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Shania

Schniefend sitze ich am Ufer des Adeba-Sees, die sich weit hinter unserem Haus befindet und schaue ins Wasser hinab. Meine Hand ruht auf meinem Bauch, dort, wo nun ein kleines Ich-und-Revali heranwächst.

Revalis Worte haben mich härter getroffen, als zu erwarten war. Nun, wo ich schwanger bin, scheine ich wohl, näher am Wasser gebaut zu sein. Zwar war das lange noch kein Grund in Geheule und Gejammere auszubrechen, doch der Orni war im Unrecht.

Er stellt mich so hin, als wäre ich eine schlechte Mutter, nur weil ich den anderen im Kampf helfen will. Noch vor wenigen Tagen hat mich der König darauf hingewiesen, dass ich Pflichten erfüllen zu habe, um Hyrule zu schützen. Außerdem fürchte ich mich vor der Tatsache, dass irgendjemand meiner Freunde in einer Schlacht verletzt werden könnte und auf meine Heilkräfte angewiesen ist. Und wenn ich nicht da bin... Nein, ich kann nicht einfach hierbleiben und die Zeit ausharren.

Doch was wäre, wenn mir tatsächlich etwas passiert? Was wenn ich mein Baby dabei verliere? Ich habe über drei Jahre gebraucht, um schwanger zu werden. Meine Hoffnung wäre fast erblasst und nun war mir Hylia gnädig. Das Letzte, was ich also will, ist die kleine Erbse in meinem Inneren zu verlieren.

Und dennoch als einzige Seelenbändigerin, die auf Hylias Seite steht, bin ich dazu verpflichtet, das Böse aufzuhalten. Ich darf nicht zulassen, dass Astor erneut die Verheerung Ganons erweckt. Mein Entschluss steht fest, ich werde kämpfen.

Plötzlich vernehme ich ein lautes Platschen. Mit tränennassem Gesicht blicke ich erschrocken auf. Meine Augen erspähen etwas im Wasser. Es schwimmt auf mich zu. Alarmiert weiche ich etwas vom Ufer zurück. Doch als mit einem Mal ein roter, haiförmiger Kopf aus dem Nass ragt, beruhige ich mich. Es ist nur Sidon.

Hektisch wische ich mir die Tränen aus dem Gesicht. Ehe der Zora-Prinz ans Ufer schwimmt.

»Hier bist du!«, höre ich ihn sagen, als er seine Arme auf die Böschung legt und zu mir hochsieht.

»Hast du mich etwa gesucht?«, frage ich ihn, während ich gezielt darauf bedacht bin, meinen ehemaligen Verlobten nicht direkt ins Gesicht zu schauen, damit er meine verheulten Augen nicht sehen kann. »Stimmt etwas nicht?«

Leise lacht Sidon, als er aus dem Wasser klettert. Das Wasser tropft ihm von den Schuppen, als er sich neben mich setzt.

»Nun bei mir ist alles bestens, aber bei dir nicht. Darum habe ich nach dir gesucht, weil ich wusste, dass du bestimmt jemand zum Reden brauchst. So bin ich deiner Geruchsspur gefolgt und wie es der Zufall so will, bist du hier, direkt neben dem Wasser.«

Als ich Sidon nicht antworte, schaut er stumm auf mich herab. Mein verzogenes Gesicht ist auf den kleinen Wasserfall gerichtet, der in der Sonne glitzert, wie ein Sprudel aus tausend Perlen. Plötzlich stupst mich der Zora mit einem aufmunternden Grinsen an.

»Hey! Ich würde dir ja gerne ein Taschentuch reichen, aber wie du siehst, trage ich nicht mal eine Hose. Und da ich mich die meiste Zeit im Wasser aufhalte, wäre es wohl nun sowieso durchnässt.«

Obwohl es mich beschämt, dass er gemerkt hat, dass ich geweint habe, bringen mich seine Worte zum Lachen.

»Ich brauche kein Taschentuch!« Kurz drehe ich mich von dem großgewachsenen Zora weg und wische das letzte Mal über mein nasses Gesicht. »Ich war nur ein wenig... aufgebracht.«

Sidon legt den Kopf schief und bedenkt mich mit einem mitfühlenden Blick. »Als der Vogel allein zum Treffen gekommen ist, war mir klar, dass etwas nicht stimmt. Ihr habt gestritten, stimmts? Bestimmt ging es dabei um das Baby.« Gezielt blickt er auf meinen Bauch hinab.

Soulhunter 4 - Buch des Lebens (Revali x Shania)Where stories live. Discover now