서른 [30]

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Yoongi

Eine ganze Weile lagen wir still in meinem Bett. Es wunderte mich, dass Jimin mit mir kuschelte und sogar blieb als ich ihn darum bat. Auch die fast schon sanfte Seite des eigentlich so kalten Killers überraschte mich. Mich störte es allerdings nicht. Eher im Gegenteil, mir gefiel es, dass er wieder Gefühle zeigte. Auch wenn nicht viele. 

Auch dass ihn etwas bedrückte, konnte er in diesem Moment nicht verstecken. “Jimin ich möchte dass du weißt, dass du mir vertrauen kannst.”, sagte ich leise. “Und nicht nur so wie den anderen. Vertraue mir deine Gefühle an, deine Gedanken. Ich werde dich nicht verurteilen und ich werde für dich da sein.” Jimin schwieg auf meine Worte. Seine Hand in meinen Haaren hatte aufgehört durch sie hindurch zu streichen und für einen kurzen Moment hielt er die Luft an. 

Als auch nach fünf Minuten nichts von ihm kam, begann ich mir ein wenig Sorgen zu machen. “Alles okay?”
“Ich war sieben.”, sagte er. Ich hob meinen Kopf an und sah fragend zu ihm. “Als ich das erste mal einen Mord mit ansehen musste.” Meine Augen weiteten sich ein Stück, ehe ich meinen Kopf wieder auf seiner Brust ablegte, so, dass ich ihn weiterhin ansehen konnte. Er seufzte, ehe er weiter erzählte. “Mein Onkel hat mich in diesen Raum gestellt und sagte ich solle genau hinsehen. Vor mir auf einem Stuhl gefesselt war ein Mann. Er sah mich geschockt an und ich weiß noch genau wie er schrie, dass sie mich rausbringen sollten. ‘Bringt das verdammte Kind hier weg’. Doch bevor auch nur irgendjemand etwas tun konnte, wurde ihm die Kehle aufgeschlitzt. Direkt vor meinen Augen.”

Sieben… Er war sieben. Noch ein Kind, dass eigentlich unschuldig spielen sollte. “An diesem Tag starb ein Teil von mir. Ein Teil meiner Kindlichen Seele, starb zusammen mit dem fremden Mann.” Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Deshalb sagte ich gar nichts. “Fünf Jahre später…”, fuhr Jimin fort. “Mit Zwölf habe ich dann das erste mal selber einen Menschen getötet. Wieder war es mein Onkel, der mich dazu zwang. Der Mann hatte um sein Leben gebettelt. Er hat mich angefleht, es nicht zu tun. Doch ich tat es trotzdem. Hätte ich es nicht, wäre es mein Kopf gewesen, der gerollt wäre."

Entsetzt weitete ich meine Augen. Er wäre gestorben, hätte er nicht gemordet? Wie herzlos, diabolisch, boshaft konnte ein Mensch sein? "Dieser Mord hatte mich innerlich sterben lassen. Mit dem letzten Atemzug des Mannes, starb auch ich.”, sagte Jimin, starrte dabei kalt an die Decke. "Es war damals wie bei dir. Die Schuldgefühle hatten mich fertig gemacht, nur hatte ich keinen der mich aufhielt. So wurde es zu einer Art Ritual."

Bedrückt sah ich an die Wand, ehe ich mich aufsetzte. Ich zog Jimin hoch und nahm ihn in den Arm, ehe ich mich mit ihm nach hinten auf die Matratze legte. "Es tut mir so leid Jimin.", sagte ich leise und drückte ihn fest an mich. Ein wenig verwundert war ich schon, dass er sich nicht wehrte oder angespannt in meinen Armen lag. "Ich kann es zwar nicht rückgängig oder wieder gut machen, aber ich kann jetzt hier sein. Bitte sprich mit mir, wenn etwas ist."

Er lag einen Moment lang still da. Dann nickte er. "In Ordnung." 
"Danke Jimin.", sagte ich leise. "Für was?", fragte er. "Dafür, dass du mir hilfst. Dass du da bist." Auf meine Worte schnaubte Jimin, was mich leicht grinsen ließ. "Wehe du verlierst hiervon ein Wort vor den anderen. Dann bist du schneller einen Kopf kürzer als du gucken kannst."
"Ich werde nichts sagen, versprochen.", sagte ich leise, kurz davor wieder einzuschlafen. Bevor ich einschlief, hörte ich Jimin noch etwas sagen.

"Danke Yoongi. Dafür dass du mir das gibst, was ich so lange brauchte."

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627 Wörter

04102021

For Every ScarWhere stories live. Discover now