여덟 [8]

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Yoongi

Mein Kopf dröhnte. Er pochte und schmerzte schlimmer wie bei einem Kater und das Licht trug nicht gerade zu Linderung bei. Ich hatte meine Augen geschlossen, traute mich nicht sie zu öffnen, obwohl das Licht nicht mal grell war. Es war ein gelbes, dunkles Licht mit einer beunruhigenden und unheimlichen Stimmung, das mir irgendwie bekannt vorkam. Letztendlich traute ich mich doch meine Augen zu öffnen und sah auf meinen Schoß. Ich saß auf einem Stuhl, aus dem Augenwinkel sah ich einen massiven Schreibtisch aus Holz vor mir stehen. Immer noch etwas benommen sah ich nach oben und wusste warum mir das Licht und diese unbehagliche Atmosphäre so bekannt vor kam. 

Wie vor einigen Stunden schon, saß ich im Büro von Choe Yong. Der einzige Unterschied war, dass ich nicht gefesselt vor ihm auf dem Boden kniete, sondern gefesselt vor ihm auf einem Stuhl saß. Ansonsten war alles so wie vor ein paar Stunden, selbst der gleiche Typ stand hinter mir wie ich feststellen konnte. Das erste mal als ich hier war, dachte ich mir schon dass ich nie wieder hierher wollte und doch saß ich zum zweiten mal innerhalb weniger Stunden hier. Und irgendwie bekam ich das Gefühl nicht los, dass ich nicht das letzte mal hier sein würde. 

Mir wurde nicht gesagt warum ich hier war, weshalb ich dementsprechend verwirrt durch den Raum sah. Vor Choe hatte ich immer noch zu viel Angst, aus diesem Grund traute ich mich nicht ihn an zu sehen. Trotz dessen schien der Mafiaboss zu merken dass mir der Grund meiner Aufenthaltes hier nicht bekannt war, denn er räusperte sich laut. Ängstlich sah ich den Mann vor mir an und ich sah in seinen Augen dass er es genoss dass ich solch eine Angst vor ihm hatte. “Min Yoongi war dein Name, richtig?” Zaghaft nickte ich. “Du wurdest ziemlich verprügelt, geht es dir gut?”, fragte er, worauf er verwirrte Blicke von mir erntete. Machte der Typ sich ernsthaft Sorgen? “Rhetorische Frage, keinem geht es gut wenn er von meinem Neffen verprügelt wurde.”

Es dauerte einen Moment bis ich realisierte was er damit meinte. Der Black Reaper war also der Neffe von Choe Yong? “Du hast versucht zu fliehen, die Konsequenzen sind der Tod.”, sagte er und sah mich ernst an. Kurz sah ich ihn geschockt an, doch dann stellte ich mir eine Frage. “Warum sitze ich dann noch hier und liege nicht in einem Grab im Wald?”, wagte ich zu fragen und der alte Mann im Schreibtischstuhl begann zu lachen. “Ersten vergraben wir keine Leichen im Wald, die in diesem Gebäude erledigt werden. Zweitens, hast du bei deinem kleinen Fluchtversuch fünf meiner Männer im Alleingang k.o. geschlagen.” Mit einem siegessicheren Grinsen sah er mich an. Was sollte das hier werden? “Du hast Talent, Kleiner. Ich biete die einen Job an, hier bei mir in meiner Mafia.”

Ich war überrascht und geschockt zugleich. Auch mein Muskelprotz schien überrascht, eher negativ als positiv. “Ich habe höchsten Respekt und Angst vor Ihnen, aber wenn Sie glauben dass ich in ihrer Mafia arbeite, dann sind sie verrückt.”, sagte ich mit zitternder Stimme. Doch im Gegensatz zu meiner erwarteten Reaktion, wuchs Choes Grinsen. “Tja, ich glaube du wirst das Angebot doch annehmen.”
“Warum sollte ich?”, fragte ich und sah den Mafiaboss verwirrt an. “Entweder du arbeitest hier oder zu wirst getötet, deine Entscheidung.” War es normal dass mich das überzeugte? 

Ein mieser Schachzug, doch was sollte ich machen? Ich wollte noch nicht sterben, deswegen nickte ich dann schwach. "In Ordnung, ich steige ein.", sagte ich, meinen Blick auf meinem Schoß liegend. Choe grinste siegessicher. "Dass ich deine uneingeschränkte Loyalität habe ist klar oder?" Wieder nickte ich. "Gut, Lee, du kümmerst dich um ihn."
"Was?!", kam es entsetzt von meiner Wache. "Kann das nicht jemand anderes machen? Wie wäre es mit Jin, der weiht die Neuen doch immer ein." Choe sah ihn skeptisch an, nickte dann aber. "Na schön, bring ihn zu JB und schicke Seokjin zu ihm, dann ist er ab jetzt für den Burschen verantwortlich."

Mit einem breiten Grinsen löste Lee die Fesseln und zog mich hoch. Schmerzerfüllt zischte ich auf und hätte eigentlich gerne eine kurze Pause gemacht, doch meine Wache zog mich einfach weiter aus dem Raum raus. "Hey ich hab einen neuen Auftrag für dich Jin.", sagte er grinsend in sein Funkgerät. Kurz darauf ertönte eine genervte Stimme aus diesem. "Nenn mich nicht Jin du perverse Kanalratte mit degenerierten Zellen. Du weißt ich kann dich nicht leiden, also nenn mich Seokjin."
"Jaja, du Diva. Beruhig dich und komm zu JB.", grummelte Lee, scheinbar nicht erfreut über die Worte des anderen. Ein kleines unscheinbares Grinsen schlich sich auf meine Lippen. Scheinbar war ich nicht der einzige der ihn nicht leiden konnte.

