Kapitel 20

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Akaashis ganzer Körper glich einem Wackelpudding, als er auf den Zeugenstuhl zuging und darauf Platz nahm.
 
Am vorherigen Tag hatte er Bokuto noch beschwichtigt, dass es nicht so schlimm wäre, er ruhig bleiben und einfach die Fragen beantworten solle.
Und jetzt saß er da, mit einem Zittern in der Stimme, einem Körper aus Wackelpudding, als der Richter seine Personalien aufnahm.
 
„Also gut. Fangen wir ganz von vorne an: Wann hat Ihr Vater begonnen, Sie zu misshandeln?"
 
„Das..."
Das gibt's doch nicht.
Er hatte sich doch extra vorbereitet. Wieso wusste er seine Antworten nicht mehr?
 
„Ahm...ich weiß nicht mehr. So lang ich mich erinnern kann", improvisierte er.
 
„Aha...und wissen Sie auch, wieso?"
 
„Nein. Er sagte mir öfters, dass er mich hasst, aber ich weiß nicht, ob das der exakte Grund dafür war."
 
„Und was hat er da getan, wenn er Ihnen wehgetan hat?"
 
„Alles Mögliche. Er hat mich...geschlagen...in die Abstellkammer gesperrt...er..." Seine Stimme versagte und einer der Wachtmeister stellte eine Packung Taschentücher auf den Tisch, als wie aus dem Nichts Tränen aus seinen Augen schossen.
„Danke", murmelte er, als er sich diese aus den Augen wischte.
 
„Okay...Erzählen Sie uns bitte darüber, was am Morgen des zwanzigsten November passiert ist."
 
Akaashi atmete ein paar Mal tief ein und aus, bevor er wieder zu sprechen begann. „Als ich aufgewacht bin, stand mein Vater vor mir. Er sagte, er würde mich zur Schule bringen, und ich hatte Angst, deswegen habe ich mich beeilt. Kurz vor der Schule ist dann ein Streit ausgebrochen, und ich bin aus dem Auto gestiegen. Er ist mir hinterher, bis aufs Schulgelände, wo er mich dann geschlagen hat, bis Bokuto ihn von dort verjagt hat."
 
„Können Sie sagen, wieso Sie sich gestritten haben?"
 
Akaashi schluckte. Damit seine Denkphase nicht auffiel, trank er einen Schluck Wasser. „Über...Es ging über...Dass...Er hat mich darüber ausgefragt, ob ich einen festen... Freund... hätte, da er es so empfunden hat, da ich immer mit Bokuto schrieb und mich mit ihm traf. Und ich hab ihm dann die Gegenfrage gestellt, wieso er mir nicht erzählt, was mit meiner Mutter passiert ist. Und dann ist er ausgerastet."
 
„Aha...Okay...Wie ging es weiter, nachdem Ihr bester Freund Ihren Vater vom Schulgelände verjagt hat?"
 
„Ich hatte Angst, nachhause zu kommen." Tränen flossen plötzlich seine Wangen hinunter, mit einem Taschentuch versuchte er sie aufzuhalten. „Ich...übernachtete bei Bokuto", schluchzte er.
 
„Okay...Beruhigen Sie sich wieder, es ist alles okay. Sie können hier reden, Sie sind hier sicher."
 
Für einen kurzen Moment schloss Akaashi die Augen.
„Am nächsten Morgen kam dann die Nachricht vom Anwalt. Ich habe einen DNA-Test verlangt und am selben Tag haben wir ihn auch gemacht. Ein paar Tage später kam dann das Ergebnis."
 
„Positiv?"
 
„Ja."
 
„Und wie haben Sie reagiert?"
 
„Ich war aufgewühlt. Und wie nur. Ich bin nach Hause gegangen, und ich gestehe, dass ich die Stimme erhoben habe. Aber er gab mir keine Antworten auf meine Fragen. Stattdessen versuchte er, mich zu erwürgen, weil er meinte, ich würde seine Karriere zerstören."
 
„Und Sie haben sich dem hingegeben?"
 
„Nein, ich konnte mich losreißen und bin weggerannt."
 
„Zu Ihrem besten Freund?"
 
„Ja, genau. Und dorthin hat er mich verfolgt, ist dann auch in dessen Haus eingetreten und hat dort weitergemacht."
 
Der Richter nickte wissend. „Danke für Ihre Aussage. Gibt es noch Fragen von den Anwälten?"
 
Die Anwältin seines Vaters erhob sich – ein arrogantes Grinsen auf den Lippen. „Ja, ich habe sogar einige."
 
Ihre brünetten Haare warf sie sich über die Schulter und ging nach vorne.
„Für mich gibt es, um ehrlich zu sein, ein paar Unklarheiten. Einerseits sagte Ihr Bester Freund gestern aus, dass Ihre Mutter den DNA-Test verlangt habe, heute sagen Sie, dass Sie ihn wollten. Was ist jetzt richtig?"
 
Akaashi biss sich auf die Unterlippe. „Wir wollten ihn beide, sie hat ihn nur zuerst vorgeschlagen."
 
„So klang das für mich aber nicht."
 
Stille.
 
„Und zweite Frage: Gestern sagte Ihre Nachbarin aus, dass Ihr Vater an der Schläfe geblutet habe und Scherben zerbrochen wären, heute sagen Sie, dass sie sich aus seinem vermeintlichen Erwürgungsversuch befreit und einfach weggelaufen wären."
 
„Das bin ich auch. Das mit den Scherben muss kurz danach passiert sein."
 
„Nein, das geschah eindeutig, bevor Sie aus dem Haus gelaufen waren. Kann es sein, dass Sie es waren, der ihn verwundet hatte, und er sich nur gewehrt hat?"
 
„W-Wie bitte?!"
 
„Einspruch!" Der Anwalt von Miyashita erhob sich. „Das sind bloße Spekulationen!"
 
„Ich muss die Hintergründe wissen, wieso es zu der Tat in dem Haus der Familie Bokuto kam, sollte sie stimmen", verteidigte sich die Anwältin.
 
„Einspruch abgelehnt", rief der Richter.
 
Die Anwältin wandte sich an Akaashi. „Also?"
 
„Er hat versucht, mich zu erwürgen. Ich habe mich nur verteidigt."
 
„Aha...Dann haben Sie vorher aber nicht die ganze Wahrheit erzählt, oder?"
„D-Das..."
„Was haben Sie denn noch weggelassen?"
„Gar nich-"
„Sie wirken psychisch schwer belastet. Haben Sie je jemandem davon erzählt?"
„Ja!"
„Ihrem Freund, richtig?"
„Ja."
„Ist es diesem davor aufgefallen, dass mit Ihnen etwas nicht stimmt?"
Akaashi spielte an seinem Fingernagel herum. „...Denke schon..."
„Jemand anderem?"
 
Diese Frau fragte nun ununterbrochen und das machte Akaashi zunehmend nervöser - je mehr Fragen sie stellte, desto nervöser wurde er und dementsprechend zittriger wurden seine Antworten.
 
„Ich... weiß... nicht..."
„Kann es sein, dass Sie sich das alles eingebildet haben?"
 
Akaashi starrte sie an. „Ist das Ihr Ernst?", fragte er ungläubig.
 
„Beantworten Sie einfach die Frage."
 
„NEIN! Ich habe mir das nicht eingebildet!"

The reason that keeps me alive - BokuAkaTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon