Ich bin doch nichts besonderes

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"Wo bleibst du denn nur so lange? Beeil dich nächstes Mal gefälligst!", machte mich der Coach ein weiteres Mal blöd von der Seite an und ich wusste jetzt schon, dass ich es nicht mehr lange aushalten könnte.

Ich würde ihm so gerne meine Meinung sagen, aber ich fürchtete mich davor, von der Schule zu fliegen oder mir unnötigen Ärger einzuhandeln.

Der zweite, und bestimmt finale Satz, hatte begonnen und ich setzte mich ohne Murren neben den Trainer und versuchte ihn endgültig zu ignorieren. An der Spielweise beider Teams hatte sich nicht viel geändert, weswegen die Punktevergabe auch mehr als einleuchtend war.

Es stand schon nach wenigen Minuten zehn zu vier, was mir im Herzen wehtat, weil ich viel Empathie für die Karasuno empfand. Iwaizumi schmetterte die Bälle auch mit aller Kraft auf die andere Seite des Netzes und gab den anderen nicht eine Chance, ihn zu blocken oder den Ball weiter in der Luft zu halten. Auch Oikawa spielte fehlerfrei und ich war sehr stolz auf ihn und sein Können.

Ich bemerkte, dass er vor manchen Aufschlägen immer mal wieder in meine Richtung sah und das machte mich verrückt. Meine Gefühle fuhren Achterbahn und das überforderte mich. Mal war ich traurig, dann wütend und dann warf er mir diesen Blick zu, der mir sagte, dass doch alles wieder gut werden würde und das schenkte mir Hoffnung.

Total in meinen Gedanken vertieft merkte ich gar nicht, dass das Spiel zu Ende war und die Aoba Johsai haushoch gewonnen hatte. Ich wollte meinem Freund um den Hals fallen und ihn beglückwünschen, aber es ist nur auf ein freundliches Lächeln herausgelaufen.

Ich sprang von der Bank auf, der Coach blieb desinteressiert sitzen und ich klatsche alle Teammitglieder ab. "Glückwunsch! Das habt ihr super gemacht!", sagte ich freudestrahlend und die meisten nickten mir nur erschöpft zu, weswegen ich ihnen auf die Schulter klopfte, die ich dank meiner Größe kaum erreichte - aber der Wille zählte doch am meisten, oder etwa nicht?

Der Trainer motivierte sich dann auch mal dazu aufzustehen und jedem die Hand zu schütteln. Wie hat er es eigentlich geschafft so lange als Coach an dieser Schule beschäftigt zu sein? Ich hatte so viele Fragen aber die kümmerten mich jetzt nicht. Ich hielt die Handtücher in die Menge und nach nur ein paar Sekunden waren meine Hände auch schon wieder frei.

Ich blickte zu Kiyoko, die versuchte ihr Team aufzuheitern. War es richtig mal kurz rüber zu gehen und mit ihr zu reden? Mag sie mich überhaupt noch? Ich hatte in den letzten Tagen nicht mehr viel von ihr gehört und deshalb war ich mir unsicher, ob wir überhaupt noch befreundet waren.

Während ich mir solche Sorgen machte, merkte ich, dass das Team der Karasuno gerade an mir vorbei ging und sich aus dem Weg der Halle machten. Was mich wunderte war, dass Hinata und Kageyama mir keines Blickes würdigten. "Hey, ist alles okay?", fragte ich Kiyoko besorgt, die ich aufhielt, indem ich sie sanft am Ärmel packte. "Ja, wir müssen jetzt los. Wir sehen uns später!", sagte sie stumpf und ging dann wortlos aus der Halle.

"Ich dachte, dass ihr euch so gut verstanden habt.", sagte Oikawa, der plötzlich neben mir auftauchte. "Das dachte ich ja auch.", murmelte ich und starrte weiter auf die Hallentür, die sich gerade schloss. "Die sind bestimmt nur geknickt, weil sie verloren haben. Sie hätten eben mehr trainieren sollen.", sagte er in seiner überheblichen Art, worüber ich aber hinwegsah, weil ich schon wusste, dass sich Oikawa in diesem Fall kein Kommentar verkneifen konnte. Ich verdrehte nur meine Augen und packte meine Sachen zusammen.

"Okay, gut gemacht, Leute! Ich wusste, dass aus euch noch was werden kann.", lobte der Trainer und ich war mir nicht sicher, ob das jetzt ein Kompliment war oder nicht. "Als Belohnung habt ihr jetzt den restlichen Tag frei und könnt euch die Stadt ansehen.", sagte er mit einem falschen Grinsen auf den Lippen.

Kiss but don't tell | Oikawa x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt