Kapitel 7

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,,Woher kommst du denn auf einmal?'' fragte ich ihn verwirrt.
Er musterte mich, während er sich seine Knarre wieder hinten in seine  Hosentasche unter sein Shirt steckte. Ich stand vermutlich im Moment erstmal so unter Schock, dass ich mich überhaupt nicht fragte, warum und woher er eine Waffe hatte.

,,So bedankst du dich dafür, dass ich dir gerade dein Leben gerettet habe?'' entgegnete er mir.

,,Ich hatte alles im Griff''

,,Sicher'' sagte er und lehnte sich gegen die Mauer.

,,Also, warum warst du hier?'' fragte ich ihn erneut. Ich wollte wissen, ob er mir gefolgt war.

,,Ich war in der Nähe und habe mitbekommen, wie dieser Typ sich in diese Gasse verzogen hat. Dabei habe ich dich dann auch gesehen und wie du auch noch direkt zu ihm bzw. in ihn hinein gelaufen bist'' erzählte er.

,,Warum hast du mir geholfen?''
Er starrte mir in die Augen. Irgendetwas sagte mir, dass er die Antwort selbst nicht kannte.
Er kam auf mich zu und stand etwas abseits neben mir.

,,Das war das einzige und auch letzte mal'' flüsterte er mir zu und ging.

Ich wurde aus ihm echt nicht schlau. Um ehrlich zu sein hatte ich das Gefühl bei ihm rückwärts zu laufen. Erst sagte er, dass ich mich von ihm fern halten sollte aber dann taucht er aus dem nichts auf und rettete mich?

Und warum zur Hölle war er immer Abends hier in dieser Gegend? Ich wohnte nicht weit von hier, daher bekam ich mit der Angst, dass er mich eines Tages in das riesige Haus laufen sehen würde. Niemand auf dem College wusste, wer ich wirklich war.
Zu dem meine Familie im Moment auch bedroht wurde und wir nicht einmal wussten von wem bzw. ich nicht wusste, von wem. Ob es meine Eltern wussten, wusste ich nicht.

Zuhause angekommen lief ich in mein Zimmer, als ich an dem Spiegel an meiner Wand vorbei lief sah ich, wie mir etwas Blut im Gesicht an der Wange klebte. Ich holte mir ein Tuch und wischte es weg.
Ich lief wieder nach unten und fand meine Eltern im Wohnzimmer wieder.

,,Wir haben beschlossen, dass es womöglich besser wäre, wenn du wieder von Zuhause aus unterrichtet wirst'' hörte ich meinen Vater hinter mir sagen. Ich drehte mich ruckartig um und starrte ihn an.

,,Das könnt ihr nicht tun! Ihr könnt mir nicht die letzte Freiheit nehmen, die ich habe!  Außerdem ist es meine Entscheidung!'' rief ich zu ihm.

,,Clay, es geht hier um etwas ernstes. Dein und unser Leben hängt von diesen Drohungen ab.'' ertönte die Stimme meiner Mutter nun.

,,Ich werde nicht nach zwei Tagen dort wieder verschwinden, dass könnt ihr sowas von vergessen!'' rief ich erneut wütend und lief wieder in mein Zimmer.

Mag sein, dass es egoistisch oder dumm war aber das war mir sowas von egal. Ich hatte zu lange und zu hart dafür gekämpft, auf eine öffentliche Schule zu kommen und das würde ich mir wegen einem beschissenen Fehler meines Vaters nicht weg nehmen lassen!
So machte ich mich auch am nächsten Tag wieder auf den Weg zur Schule.

Während ich auf dem Weg zur Klasse war, schaute ich mich nach George um. Draußen oder an seinem üblichen Platz, an dem er immer rauchte, war er nicht zu sehen. Als ich die Klasse betrat, war er dort auch nicht zu sehen. Entweder würde er wieder zu spät kommen, oder gar nicht.
Nach dem etwas über eine halbe Stunde verging, war ich mir sicher, dass er heute nicht kommen würde.

Nach der Schule machte ich mich auf den Weg zu diesem Club. George sagte zwar, dass ich dort nie wieder auftauchen sollen würde aber ich wollte wissen, ob er dort war. Ich lief zur selben Türe, durch die ich das letzte mal lief, zum Glück war sie offen. Drinnen angekommen war es wie erwartet ziemlich voll. Ich erkannte einige Gesichter, die ich das letzte mal dort schon sah.
Ich schaute mich um, doch sah George nirgends.
Ich lief zur Bar und setzte mich dorthin. Vielleicht würde George zu mir kommen, wenn er mich sehen würde.

Eine ganze Weile saß ich dort, als sich plötzlich jemand neben mich stellte und anfing mit mir zu reden. Ich dachte zunächst, dass es George sein würde, doch anhand der Stimme erkannte ich relativ schnell, dass es jemand anderes war.

,,Du bist ein Freund von George, richtig?''

Ich schaute den Typen neben mir an, er war vielleicht 2-3 Jahre älter als ich, hatte schwarze Haare, blaue Augen und sportlich gebaut.

,,Ja'' antwortete ich instinktiv.

,,Du siehst überhaupt nicht aus, wie einer seiner Freunde'' 

,,Uhm...danke?'' Ich war echt überfordert. Zu dem ich nicht einmal wusste, wer dieser Typ war.

,,Du bist kein Freund von ihm, oder?'' nun schaute er mich an und durchbohrte mich förmlich mit seinem Blick. Es ließ mich ein wenig nervös werden.

,,Doch, bin ich'' entgegnete ich ihm.
Er nickte daraufhin, doch es sah nicht aus wie eins, mit dem er mir Recht geben würde.

,,Du solltest dich hier lieber nicht aufhalten, nicht alleine'' sagte er und ging.
Ich schaute ihm hinterher, wie er in der Menschenmenge verschwand.

,,Qué quieres beber?''
(Was willst du trinken?) fragte mich die Frau an der Bar, ich verstand jedoch kein Wort.

,,Ich spreche kein Spanisch, tut mir leid'' antwortete ich ihr. Sie wandte sich von mir ab.

Ich saß dort für eine weitere Weile, als mich zwei Typen vom Stuhl zogen und irgendwo hin zerrten. Alles geschah so schnell, dass ich mir überhaupt kein Bild von der Situation machen konnte. Im nächsten Moment befand ich mich draußen, vermutlich auf der anderen Seite des Gebäudes, bekam eine verpasst und wurde wie ein Spielzeug hin und her geschubst.

,,Wer bist du wirklich?'' hörte ich die Stimme des Typen von vorhin etwas weiter weg sagen.


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