem Knie ab. „Bo..."
Bokuto sah langsam zu ihm. „Ja?"
Zögerlich beugte er sich ein wenig nach vorne und legte seine Lippen auf die des Drittklässlers. Dieser hatte sich diesen Moment so herbeigesehnt, und verfiel in große Freude, als aus diesem schüchternen ein für sie gewöhnlicher, inniger Kuss entstand.
„Wie geht's überhaupt weiter?", wollte er wissen.
„Was meinst du?", erkundigte sich Bokuto.
„Was passiert, wenn ich hier raus komm?"
Das Ass hob die Schultern. „Ich weiß es nicht."
 
Wie gerufen kam Miyashita ins Zimmer zurück, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Sie setzte sich zurück zu Akaashi und strich ihm durch die zerzausten Haare.
„Und?"
 
Sachte nahm sie seine Hand. „Du kannst dir theoretisch aussuchen, ob du jetzt gar nichts machst, regelmäßig eine Selbsthilfegruppe oder einen Psychologen besuchst oder in eine Psychiatrie gehst."
 
Akaashi nickte wissend. „Für wie lange wär die Psychiatrie?"
„Kommt drauf an, wie die dich dort einstufen."
„Ich würde aber Weihnachten gern zuhause sein", platzte es Akaashi heraus. „Was würdest du sagen?", fragte er sie unsicher.
Sie hob die Schultern. „Ich persönlich würde es mit der Gruppe probieren. Aber es ist deine Entscheidung."
 
Akaashi lehnte sich gegen Bokutos Brust, dieser umarmte ihn sofort.
 
 
Die nächsten Tage verbrachte Bokuto wieder jede freie Minute bei seinem Freund, aber nicht mit Weinen, sondern teilweise lachten sie sogar gemeinsam.
Sein Zustand war inzwischen ziemlich stabil, und so konnten die Ärzte ihm auch die Nadeln raus nehmen, ein paar Nächte auf Kontrolle musste er aber dennoch noch dort verbringen.
 
Und dann konnte er nachhause.
 
 
 

The reason that keeps me alive - BokuAkaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt