01 |Engelchen

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Evette

Lächelnd saß ich Liana gegenüber. Wir saßen gemeinsam an dem runden Holztisch, der in meiner eigenen Küche stand. Leicht lächelnd reichte ihr die Milch für die Cornflakes, die in einer blauen Schüssel versunken waren.

Ihre Haselnuss braunen Augen schauten zu mir auf und glitzerten mir entgegen. Seit sie von Mama weg war und nun bei mir lebte ging es ihr besser. Ich war öfters für sie da und hatte an den Wochenenden, an denen ich leider auch arbeiten musste extra Melina, eine Babysitterin eingesetzt. Und obwohl alles perfekt zu sein schien, drängte mein Kopf mich immer wieder und wieder zu Rowan.

Was tat er? Und mit wem war er? Hatte er eine neue Freundin oder nur One Night Stands? Und selbst der Gedanke, dass er mit anderen Frauen im Bett war und ihnen das schenkte das er mir damals geschenkt hatte, machte mich so verdammt wütend. Dabei hatte ich ihn verlassen. Zudem schlief ich ja selbst mit anderen Männern, die aber niemals an Rowan ran kamen. Nicht einmal körperlich. »ich bin weg.« Jackson, ein weiterer One Night stand wank mir zu und zog sich das T-Shirt über seinen muskulösen Oberkörper.

Sein Körper war gut gebaut, aber Rowan hatte definiertere Muskeln und Gott, seine rabenschwarzen Haare in die ich immer griff, wenn er mich in den Himmel beförderte, waren einfach einzigartig. »Bis dann.« murmelte ich noch immer in meinen Gedanken gefangen. Ich hatte heute Abend einen Elternabend in Lianas Schule und da sie bald in die zweite Klasse kam, musste ich einige Dinge mit ihren Lehrern klären. »Bist du fertig, Engelchen?« ich zog meine Augenbrauen zusammen als Liana mit ihren Essen stoppte und ihren Kopf auf ihre Hand ablehnte. »Ja.« flüsterte sie und erhob sich.

»Moment mal.« ich zeigte auf ihren Stuhl und zog meine Augenbrauen in die Höhe. Wo war ihre fröhliche Art? »Was ist los?« fragte ich sie als sie sich wieder setzte und frustriert ausatmete. »Die Lehrer werden sich beschweren.« flüsterte sie und starrte auf den Tisch. »Wieso das?« Ich legte meinen Kopf schief und schenkte ihr ein warmes Lächeln. Ich wollte, dass sie immer zu mir kam wenn was war und das sie wusste, dass ich sie nicht verurteilte. »Weil ich ein anderes Mädchen angeschrieen habe.« sie biss ihre Zähne zusammen. »Wieso hast du das denn getan?« es war kein Vorwurf, sondern ganz einfach eine Frage. Sie war erst in der ersten Klasse und da war es nicht schlimm einen Zickenkrieg zuführen. Zudem war Liana kein gewalttätiger Mensch. Es musste schon einen Grund haben, wenn so etwas geschah.

»Sie hatten so ein Bild mit.« kleine, heiße Tränen ragten über ihre Wange und ein Schlurzen entkam ihren Lippen. »Hey, Engelchen.« ich rückte zu dem kleinen Mädchen und nahm meine kleine Schwester in meine Arme. »So eins wo du mit diesem Mann drauf bist.« sie schnappte nach Luft, ebenso wie ich. »das ist doch schon ganz lange her.« murmelte ich und wusste genau welches Bild sie meinte. Eines das geschossen wurde als ich das erste mal auf einer seiner Veranstaltung war. Eine abscheuliche Veranstaltung, die ich versuchte zu vergessen, doch das konnte ich nicht, weil noch immer Menschen verschwanden. Seinetwegen. »Sie sagen, dass dieser Mann gefährlich ist-« sie stoppte.

»Mach dir keine Sorgen, Engelchen. Das war sehr mutig von dir und ich bin sehr stolz auf dich.« ich legte meine Lippen auf ihre Stirn und wischte die Tränen von ihrer Wange. »Und jetzt ab in die Schule.« ich erhob mich und nahm nebenbei die Schüssel vom Tisch. Das dieses Bild selbst nach einem Jahr noch im Umlauf war, machte mir sorgen, denn Rowan war kein Mann, der sich je mit einer anderen Frau sehen lassen hatte. Und ich wollte nicht noch einmal in die Gefahrenzone geraten. Selbst wenn ich wusste, dass Rowan mich immer versuchte zu beschützen.

Aber das konnte er nunmal nicht, wenn alles um mich herum so voller Gefahren war. »Wird der Mann wieder kommen?« Liana tippte auf meiner Schulter herum. Ich zuckte zusammen und stellte die Schüssel auf die Spüle. Ich drehte mich um und hockte mich zu der kleinen Brünette. »Nein, er wird nicht wieder kommen.« ich legte meine Hände auf ihre Hüfte und zog sie leicht zu mir. »Aber er liebt dich« bis jetzt hatten wir noch garnicht über das geredet was damals geschehen war und es war sogar jetzt, nach einem Jahr verdammt schwer darüber zu reden. »Er wird dich mir doch nicht wieder weg nehmen oder?« die Stimme meiner kleinen Schwester war zittrig. Voller Angst.

»Ich liebe ihn auch, Engelchen.« ich strich über ihre Wange und musterte das hübsche, süße Gesicht mit den zauberhaften Grübchen, die immer zum Vorschein kamen, wenn sie lachte. »Aber dich liebe ich mehr.« ihre kleinen Arme legten sich um meinen Nacken und zogen mich an ihren kleinen Körper. Ein paar stille Minuten standen wir so da, in der Küche, bevor sie sich löste. »Gehen wir?« sie lächelte leicht und sah mich erwartungsvoll an. »Ja, klar.« mit einem Lächeln stellte ich mich auf und ging zur Haustür, an der ich mir mein Handy und meine Tasche schnappte. »Ab ab.« lachend schloss ich die Tür hinter mir und trappte die Treppe zusammen mit meiner Schwester, herab.

Ich ging zu dem kleinen Wagen und öffnete die Beifahrerseite, um mein Engelchen herein zu lassen. Ich umrundete das Auto und setzte mich, nur um den Motor zu starten und keine Sekunde zu warten. Wir waren sowieso schon zu spät. Mein Blick huschte auf die Uhr, des kleinen Radios. Zehn vor acht. Das würde knapp werden. Nach fünf Minuten, in denen ich über die Straße gerast war, hielt ich vor der Schule meiner Schwester. »Dir einen schönen Tag Engelchen und mach dir keine Sorgen um den Elternabend.« mit einen Kuss auf ihre Stirn, sprang Liana aus dem Auto und hetzte zu dem Gebäude. »Melina wird dich abholen.« schrie ich ihr noch nach und hoffte, dass sie es gehört hatte. Ich fuhr weiter, um rechtzeitig bei meiner Arbeit anzukommen.

Nachdem ich das mit Rowan beendet hatte, hatte ich einige Bewerbungen verschickt und arbeitete nun als Hausfrau in einer reichen, großzügigen Familie. Sie waren wohl die einzigen Reichen, die ich mochte. Ich mochte den Job zwar nicht sonderlich, da es nie mein Traum war Hausfrau zu sein, doch ich bekam genug Geld, um Miete, essen und ein Auto zu bezahlen, weshalb dieser Job beinahe perfekt war. Für mehr reichte mein Abschluss meist nicht.

+Jeden Freitag ein neues Kapitel!

Unstillbares Verlangen Where stories live. Discover now