13. Kapitel

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|Harry|

17 Minuten und 48 Sekunden. So lange brauche ich von meiner Villa zu Louis' Wohnung auf einem der größten Hochhäuser L.A.'s

Eigentlich ist es krankhaft, dass ich mit gezählt habe. Und es ist eigentlich auch krankhaft das ich vor Aufregung kurz vorm hyperventilieren stehe. Aber wie gesagt... nur eigentlich.

Denn ich habe das Gefühl, dieses Treffen hier ist extrem wichtig für unsere Zukunft. Wenn ich es jetzt verkacke ist es aus mit Louis und mir, ein für alle mal. Das spüre ich.

Um ehrlich zu sein wundert es mich schon, dass Louis mir überhaupt noch die Chance gibt, es wieder gut zu machen. Seine Antwort auf meine Frage war zwar nur ein einfaches, leises „okay" aber besser als nichts. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die meisten Menschen, wären sie an Louis' Stelle, mir nicht die Möglichkeit dazu gegeben hätten.

Wenn er nur endlich diese verdammte Tür öffnen würde. Seit gefühlt fünf Minuten stehe ich jetzt bereits in diesem Aufzug und warte drauf, dass Louis von innen den Sicherheitscode eingibt. Ich hasse zu enge Räume und das weiß er auch ganz genau. Also warum lässt er sich so lange Zeit?

Als könnte Louis Gedanken lesen öffnet sich keine drei Sekunden später die Metalltür mit einem leisen Zischen.

Na endlich. Endlich bin ich aus diesem scheiß Fahrstuhl raus und endlich stehe ich vor Louis der mich leicht nervös anlächelt.

„Hi" sage ich so cool und gleichgültig wie möglich und grinse.

Louis kneift nur seine Lippen zusammen und nickt, während er mir dabei zusieht wie ich meine Jacke ausziehe und an die Garderobe hänge.

Es ist nicht schwer zu erkennen, dass er sich in dieser Situation gerade gar nicht wohl fühlt. Verständlich eigentlich.

Doch ich tue so, als würde es mir nicht auffallen und folge Louis der mich durch sein Apartment hindurch auf eine große Dachterasse führt.

Ich lasse meinen Blick einmal über die hellerleutete Skyline L.A's gleiten.

Es ist wirklich schön hier, dass muss ich zugeben. Generell ist Louis' Wohnung in einer tollen Lage. Vom innerem Teil habe ich zwar noch nicht viel gesehen aber, dass was ich gesehen habe ist alles eher normal gehalten. Fast schon schlicht.

Ich kenne Louis und ich wette, dass er L.A. nicht wirklich als zuhause für sich ansieht und seine Wände deshalb so kahl sind. Aber, dass ich eigentlich Schwachsinn. Wenn er seine Wohnungen nicht verschönert, wird er sich doch hier auch niemals richtig zuhause fühlen.

Ich finde es sehr schön hier und würde gerne bleiben, doch Louis hat offenbar einen anderen Ort für unsere Gespräch ausgewählt den ein leises „komm mit" seinerseits veranlasst mich dazu, mich wieder umzudrehen und ihm weiter wie ein Dackel hinterher zu trotten.

Die Dachterasse ist wirklich groß, denn als wir ein paar Meter weiter gehen, befinden wir uns plötzlich auf einer mit Rasen bepflanzten Fläche.

Eine Art Garten auf dem Dach. Hier gefällt es mir tatsächlich beinah noch besser und ohne nachzudenken lasse ich mich einfach ins Gras fallen.

Ein Blick zu Louis verrät mir, dass er es mir leicht zögerlich und mit gebührendem Abstand nachmacht.

Eine Zeitlang sitzen wir so nebeneinander und beobachten L.A. bis ich mich schließlich nach hinten fallen lasse und meinen Blick in den Himmel richte.

Ich höre das Gras leise Rascheln, als Louis dasselbe tut. Keiner von uns beiden sagt ein Wort und so liegen wir einfach nur still nebeneinander und schauen nach oben zu den Sternen.

Obwohl man diese eigentlich nur erahnen kann, so hell, wie dich Lichter von L.A. sind und trotzdem ist es wunderschön hier mit Louis zusammen zu liegen.

Ich weiß, dass wir jetzt eigentlich über unsere Vergangenheit reden sollten, dass wir jetzt endlich alles klären sollten. Doch ich möchte diesen schönen Moment nicht damit zerstören.

„Erzähl mir etwas, was sonst keiner über dich weiß" sage ich schließlich vorsichtig, denn ich habe Angst, dass ich ihm zu nahe trete. Dass so eine Frage im Moment nicht angebracht ist.

Louis seufzt leise und beißt sich auf die Unterlippe bevor er sagt: „Als kleines Kind, wollte ich immer zum Mond fliegen. Das war mein allergrößter Traum. Einfach mal weg von der Welt. Weg von den Menschen und dem leid, dass sie anrichten. Deshalb bin ich auch so gerne hier."

„Im Garten?" frage ich und drehe meinen Kopf zu ihm, um ihn ansehen zu können.

Louis schüttelt leicht den Kopf. „Auf dem Dach, hier oben bin ich den Sternen ein bisschen näher und von der Welt ein bisschen weiter weg."

Ich nicke und wende mich mit meinen Kopf wieder ab. Schaue wieder hoch in den Himmel. Ich muss sagen, ich kann seinen Wunsch verstehen. Auch ich möchte manchmal einfach nur raus hier.

„Als du mich verlassen hast Harry" fängt Louis plötzlich wieder an. „Da... da hatte ich wieder das Verlangen zu gehen. Aber diesesmal wollte ich nicht zum Mond, ich wollte weiter weg, am liebsten ganz weit und für immer...."

Ich verspanne mich etwas. Ich weiß was er damit sagen will und fühle mich gerade einfach nur schrecklich. Ich will es ihm erklären. Will ihm erklären warum ich ihn damals verlassen habe und ihm sagen wie sehr ich das bis heute bereue, deshalb bin ich doch schließlich auch hier her gekommen, doch gerade als ich den Mund aufmache unterbricht Louis mich mit leiser Stimme.

„Du musst nichts sagen Harry, wirklich nicht"

Wahrscheinlich denkt er, er habe genug erzählt. Mir genug persönliche Sachen über ihn verraten.

Ich muss akzeptieren, dass er gerade Ruhe braucht. Aber trotzdem möchte ich ihm irgendwie zeigen wie leid mir das alles tut. Und wenn ich es nicht mit Worten erklären kann, muss ich eben einen anderen Weg finden.

Meine Hand bewegt sich von ganz alleine. Sie nähert sich Louis' und ich umschließe meinen kleinen Finger mit seinem.

Ich höre, wie er neben mir scharf die Luft einzieht, doch er zieht seine Hand nicht weg. Im Gegenteil mit seinem Finger umschließt er meinen noch etwas mehr. Als wäre es das einzige, was im Halt gibt.

Und so liegen wir hier. Zwei Erwachsene Männer, die auf die Dreißig zugehen, auf einem Hochhaus in L.A., die kleinen Finger ineinander verschränkt und sich wünschend, wir könnenden die Zeit zurückdrehen. Unsere ganzen Fehler einfach ungeschehen machen.

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*hust* Klappentext *hust*

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(Wörter: 1025)

[06.03.21]

Xx

Too Young! |L. S.| ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt