Allein

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Schon immer hatte ich mir diesen Tag herbeigesehnt. Und nun war es endlich soweit. Meine Hände zitterten und ich wippte auf meinen Füßen hin und her. Ich stand vor dem schwarzen, einbruchsfestem und verriegeltem Tor der Fightworld Schule Nirbaniens. Um mich herum standen muskulöse Jungen mit wuscheligen Haare, Stoppelfrisur und teils sogar langen Haaren, die zu gestylten Zöpfen gebunden waren. Sie hatten alle ein lockeres, blaues Hemd an und kurze, weiße Hosen. Aufgeregt tuschelten sie miteinander, alle waren sich fremd, und trotzdem schlossen sie sofort Freundschaften. Eine Gruppe Jungs saß etwas abgelegen. Sie hantierten mit Holzstöcken und spitzten sie mit schwarfkantigen Steinen. Manche Stöcke waren schon spitz und die Jungs begannen spielerisch damit zu kämpfen. Sie lachten und johlten, und warteten alle darauf, dass sich die knarzenden Tore öffnen würden. Still stand ich umgeben von aufgeregten Jungs da und umklammerte meinen langen Mantel, dessen Kapuze ich tief in mein Gesicht gezogen hatte und trotz der Hitze nicht abnehmen wollte. "Hi", ertönte plötzlich eine raue Stimme hinter mir und ich fuhr herum. Im letzten Moment, bevor mir die Kapuze wegrutschen würde, zog ich sie wieder tief in mein Gesicht und starrte den Jungen von unten herab an. Die Kapuze bedeckte mein ganzes Gesicht mit einem dunklen Schatten und so sollte der Junge nicht mehr als meinen schmalen Mund sehen können. "Hast du nicht heiß?", fragte der Junge nervös und malte ein Muster mit seinen braunen Klumpschuhen in den staubigen Boden. "Schon...", gab ich zu und der Junge hob bereits die Hand um mir die Kapuze vom Kopf herunterzustreifen. Ich wich schnell zurück und lächelte scheu. "Ich lasse die lieber an", sagte ich leise. Der Junge fuhr sich durch seine schwarze Lockenmähne und schaute mich überrscht an. "Bist du krank?", fragte er besorgt und machte gleichzeitig einen unbemerkten Schritt nach hinten um sich nicht anzustecken. Ich stockte. "Nein...warum?", fragte ich verwirrt. "Du klingst so..hell", sagte der Junge schnell und wurde knallrot vor Scham. "Sorry. Dachte nur...Du bist einfach noch nicht im Stimmbruch", murmelte er und wandte sich schnell ab. Er lief zu der Gruppe Jungs zurück und schnappte sich seinen geschnitzten Ich stampfte hinter einen Baum und zog mir die Kapuze vom Kopf. Ich nahm meinen Spiegel aus der Hosentasche und beäugte mich skeptisch. Mein haselnussbraunes, seidenglattes Haar fiel mir bis zur Brust herunter und meine grau-blauen Augen glänzten immer noch vor Aufregung. Ich zückte ein Haargummi und band mir die Haare zu einem hohen, zotteligen Zopf und zog mir wieder meine Kapuze über. Einen Blick in den Handspiegel genügte, um mir sicher zu sein, dass ich gut getarnt war. Niemand würde mich bemerken, niemand würde fürs erste sehen, was ich war. Ein Mädchen, umgeben von starken, kampfbereiten Jungen in einer Kampfschule für Jungen. Mich würde dennoch niemand bemerken. Fürs erste.

Fights- Ich gegen alleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt