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Shania


»Wir müssen das Dorf beschützen!«, ruft mir Teba zu, während ich zusehe, wie Revali auf Supah losgeht. »Die Yiga waren die ganze Zeit unter uns und wir haben sie gar nicht bemerkt. Wir müssen sie aufhalten. Sofort!«

Mein Augenmerk fällt auf Teba, der seinen hellgrauen Falkenbogen mit den gelben Verzierungen kampfbereit vor seinen Körper hält und sich bereits in Richtung Dorf wendet, wo vor dem Tor die Orni-Krieger gegen die Yiga kämpfen, die ihre Tarnung aufgegeben haben.

»Aber Revali...« Langsam schweift mein Blick von Teba zu meinem Recken ab, der mit Pfeil und Bogen gegen Kogas Sohn kämpft.

Über seinen Kopf flatternd blockt der dunkelblaue Orni die Angriffe der beiden Langschwerter des kampferprobten Yiga-Kämpfers ab. Im nächsten Augenblick schlägt er dem Clan-Meister seinen Bogen ins Gesicht, worauf er ihm einen Kick mit dem Fuß verpasst.

»Er und die anderen verhindern, dass noch mehr von ihnen in unser Dorf einfallen. Komm! Auf in den Kampf!« Teba winkt mich auffordernd mit seinem freien Flügel herbei und wendet sich von mir ab, springt in die Luft und stürzt sich auf die Yiga vor den Toren, die sich gegen die Orni-Krieger erheben.

Die Orni haben sich bereits aufgeteilt, eine Hälfte kämpft gegen unsere Feinde vor den Toren, die andere hilft Revali, Supah und seine Schergen von dem Dorf fernzuhalten. Mit den Doppelschwertern in den Händen, drehe ich mich schweren Herzens von meinem Ehemann weg. Doch Teba hat recht, wir müssen schnellstmöglich ins Dorf. Revali hat alle Krieger vor den Toren versammeln lassen, um den Eingang zu schützen. Derweil waren die Yiga die ganze Zeit hier. Sie waren als Orni getarnt und wahrscheinlich überrennen diese nun das Dorf und stiften Chaos.

So renne ich auf die Yiga zu und eile den Orni, die das Tor schützen, zu Hilfe. Mit einem Satz springe ich vom Boden ab, drehe eine Schraube in der Luft und greife den ersten Clan-Krieger an, der mir in die Quere kommt. Teba und ich dünnen gemeinsam die gegnerischen Massen vor den Toren aus, damit sich die Orni-Krieger um den sich nähernden Strom aus Feinden kümmern können. Als wir schließlich die Gegner vor dem Eingang zum Dorf besiegt haben, trifft Tebas Blick den meinen. Er nickt mir zu, bedeutet mir still, dass wir keine weitere Zeit verschwenden dürfen. Ich antworte ihm, indem ich ebenfalls nicke. So breitet der silbergraue Orni seine Schwingen aus und erhebt sich in die Luft. Fast so majestätisch, wie sein Bruder vollzieht Teba eine Schleife in der Luft und lest mich augenblicklich vom Boden auf.

Zusammen mit mir schwebt Teba über das Tor, das Ufer, die Brücken und den Orni-See hinweg, bis das Dorf im Nu unter uns liegt.

Nervös blicke ich hektisch umher. Kalte Angst packt mein Herz. Mein Atem geht hektisch, aber ich habe das Gefühl keine Luft zu bekommen. Die grässlichen Bilder meines Traums kehren in mein Gedächtnis zurück. Mit sorgenreichem Blick schiele ich zu Teba hoch, dessen gelben Augen stur auf das Dorf gerichtet sind. Ist heute der Tag von dem ich geträumt habe? Wird das Dorf niedergebrannt werden? Wird Teba seine Familie verlieren? Wird mein Revali heute sterben?

Angewidert schüttle ich den Kopf, um diese schrecklichen Gedanken zu vertreiben. Nein, das darf nicht geschehen! Außerdem... Mein Blick streift über den See. Keine Schatten, keine fliegenden, brennenden Bälle, nichts davon ist allgegenwärtig. Vielleicht wird meine angebliche Vision nur ein böser Albtraum bleiben oder dieser scheußliche Tag liegt weiter in der Zukunft.

»Hmpf! Wie erwartet, sie sind überall«, bringt mich plötzlich Tebas Stimme in die Wirklichkeit zurück. »Wir müssen sie vertreiben. Shania, triff alle, die du erreichen kannst! Im Anschluss werde ich dich im Dorf absetzen, damit du diese Feiglinge aus nächster Näher erledigen kannst. Ich kümmere mich von der Luft aus um sie.«

Soulhunter 4 - Buch des Lebens (Revali x Shania)حيث تعيش القصص. اكتشف الآن