37 |Epilog

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Rowan

Das Geschrei meiner Verlobten schallte durch das Krankenhaus. Unangenehm verzog ich mein Gesicht und ließ meine Hand in ihre nieder. »Sieh mich nicht so blöd an.« zischte sie leise. Deutlich unter Schmerzen. »Nein Rowan.« sie entzog sich meiner Hand. »Du hast echt gut reden mit deinen flachen, durchtrainierten Bauch.« ihre Nägel bohrten sich in meine Haut.

Aber das machte nicht, so lange sie ihre Schmerzen raus schreien und schimpfen konnte. Die Ärztin lachte leise und warf mir einen kurzen Blick zu. Ein Schmunzeln nahm meine Lippen ein. Das würde wohl auf ewig in meinen Erinnerungen bleiben. »Rowan ich will dir echt nicht weh tun.« fluchte sie leise und versuchte das pressen zu unterdrücken. Sie durfte erst pressen wenn die Ärztin ihr Bescheid gab. »Es tut mir leid Babe.« ihre Nägel bohrten sich in meine Haut, doch ich strich nur beruhigend über ihre Stirn. »Alles gut, meine Schönheit.« grinsend fuhr ich über ihre Wange und schaute herab zu der Ärztin. Wir warteten beide auf ihr Kommando. auf die Zustimmung.

»Okay Evette jetzt pressen sie.« ein lauter Schrei durchschalte das Zimmer. »Rowan raus.« schrie Evette mir zu, doch ich bewegte mich nicht. »Rowan jetzt geh schon zu Liana, verdammt! Sie sitzt dort ganz alleine.« das 'e' zog sich lang und kleine Tränen ragten über ihre Wange.

Verdammt! Ich wollte dabei sein, aber auf ihre Mutter war einfach kein verlass. »Ich bin gleich wieder-« Evette unterbrach mich ruckartig. »Jetzt geh schon.« jeder in diesem Krankenhaus hatte ihre Schreie sicherlich gehört, aber das war egal.

Ich hasste es, wenn sie Schmerzen hatte und ich dagegen nichts tun konnte. Nur deshalb verließ ich überhaupt das Zimmer. Sie würde sich besser fühlen, wenn sie wusste, dass jemand bei Liana war. »Kleine?« Liana saß auf einen der Höcker und sah sich Hilfesuchende um. »Rowan.« sie atmete erleichtert aus und schenkte mir ein kleines Lächeln. »Ich dachte schon es kommt niemand mehr zu mir zurück.« ich ließ mich neben die Kleine nieder und legte meinen Arm um sie.

»Evette macht sich Sorgen.« grinsend fuhr ich ihr Gesicht mit meinen Augen ab. »Das macht sie doch immer.« der kleine Körper zuckte zusammen als weiteres Geschrei die Flure einnahm. »Ich will niemals Kinder kriegen.« ihre Handflächen pressten sich auf ihre Ohren und ihre Augen pressten sich aufeinander.

»Das hört sich so schmerzhaft an.« murmelte sie leise. Ihre Beine zog sie dabei verzweifelt an ihren Körper. Evette hatte recht, es war gut zu Liana zu gehen. Sie war komplett verängstigt. Aber den einzigen Menschen schmerzhaft schreien zuhören, der einen am meisten bedeutet, das war schrecklich. Ich konnte ihre Situation und ihre Gefühle also wirklich gut nach vollziehen.

»Oh Gott.« der Laute schrei meiner Verlobten schallte zu mir durch und ließ mein Gesicht verziehen. Das ich ihr auch garnicht helfen konnte. Verflucht. »Du hast es gleich geschafft.« schrie die Ärztin freudig. Ich setzte mich aufrecht und spitzte meine Ohren. Minute um Minute verging, das Geschrei wurde lauter und leiser und die kleine Gestalt neben mir zuckte unaufhörlich zusammen.

Dann geschah es. Ein lautes Kinder Geschrei schallte durch das Zimmer, direkt auf mich zu. Ohne zu zögern sprang ich auf und raste zurück ins Zimmer. »Rowan.« Evette war ganz blass, ihre Lippen ganz weiß und ihre Augen sahen mir verschwommen entgegen.

Plötzlich piepte es. Ein lautes, verboten schreckliches Piepen, das jeden Knochen und jedes Organ wie ein scharfes Messer durchdrang. Jeder wusste, was ein lautes Piepen im Krankenhaus bedeutete.

Tod.

Mein Blick ging schlagartig zu Evette und mein Herz stoppte Sekunden. Es zerbrach. Ich hörte es ganz genau. »Evette.« schrie ich. Meine Stimme war voller Verzweiflung. Voller Angst. Das Piepen wurde immer lauter. Nahm meinen ganzen Körper ein. Es übertönte das Geschrei meines Kindes. Unseres Kindes. Ärzte kamen hinein gestürmt. Schreie. Überall wurde geschrieen, aber das einzige das ich wahrnahm war das Piepen.

Meine Frau. »Evette.« meine Hände umfassten ihren Kopf und meine Augen untersuchten verschwommen ihr Gesicht. Ein Arzt wollte mich weg reißen, doch ich war wie versteinert. »Sir sie müssen zur Seite treten.« und ich trat schmerzvoll zischend einen Schritt zurück.

Die Luft wurde mir genommen und meine Augen nahmen nur noch Evette wahr, die so leblos ausschaute. »Verlass mich nicht.« hauchte ich kaum hörbar. Es waren Worte des puren Schmerzes.

Und das Piepen ging immer weiter.

Unstillbares Verlangen Where stories live. Discover now