Der Grummel führte mich zu einer Tür, die er nach einem Klopfen öffnete und mich rein stieß. “Hey, geht’s nicht ‘n bisschen sanfter? Immerhin gehöre ich jetzt wohl oder übel zum Team.”, sagte ich und sah Lee finster an. “Schnauze.”
“Also wirklich Lee, so behandelt man keine Neulinge und vor allem nicht meine Patienten.”, kam es von einem Mann, der gerade aus einer Tür hinten im Raum kam. Er war größer als ich und schien auch älter zu sein, aber nicht viel. Seine braunen Haare hingen ihm in der Stirn und seine dunkelbraunen, fast schwarzen schmalen Augen strahlten eine angenehme Wärme aus. Dieser Mann war mir jetzt schon um einiges sympathischer als der grummelige Muskelprotz hinter mir, der auf die Aussage des Mannes vor uns nur grummelte.

“Ich bin Lim Jae Beom, du kannst mich gerne JB nennen, und ich bin der Arzt hier.”, stellte der Mann sich vor und lächelte mich an. Leicht und etwas zurückhaltend lächelte ich zurück. “Min Yoongi, keine Ahnung was ich hier machen werde.” Leicht schmunzelte ich, als JB zu lachen begann. “Ich würde vorschlagen, du lässt dich erstmal von mir behandeln, du siehst schlimm aus. Komm, setz dich.” Er deutete auf eine Liege mit weißem Laken, auf die ich mich setzte. “Du kannst gerne gehen Grummelchen, ich komme zurecht.”, sagte er, worauf Angesprochener sich mit einem bösen Grummeln zur Tür wandte.

Diese wurde gerade geöffnet und ein weiterer, mir unbekannter Mann trat ein, der Lee böse anstarrte und Lee die Blicke erwiderte. “Diva.”, grummelte Lee und fing an fies zu grinsen. “Hirnamputierter Gorilla.”, grinste der Unbekannte zurück, worauf Lee mit einem noch böseren Grummeln wie zuvor verschwand. Der Mann kam rein und sah mich mit einem warmen Lächeln an. Er war groß, hatte breite Schultern, ein wirklich hübsches Gesicht mit plumpen Lippen und schwarze Haare, die ihm leicht in die Stirn fielen. Seine Augen strahlten die gleiche Wärme aus wie die von dem Arzt, der seine Utensilien zusammensuchte.

Ein wenig mitleidig musterte mich der Mann und kam dann näher. “Du bist der Neue?” Ich nickte. “Mein Name ist Seokjin, ich werde hier auf dich aufpassen und dich einweihen.”, sagte er und hielt mir seine Hand hin. Lächelnd ergriff ich diese und schüttelte sie, ignorierte die Schmerzen so gut es ging. “Yoongi.”, sagte ich knapp. “Weißt du schon welchen Job du erledigen wirst Yoongi?”, fragte Seokjin, worauf ich den Kopf schüttelte.

JB stellte sich vor mich und unterbrach die Unterhaltung mit Jin. “Hast du auch an anderen Stellen Wunden?”, fragte der Arzt und ich nickte. “Ich musste den ein oder anderen Tritt mit meiner Seite und meinem Bauch abblocken.” Seokjin und JB lachten leicht und JB deutete an, dass ich meine Arme heben sollte. Vorsichtig zog mir der Ältere mein Shirt aus, darauf bedacht mir nicht weh zu tun. Zum Vorschein kamen tief dunkelblaue Flecken an meiner Seite und am Bauch. Schmerzerfüllt verzog ich mein Gesicht, was durch die Wunden in diesem nur noch schmerzvoller war. Der Arzt zischte auf als er das sah und Seokjin starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an.

“Von wem wurdest du fertig gemacht? Ich habe gehört du hast fünf von Choes Männern platt gemacht, an wem hat’s gescheitert?”, fragte Seokjin und verschränkte die Arme vor seiner Brust. “Also ich kenne nur einen, der solche Verletzungen verursacht.”, meinte JB und sah mich an. “Der Black Reaper hat mich fertig gemacht.”
“Das dachte ich mir.”, sagte der Arzt und Seokjin sah bedrückt auf den Boden. “Ach komm schon Bruderherz, du weißt du kannst nichts dafür.”, sagte JB an den anderen gewandt. Sie waren also Brüder? Seokjin schüttele den Kopf. “Ich hätte besser auf ihn aufpassen müssen.”

Verwirrt sah ich den Mann an, doch er schüttelte nur mit dem Kopf als er meinen Blick bemerkte. Während JB mich verarztete war es still im Raum, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Als er fertig war, gab er mir mein Shirt welches ich mir wieder überzog und schließlich aufstand. “Na dann schlag ich vor, dass ich dir mal alles hier zeige.”, sagte Seokjin und ging zur Tür, ich folgte ihm mit einem leichten Nicken.

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1466 Wörter

21052021

For Every ScarWhere stories live. Discover now