Der Albtraumcoach

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Heute war es soweit! Ich hatte mir den Wecker extra eine Stunde früher gestellt, damit wir uns noch gut genug auf das Spiel vorbereiten und einige Dinge besprechen konnten. Als ich aufstand war es sogar noch dunkel draußen. Ich öffnete meine Fenster um mich auf die Temperatur vorzubereiten, die auf mich warten würde. Es war relativ kühl, deshalb zog ich mir einen Pullover an, den ich vom Club bekommen habe und schön dick und kuschelig war. Ich zog dazu noch eine lockere Hose an. Mich zu schminken war heute nicht nötig, obwohl ich mich dazu entschied wenigstens meine Augenringe  abzudecken, weil ich mich ja auch nicht so vor den anderen zeigen konnte - die würden sich bestimmt erschrecken, dachte ich. Ich kämmte meine Haare und machte mir einen hohen Pferdeschwanz. Ich schaute auf den großen Spiegel im Bad und merkte, wie sportlich ich aussehen konnte. Ich habe Volleyball wirklich vermisst und war froh, mich auf diesen Club eingelassen zu haben. Ich schlich in die Küche, machte mir leise Müsli und nahm ein Glas Wasser. Heute hatte mein Vater endlich seinen freien Tag und ich möchte ihn ungern aufwecken.

Wie aufs Stichwort klingelte es an der Tür. Das musste Kunimi sein, dachte ich, aber er war viel zu früh dran. Ich ging leise zur Tür und öffnete sie einen Spalt. "Hey, was machst du denn schon hier?", fragte ich leicht genervt, da ich Angst hatte, dass wegen ihm mein Dad jetzt aufgewacht war. "Dir auch eine guten Morgen...", sagte er verschlafen. Er schien auch nicht sehr helle zu sein. Ich rollte mit meinen Augen und öffnete die Tür ein kleines Stück weiter. "Möchtest du vielleicht reinkommen und einen Tee mit mir trinken?", flüsterte ich. Ohne zu antworten stolperte er ins Haus und rammte mir fast die Tür ins Gesicht aber ich konnte gerade noch so ausweichen. Hätte ich doch bloß einfach wieder die Tür zugemacht. Er setzte sich wie selbstverständlich an die Theke und wartete auf seinen Tee. Er konnte ziemlich ungehobelt sein aber vielleicht war er ja auch, wie ich, kein Morgenmensch. Ich machte mir keinerlei Gedanken mehr und reichte ihm seinen Tee. 

"Ich habe gesehen, dass du gestern noch mit Oikawa trainiert hast. Hat er dich auch nicht zu sehr geärgert?", fragte er bevor er seinen ersten Schluck nahm und ich sah ihn daraufhin nur verdutzt an. "Ähm, nein, er war eigentlich ganz nett und wir haben uns gut verstanden.", sagte ich und jetzt schaute mich Kunimi nur verwirrt an und hätte sich fast an seinem Tee verschluckt. "Aber er war doch so komisch zu dir. Was ist passiert? Hat er irgendwas gesagt? Wie nah steht ihr euch eigentlich wirklich?", begann er mich auszufragen. Sollte ich ihm die Wahrheit und jedes Detail von gestern Abend erzählen oder es erst einmal für mich behalten?, dachte ich mir. Nein, das konnte ich nicht. Vielleicht wollte Oikawa das ja auch nicht, machte ich mir weiterhin Gedanken. Besser gesagt, was hätte ich ihm auch schon erzählen können? Eigentlich war ja nichts passiert. Er hat mich nur nach Hause gebracht, mehr nicht. "Nun, wenn man nett zu anderen ist, sind sie, früher oder später, auch nett zu dir. Anders kann ich es mir nicht erklären.", erklärte ich und war zufrieden mit meiner Ausrede. "Na, wenn du das sagst.", sagte er in einem misstrauischen Ton und schien mir nicht zu glauben. Er dachte bestimmt schon seit Tag eins, das irgendetwas zwischen uns lief. Er hat auch schon so merkwürdig reagiert, als ich mit Oikawa während der Pause auf dem Dach war. Es könnte auch möglich sein, dass Kunimi etwas sah, das wir beide nicht sehen konnten. Er hatte mich doch bestimmt schon lange durchschaut und war in Wahrheit ein wahrer Frauenversteher. Ich sollte mich ihm mal anvertrauen, weil lange konnte ich das nicht mehr in mich hineinfressen.

Ich brauchte einfach auch eine beste Freundin hier in Japan, weil meine tolle Freundin noch immer nicht auf meine SMS geantwortet hat. Die hatte doch bestimmt schon lange Ersatz für mich in Deutschland gefunden, dachte ich mir und schüttelte unbewusst meinen Kopf. Ich kenne ihn doch noch nicht einmal eine Woche, da kann ich ihm mich noch nicht offenbaren aber ich behielt mir die Möglichkeit im Hinterkopf.

Ich versuchte die unangenehme Stille zwischen uns zu brechen und sagte ihm Bescheid, dass ich nochmal schnell in mein Zimmer müsste um einmal meine Tasche zu holen. Oben angekommen überprüfte ich erneut mein Outfit in meinem Spiegel und achtete darauf, hübsch auszusehen - natürlich ohne Hintergedanken. Ich war zufrieden mit mir, lächelte zufrieden und schnappte meine Tasche, um Kunimi nicht länger unbeaufsichtigt in der Küche zu lassen. Er durchwühlte bestimmt schon meine Schränke und suchte nach Geheimnissen aus meiner Vergangenheit. 

Kiss but don't tell | Oikawa x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt