34. KAPITEL

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-  ERZÄHLER SICHT  -

Während Iwaizumi bei Ryota war und ihr seelischen Beistand leistete, hockte Oikawa noch immer regungslos am Boden und zerbrach sich den Kopf darüber, was er gerade angerichtet hatte. Nicht nur, dass er von seinen Freund noch nie zu vor so angeschrien wurde und ihn so wütend gesehen hatte, bereute er auch seine dämliche Aussage und würde diese am liebsten ungeschehen machen. Erst jetzt wurde ihm bewusst, was er Ryota antat mit seinen unüberlegten Worten. Die Hände vom Volleyballkapitän der Aobajohsai waren ineinander verkreuzt auf seinen Lockenkopf gelegt und erschaut reumütig auf dem Boden. Die anderen Jungs standen überfordert um den Schönling herum und versuchten die vorherige Situation zu verdauen. Einige schauten  verurteilend auf dem Setter hinab und waren fassungslos, dass sie gute Stimmung, die zuvor herrschte, im Keller war. Kuroo starrte ebenfalls sprachlos auf Oikawa und schüttelte bloß den Kopf. Die eisige Stille wurde durch eine Zwischenbemerkung von Bokuto gebrochen: "Ich hätte nicht gedacht, dass Iwaizumi so ausrasten kann. Selbst mir lief der Schweiß kalt den Rücken hinunter. Ich dachte wirklich, dass er Oikawa eine verpassen würde.". Mit einem ganz körperlichen Rütteln als hätte ihm ein Geist gerade durchquert unterstützte er seine Aussage damit und schaute in die Runde. Kuroo sah es als Möglichkeit und übernahm wieder Führung und schickte alle anderen wieder zurück zum See um die Situation etwas aufzulockern. Nun standen nur noch Kuroo und Oikawa unter dem Baum und schwiegen sich gegenseitig an. Der Nekoma-Kapitän konnte das Selbstbemitleiden des Setters nicht mehr mit ansehen und sprach ihn in einem belehrenden Ton an: "Ich hoffe, du bereust, was du zu Ryota gesagt hast. Man kann nicht immer davon ausgehen, dass man allein mit seinem Aussehen von jeder unbedachten Aussage davonkommt.". Zunächst kam keine weitere Erwiderung von Oikawa. Er hockte nur weiter da und bereute seine Worte zu tiefst. "Jetzt hör auf wie ein Häufchen Elend dazu hocken und steh endlich wieder auf, Oikawa! Die Einzige, der es jetzt schlecht gehen darf, ist eure Managerin. Wenn es dir wirklich leid tut, dann geh ihr nach und versuch es wieder gerade zu biegen. Allein im Sinne euer Freundschaft und eurer Kameradschaft im Team!", redete Kuroo weiter und zog dem Setter am Arm hoch. Oikawa ließ es über sich ergehen und stand nun wieder auf beiden Beinen. Er schaute Kuroo ausdruckslos in die Augen und nickte verstummt. Der Setter klopfte sich den restlichen Dreck vom Körper, überlegte nicht lange und lief seinen Teamkameraden hinterher.  Auch wenn er nicht wusste, wo er anfangen sollte zu suchen, fand auch er nach einer Weile seinen besten Freund mit Ryota in den Armen unter dem Baum sitzen. Von Gewissenbissen geplagt steuerte er auf die beiden zu und wollte ungern die Zweisamkeit der beiden stören. Dem sonst selbstverliebten Setter fiel es dieses Mal schwer dem Mund aufzumachen und sich zu trauen jemanden anzusprechen. Jedoch überwand er sich und sprang über seinen eigenen Schatten: "Ryota? Ich weiß, dass du mich eventuell jetzt nicht sehen möchtest, aber ich möchte mich bei dir wegen meinen Worten  entschuldigen.". Die Angesprochene hob ihren Kopf an, sowie Iwaizumi. Iwaizumi's Augen weiteten sich und er übernahm für seine Freundin das Wort bevor sie es konnte: "Habe ich es dir nicht gesagt, dass du uns aktuell gestohlen bleiben kannst, Oikawa?". Oikawa sagte nichts, stand bloß stillschweigen und kleinlaut da. Die Wut des Vizekapitäns auf seinen besten Freund war noch nicht verblasst und kam wieder in ihm hoch. Er sah ihn bloß hasserfüllt an und wollte gerade aufstehen um Oikawa wegzuscheuen als Ryota ihn mit ihrem Arm vor seinem Oberkörper aufhielt. Iwaizumi schaute zu seiner Freundin fragend herüber als sie ihre Worte wiederfand: "Hajime, lass es bitte gut sein. Ich möchte mit Oikawa reden, aber alleine. Gehe bitte wieder zu den anderen, wir kommen gleich nach, ok?". Iwaizumi passte ihre Bitte nicht und wollte zu Widerworten ansetzen. Jedoch kam er nicht zum widersprechen als die Siebzehnjährige ihn flehend ansah. Ein widerwilliges "Meinetwegen." kam vom Ass der Aobajohsai und er stand gemeinsam mit Ryota auf. Er gab seiner Freundin noch einen flüchtigen Kuss auf dem Mund und setzte zum Gehen an. Beim Vorbeigehen schenkte er Oikawa noch einen warnenden Blick und ließ die beiden alleine. Der Kapitän atmete kräftig aus und sah zu der Aobajohsai-Managerin schuldbewusst herüber. Die Musikerin klopfte sich den restlichen Dreck von ihrer Kleidung, ließ kein Raum mehr für die aufkommende Stille: "Wollen wir eine Runde um den See laufen?". Der größere Sportler nickte und folgte ihr mit Abstand. Sie legten gemeinsam ein Stück Weg zurück ohne ein weiteres Wort zu einander zu sagen. Nach einer kurzen Zeit nahm der Ältere den Gesprächsball wieder auf und entschuldigte sich nochmal für seine vorherige Aussage. Die jüngere Zweitklässlerin nickte verstehend und ließ vorerst im Ungewissen baden bevor sie zum Antworten ansetzte: "Ich weiß echt nicht wieso dir verzeihen sollte, Oikawa. Am Anfang konnte ich dich gar nicht leiden, allein weil du es zu sehr genießt von Weibern angehimmelt zu werden. Dich daran ergötzt dich auf deinen Status als Volleyballkapitän und Schönling auszuruhen. Für mich macht Arroganz noch lange nicht einen Menschen attraktiv, sympathisch vor allem nicht. Aber nach einer Zeit lernte ich dich besser kennen, konnte deine Verhaltensweisen 'studieren' und sah wie bemüht du warst dich um deine Teamkameraden zu kümmern. Selbst mir schenktest du ein offenes Ohr und hast mir zugehört, das hat mir viel bedeutet. Ich lernte es sogar lieben eure Managerin zu sein und schloss die anderen irgendwo ins Herz. Ich würde dir gerne verzeihen, aber weiß nicht ob ich es soll. Weißt du noch, was du mal zu mir gesagt hattest? 'Vertrauen ist wie ein Schwert. Es kann einen verteidigen, aber es kann einen auch zerstören, wenn es in die falschen Hände gelangt.', das waren deine Worte.". Ryota blieb stehend und drehte zu Oikawa um ihn in die Augen zu schauen. Sie konnte klare Schuldgefühle des Setters in seinen Augen sehen, aber das Vertrauen war nun mal jetzt angeknackst. Oikawa wusste nicht was er sagen sollte und kratzte sich unsicher mit einer Hand am Hinterkopf. Er schaute nachdenklich über seine nächsten Worte zum See hinüber. Nach einer kurzen Stille erwiderte darauf: "Ja, ich kann mich noch an meine Worte erinnern. Ich kann nicht mehr machen als dich um Verzeihung zu bitten und zu hoffen, dass du mir glaubst, dass es mir wirklich leid tut. Ich weiß selber, dass ich nicht der bescheidenste Typ bin und es liebe von anderen bewundert zu werden. Umso mehr bin ich auf mich selber wütend, dass ich so bescheuert war und nicht vorher darüber nachgedacht habe, was ich sagte. Ich werde wahrscheinlich nicht ohne Grund ständig von euch 'Trashykawa' genannt.". Daraufhin musste die Managerin kurz lachen und schaute ihn verstehend an. Oikawa erwiderte das Lächeln zaghaft und schaute ihr nochmal entschlossen in ihre Augen: "Du bist nicht wie die anderen Mädchen an unserer Schule. Siehst bei deinen Mitmenschen nicht nur das äußere Erscheinungsbild, sondern siehst auch hinter der Fassade. Ich bin wirklich froh dich kennengelernt zu haben und dass du unsere Managerin bist. Keine andere wäre dafür besser geeignet als du. Vor allem machst du Iwaizumi ziemlich glücklich mit deinem Wesen. Daher bitte dich nochmals um Verzeihung!". Oikawa verbeugte sich demütigt vor Ryota und wartete auf eine Reaktion ihrerseits. Die Oberschülerin war zunächst verblüfft über die Verbeugung des Setters, da sie damit am wenigstens rechnete. "Ich verzeihe dir, Monkeykawa. Auch wenn es mir ziemlich schwer fallen wird dir wieder zu vertrauen.", verzieh die Oberschülerin den Ausrutscher ihres Kapitäns und bat ihn wieder sich gerade hinzustellen. Oikawa war sichtlich erleichtert darüber und umarmte Ryota stürmisch. Perplex über die plötzliche Umarmung von Oikawa klopfte Ryota ihm auf den Rücken: "Ist in Ordnung, aber bitte lasse mich wieder los.". Ohne zu zögern befolgte der Kapitän die Bitte der Managerin und lächelte sie mit einem ehrlichen Lächeln an. Gemeinsam entschieden sie sich die Runde um den See zu beenden und gingen daraufhin zu den anderen zurück.


-  RYOTA'S SICHT  -

Ein kleiner Teil in mir zweifelte noch an der Entschuldigung vom Setter, aber durch die aufmunternden Worte von Iwaizumi und der aufrichtigen Entschuldigung von Oikawa, wollte ich der Sache eine Chance geben und Gras über die Sache wachsen lassen. Außerdem wollte ich nur noch die restlichen Stunden, bevor die Sonne untergeht, mit den anderen am See verbringen und einfach nur noch im Wasser ein paar Runden schwimmen. Nach einer halben Stunde kamen wir bei den anderen an. Iwaizumi schien bereits ungeduldig auf uns zu warten und ging auf der Wiese unruhig auf und ab. Ich stieß ein 'Hajime' aus und der Angesprochene drehte sich ruckartig in unsere Richtung. Oikawa lief schutzsuchend vor Iwaizumi hinter mir, da er nach wie vor die Befürchtung hatte, dass sein bester Freund ihn nicht verzeihen wird oder in den schlimmsten Fällen ihn noch windelweich prügeln will. Iwaizumi schaut an mir vorbei und schaute drohenden zu Oikawa. Oikawa japste ängstlich auf und versteckte sich hinter mir als wir zum Stehen kamen. Ich beschwichtigte sofort die Situation und erklärte ihn, dass wir die Sachen bereinigen konnten. Trotz seiner Skepsis beließ es mein Freund dabei. Ich ging an ihm vorbei und hoffte nur, dass die Freundschaft der beiden wegen dem Vorfall zwischen mir und Oikawa keinen langfristigen Schaden nehmen wird. Ich stellte meinen Rucksack wieder bei den anderen Sachen ab als ich mich anfing zu strecken. Mit dem Rücken zu den beiden Jungs gekehrt, sprach mich der Vizekapitän von hinten an: "Da die Sache anscheinend geklärt ist, nehme ich stark an, dass du mit zu uns ins Wasser kommen willst?". Ich drehte mich zu ihm um und nickte bejahend. Ein fragender Blick zierte sein markantes Gesicht: "Und wie willst du schwimmen gehen, du Doofnuss? Ich dachte du hast bei dir keine Badesachen mehr gefunden?". Die Frage von Iwaizumi war berechtigt, ich zuckte jedoch bloß mit den Schultern und antwortete ihm: "Ja, das habe ich. Aber das muss noch nicht heißen, dass ich nicht mit euch Schwimmen gehen kann.".  Jetzt schauten mich beide Volleyballspieler verdutzt an. Um das Rätsel aufzulösen, zog ich mir einfach meine lockere Jogginghose aus und entledigte mich meiner Übergangsjacke sowie T-Shirt. Nun stand ich nur noch im Sport-BH und einer einfach dunkelroten kurzen Sporthose vor ihnen. Regelrecht erschlagen von meiner spontanen Striptease-Einlage standen die beiden mit hochroten Gesicht vor mir. Iwaizumi verdeckte die Augen von seinem besten Freund damit er nicht zu tiefe Einblick gewinnen konnte und schaute mich verschreckt an. Ich lief an die beiden Jungs vorbei und ließ sie mit einem einfachen Kommentar von mir stehen: "Da braucht ihr nicht so entgeistert schauen. Man kann auch mit einem Sport-BH und einer kurzen Hose Baden gehen.". Ich zwinkerte meinem Freund vielsagend zu und lief einfach ungeniert zum Seeufer, wo bereits die anderen auf uns warteten. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 05, 2021 ⏰

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