Pov Evi
"Evi beeil dich, wir müssen in zehn Minuten im Teufelstopf sein", ruft Leon am nächsten Tag gestresst die Treppe zu mir hoch. "Komme ja schon!" Nachdem wir uns gestern für einen entspannten Tag entschieden haben, müssen wir heute wieder trainieren. Ich freue mich auch wirklich darauf. Beim Fußballspielen kann ich immer komplett meinen Frust rauslassen und vergesse alle meine Probleme, einfach weil ich dabei allein auf mich fokussiert bin und mich auspowern kann. Es ist wie eine Therapie für mich.Als wir im Stadion ankommen, sind alle anderen schon da.
"Ey, ihr seid zu spät", schimpft Fabi zur Begrüßung.
Leon blickt mich neckend und vielsagend an. "Sorry, lag an Evi. Sie braucht immer so lange um sich fertig zu machen."
Frechheit. Ich versuche ihn böse anzufunkeln, aber kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Er hat ja nunmal Recht. Also hebe ich ertappt meine Hände und meine: "Kommt nicht wieder vor."
"Gut, dann können wir ja anfangen", kommt es von Raban, der gerade mit Joschka dabei ist, einen Parcours aus Hütchen auf das Spielfeld zu legen.Während die anderen den Trainingsablauf besprechen, fängt mein Blick Maxis. Er schenkt mir ein warmes, schüchternes Lächeln und ich lächle zurück.
Maxi ist wirklich ein kleiner Engel. Er ist lieb, empatisch und weiß genau, wie er sich wann verhalten sollte, sodass er andere nicht verletzt.
Das komplette Gegenteil von Markus. Diesen habe ich bis jetzt komplett ignoriert. Ich will auf keinen Fall, dass er bemerkt, was er für einen großen Teil meiner Gedanken einnimmt und sein Ego damit pushen.
"Okay dann los, Leon und Marlon zuerst!", ruft Raban in dem Moment. Warte was? Mist, ich hab natürlich nicht zugehört und habe keinen blassen Schimmer, worum es geht. Schnell trete ich neben Maxi. Ich habe das Gefühl, dass er der einzige ist den ich fragen kann, ohne das er mich sofort verurteilt. "Was machen wir jetzt? Habs nicht ganz mitbekommen, war mit meinen Gedanken woanders", gestehe ich ihm leise.
Er schüttelt belustigt den Kopf, lächelt dabei aber wieder verständnisvoll. "Wir dribbeln jeweils zu zweit gegeneinander durch den Parcours mit den Hütchen. Wer schneller ist, hat gewonnen", erklärt er mir, sodass die anderen ihn nicht hören. Die sind zum Glück gerade alle dabei, Leon und Marlon zu verfolgen. "Okay, das kriege ich hin, danke." "Weiß ich doch." Er schaut mir aufrichtig in die Augen. Lange. Irgendwann wende ich meinen Blick verwirrt ab und konzentriere mich auf die anderen.Mittlerweile dribbeln Vanessa und Juli gegeneinander. Vanessa ist wirklich gut, sie hat den Ball extrem sicher am Fuß und ist noch dazu viel schneller als Juli.
Als sie als erste im Ziel ankommt, streckt sie siegessicher die geballten Fäuste in die Luft und ihr Gesicht durchzieht ein Strahlen. "Nicht schlecht Nessi. Aber richtig gut ist etwas anderes", provoziert Leon sie, als sie wieder auf uns zukommt. Sie verdreht nur lachend die Augen und knufft ihm mit dem Ellenbogen in die Seite. "Wenn ich mich recht erinnere, hast du eben gegen Marlon verloren, also pass bloß auf was du sagst!"
Leon zieht herrausfordend eine Augenbrauen hoch und grinst sie an.
Das Funken zwischen den beiden kann ich bis hierhin spüren. Es heißt ja immer "Was sich liebt, das neckt sich", und auf Leon und Vanessa bezogen würde ich dieses Sprichwort sofort unterschreiben."Markus, Evi, ihr seid dran", ertönt Marlons Stimme. Ich lasse ein leises Seufzen los. War ja klar, dass unbedingt ich diejenige bin, die gegen Markus laufen muss.
Während wir nebeneinander an der Startlinie stehen, schaue ich ihn zum ersten Mal heute wieder an und auch sein Blick huscht über mein Gesicht.
Aber - wie sollte es auch sonst sein - seine Miene ist wie versteinert und ich kann seinem Gesichtsausdruck keinerlei Gefühle entnehmen. Ich kann nicht deuten, ob er an unseren Kuss denkt, so wie ich. Ich kann nicht deuten, ob er sich fragt, was mit mir los ist, so wie ich mich frage, was mit ihm los ist. Und ich kann auch nicht deuten, ob sich seine Sichtweise auf mich nach unserem Kuss verändert hat. Ich kann überhaupt gar nichts deuten. Sein Blick ist wie ein verschlossenes Buch mit sieben Siegeln, das man nur lesen kann, wenn man alle Siegel durchbrochen hat.
Ich funkle ihn angriffslustig an. Ich will unbedingt gegen ihn gewinnen.
Wenn ich ihn alleine, ohne die Hilfe der anderen besiege, merkt er vielleicht endlich, wie gut ich spielen kann und das ich perfekt ins Team passe. Und zusätzlich würde er vielleicht mal von seinem Egotripp runterkommen. Aber ich kann mir vorstellen, dass Markus genauso denkt wie ich und mich auf jeden Fall schlagen will, koste es was es wolle.
Auf Joschkas Pfiff sprinten wir los. Es ist garnicht so einfach, schnell zu laufen und gleichzeitig den Ball präzise um die Hütchen herum zu spielen, sodass man keine Zeit verliert, aber trotzdem gebe ich alles und gehe komplett an meine Grenzen.
Ich blende all die Jubelschreie und Anfeuerungsrufe der anderen aus und konzentriere mich lediglich auf den Ball an meinem Fuß. Ich liege vorne. Nur noch ein paar Meter. Ich höre Markus immer näher kommen und schaue im Lauf hinter mich, um zu sehen, wie viel Vorsprung ich noch habe. Doch genau dieser Blick nach hinten war mein Fehler. In der Sekunde, in der meine Konzentration nicht mehr zu 100 Prozent auf meinen Füßen liegt, stoße ich mit dem Ball an eines der Hütchen. Dieses fällt um, der Ball springt vom Hütchen ab und ich habe ihn nicht mehr unter Kontrolle. Markus nutzt natürlich seine Chance und zieht an mir vorbei.
"Scheiße", entfährt es mir keuchend, als ich kurz nach ihm im Ziel ankomme.
"Tja Evelyn, ich bin wohl besser als du", raunt Markus mir überheblich zu, dreht sich um und läuft wieder zu den anderen rüber.Das wars schon wieder - lasst gerne einen Stern und Feedback in den Kommentaren da, wenns euch gefallen hat :) Ich finds immer super interessant eure Meinungen, Ideen und Theorien zu lesen <3

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Unbezwingbar, unerreichbar? - DWK
FanfictionDie 15-jährige Evi zieht nach acht Jahren endlich wieder zurück nach Grünwald und sieht ihren besten Freund Leon wieder. Sie freut sich unfassbar darauf, seiner Fußballmannschaft "Die wilden Kerle" beitreten zu können, doch wird dort anscheinend ni...