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„Bitte bleib bei mir. Ich halte es nicht mehr ohne dich aus. Bleib bei mir."
*
Lilli

Es ist schon spät. Markus und ich waren noch lange bei Blossom und Maxi. Es hat sich fast so wie früher angefühlt, nur dass wir nicht komplett waren. Die anderen haben gefehlt. Aber ich fand es zu früh und zu schön, um es anzusprechen. Wir haben gelacht und erzählt. Soviel, wie ich es in den letzten Jahren nicht getan habe. Das Essen war gut, auch wenn es doch ein wenig angebrannt war.
Markus hat neben mir gesessen. Ich habe seinen Blick gespürt, auch wenn ich ihn nicht immer gesehen habe. Er hat darauf aufgepasst, dass es mir gut geht. Er hat mir immer wieder Wasser nachgeschenkt, mich immer wieder gefragt, wie es mir geht und war da. Er war süß und genauso, wie ich ihn kennengelernt hatte. Er war der Markus, den ich vermisst habe. Ehrlich, freundlich, witzig und liebenswert. So unfassbar liebenswert. Er hat mich daran erinnert, warum ich mich ihn ihn verliebt habe!
Irgendwann, als es bereits dunkel wurde, hat er wieder seine Hand auf meinen Schenkel gelegt. Er hat nicht gezuckt. Es war, als wäre es das normalste der Welt für ihn und ich war glücklich.

Ich schwelge noch in den Erinnerungen und lasse den Tag Revue passieren, als ich leises Gemurmel höre. Ich richte mich auf und höre genau hin. Als ich es wieder höre, stehe ich auf und überquere den Flur. Vor Markus Zimmer mache ich halt. Ich lehne meinen Kopf gehe die Tür. „Nein.", höre ich ihn lauter sagen. Immer wieder wiederholt er das Wort, immer lauter, immer panischer. Ich öffne die Tür einen Spalt. „Markus?", leise öffne ich die Tür. Markus liegt im Bett und wälzt sich hin und her, dabei wiederholt er immer wieder nein und meinen Namen. Ich gehe auf ihn zu und hocke mich neben das Bett. „Markus, wach auf.", sage ich, aber er wacht nicht auf. Durch das schwache Licht, das durch das Fenster hineinscheint, sehe ich seinen gequälten Gesichtsausdruck. Er ist völlig verschwitzt und wiederholt immer und immer wieder meinen Namen. Besorgt lege ich meine Hand auf seine Wange. Schlagartig öffnet er seine Augen und richtig sich erschrocken auf. Seine Atmung geht schnell, sein Brustkorb hebt und senkt sich angestrengt, während er sich über die Augen reibt. „Markus?", meine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern. Aber er hört mich. Er dreht sich zu mir und schaltet das kleine Lämpchen auf seiner Kommode an. „Lilli?", verwirrt sieht er zu mir, „Was machst du hier?"
„Ich habe dich gehört und wollte nachsehen, ob alles in Ordnung ist. Ist alles in Ordnung?", frage ich. Markus seufzt und nickt müde. Ich stehe auf und setze mich neben ihn. Ich greife nach seiner Hand, mit der er versucht sein Gesicht zu verdecken, indem er immer wieder über seine Augen reibt. Sie sind gerötet und noch immer laufen ihm Tränen übers Gesicht. Es tut weh ihn so zu sehen.

Mit meiner anderen Hand fahre ich ihm über die Wange und wische seine Tränen weg. Markus schließt seine Augen und seufzt erneut. Dabei bebt sein ganzer Körper. „Du musst mich nicht anlügen. Du musst mir nichts erzählen, wenn du nicht willst, aber bitte, bitte lüg mich nicht an.", bitte ich ihn und streiche sanft über seine Wange. Er öffnet seine Augen und sieht in meine. „Ich hatte einen Alptraum.", sagt er. „Er ist vorbei, hörst du? Ich bin da.", sage ich. „Er hat sich aber so real angefühlt.", erneut laufen ihm Tränen aus den Augen, über meine Hand, auf seine Decke. Ich rutsche näher, bis unsere Knie sich berühren. Bisher habe ich Markus nur einmal so gesehen. Damals, als er Miriam verloren hat. „Ich dachte..", er bricht ab und schließt erneut seine Augen, um sich zu sammeln. „Ich dachte, ich habe geträumt, dass du gestorben wärst. Ich habe dich gesehen. Blut überströmt, lagst du vor mir und du hast mich angelächelt. Deine Augen waren glasig und voller Schmerz, aber du hast gelächelt, als du sagtest: „Es ist okay.". Dann hast du deine Augen geschlossen", Markus legt seine Hand auf meine Wange, als müsste er sich davon überzeugen, dass ich da bin. Lebendig.
„Dein Körper war schlaff. Du bist gestorben, in meinen Armen und sagtest, dass es okay wäre", er presst seine Lippen zusammen. Ich ziehe ihn zu mir und drücke ihn an mich. In meinen Armen sackt er zusammen. Er weint und schlingt seine Arme um meinen Oberkörper. Markus zieht mich zu sich und legt seinen Kopf auf mein Dekolleté ab und er weint.

Sein Körper bebt in meinen Armen. „Bitte bleib bei mir. Ich halte es nicht mehr ohne dich aus. Bleib bei mir.", bittet er mich leise und drückt mich noch näher an sich, so dass ich auf seinen Schoß sitze
„Ich bin da Markus. Ich gehe nicht fort. Nicht, solange du mich brauchst.", verspreche ich ihm. „Ich hab dich nicht verdient.", sagt er leise. Ich fahre durch seine Haare. „Ich entscheide lieber selber, wer mich verdient hat und wer nicht.", flüstere ich. Markus sagt nichts mehr dazu und ich halte ihn solange, bis er sich beruhigt.
„Du solltest schlafen Markus.", sage ich sanft und lächle ihn an. „Wirst du bleiben?", fragt er heiser und ohne darüber nachzudenken, nicke ich.

Markus legt sich hin und ich mich neben ihm. Wir liegen auf der Seite und sehen uns an. Ich betrachte sein Gesicht. Die Narbe an seiner Stirn, seine braunen Augen, das blonde Haar. Unbewusst fahre ich seine Kontur nach. Als ich realisiere was ich da tue, stoppe ich. Markus hat seine Augen geschlossen und grinst leicht. Ich gleite an seinem Kieferknochen bis zu seinem Kinn nach, umfahre seine Lippen, Striche ihm sein Haar aus dem Gesicht und seufze zufrieden. Markus grinst, „Das habe ich vermisst."
Er öffnet seine Augen und sieht in mein verwirrtes Gesicht. „Ich habe es geliebt, wenn du wegen mir zufrieden geseufzt hast. Es hat mir immer gezeigt, dass du dich bei mir wohl gefühlt hast. Es hat mich stolz gemacht. Das macht es noch heute.". Ich lächle und fahre über seine Augenbraue. „Erzähl mir mehr.", bitte ich ihn leise.
„Ich habe es geliebt, wenn du dich an mich geklammert hast. Ich bin immer ein wenig schneller gefahren. Ich genieße deine Nähe. Sie ist wie ein Geschenk.". Er grinst, als ich ihm erneut die Haare aus dem Gesicht streiche.
„Ich liebe deine Augen. Du kannst erzählen, was auch immer du willst, deine Augen zeigen immer die Wahrheit. Ich habe soviel Liebe in ihnen gesehen und manchmal glaube ich, dass ich es auch heute noch sehe."
Ich stoppe und sehe Markus in die Augen. Ich öffne meinen Mund um etwas zu sagen, schließe ihn aber wieder, weil mir die Worte fehlen. Mein Zeigefinger liegt bewegungslos auf seinem Wangenknochen. „Hab ich was falsches gesagt?", fragt er besorgt. Sofort schüttele ich meinen Kopf, „Nein, vielleicht nur ein wenig zu früh.". Markus seufzt, fast schon erleichtert und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. Er greift nach dem Licht und schaltet es aus.
Markus wirft eine Decke über uns und zieht mich wieder an sich. Ich lege meinen Kopf auf seine nackte Brust ab und kann mir ein zufriedenes Seufzen nicht verkneifen. Markus spielt mit meinem Haar, bis wir beide einschlafen.
*
Ich fahre jetzt einen Teil meiner Familie an den Bahnhof und gehe danach mit dem Hund🤓
Ps: wenn man mir das, was Markus zu Lilli gesagt hat, nicht sagt, will ich ihn/sie nicht. Periot!
(Ich bin mir aber auch nicht ganz sicher, ob ich eine Beziehung wie die beiden haben will)

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